Zusammenführung von Vertrieb und Marketing bedeutet Aus für Mitsubishi

03.09.2000
Eher als geplant, wird das Joint-Venture zwischen NEC und Mitsubishi auch in Europa umgesetzt. In Deutschland bedeutet die Zusammenführung das Aus für die Monitormarke Mitsubishi.

E igentlich sind japanische Manager nicht für die schnelle Umsetzung von Entscheidungen bekannt. "Auch für uns kam der Zeitpunkt der geplanten Zusammenführung überraschend", sagt Christoph Dammer, Vertriebs- und Marketing-Chef für Monitore bei der Misubishi Electric in Ratingen.

NEC und Mitsubishi haben im September 1999 ein Joint-Venture für das Monitorgeschäft gegründet. Beide Firmen sind zu jeweils 50 Prozent an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen beteiligt. Die beiden Konzerne arbeiten dann nicht nur in der technischen Entwicklung und Produktion zusammen, sondern auch Vertrieb und Marketing sollen auf einer Basis stehen. Für den europäischen und deutschen Markt wird die Umsetzung ab dem 1. April anlaufen. Die Konsequenzen: Nach der PC-Division schließt jetzt auch die Monitorabteilung von Mitsubishi in Ratingen.

"In diesem Jahr werden wir die Produktlinien beider Unternehmen noch parallel vermarkten. Ab 2001 wird es nur noch eine Linie mit dem NEC-Label auf dem deutschen Markt geben", erklärt Ernst Holzmann, Business-Development-Manager bei der NEC Deutschland GmbH in Ismaning. Auch personell dominieren die Münchener: Dem neuen paneuropäischen Gemeinschaftsunternehmen NMV Europe (NEC Mitsubishi Visual Display Division) wird NEC-Manager Gerhard Merkl als Europachef vorstehen. Die Zentrale von NMV wird damit ebenfalls in Ismaning angesiedelt. Mitsubishi als Marke verschwindet damit vom europäischen und amerikanischen Markt; in Asien bleibt der Brand dagegen bestehen.

So wie das Joint-Venture hier umgesetzt wird, hat man den Eindruck, dass NEC 51 Prozent gehören und uns nur 49", stellt Dammer resigniert fest. Er stellt aber klar: "Man hat sich in Japan für das NEC-Label entschieden, weil die Marke hier einfach bekannter ist." Er und seine 30-köpfige Mannschaft haben das Geschäft über zehn Jahre in Ratingen aufgebaut. Von den Mitsubishi-Mitarbeitern "werden nur die wenigsten zu NEC nach München wechseln", weiß einer der Vertriebsleute. Der Frust bei den Ratingern ist verständlich: Immerhin wird ihnen aus der Distribution und von Systemhauspartnern bescheinigt, dass "sie wirklich gute Arbeit geleistet hätten". "Seit dem letzten Geschäftsjahrhaben sie profitabel gearbeitet", glaubt ein Produkt-Manager aus der Distribution zu wissen.

Ab dem 1. Juli wird NEC dann eine neue CRT-Produktlinie mit Mitsubishi-Röhren auf den Markt bringen. "Die Zusammenführung wird Zeit brauchen. Wir sehen allerdings auch viele Vorteile: Hierarchiestrukturen entfallen, die Kommunikation läuft künftig direkt mit dem zuständigen Produktionsbereich in Japan ab - das ermöglicht uns ein effektiveres Arbeiten", erklärt Holzmann. (ch)

www.nec.de

www.mitsubishi.com

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