Zweifache Funktion für den einfachen Gebrauch

14.06.2001
Geräte mit Doppel- oder Mehrfachfunktionen erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Beispielsweise tauchen neuerdings immer häufiger Kombinationen aus Digitalkamera und Webcam auf - so auch bei Logitech. Ob der Apparat mit seinen beiden Einsatzbereichen auch doppelten Nutzen bringt, hat ComputerPartner untersucht.

Eine Kamera, zwei Funktionen - Logitechs "Quickcam Traveler" schießt Fotos wie eine normale Digitalkamera und lässt sich als PC-Kamera benutzen. Doch die geschossenen Fotos werden den ambitionierten Hobbyknipser nicht besonders erfreuen. Dazu ist die maximale Auflösung von 640 x 480 Pixeln viel zu gering, und auch manuelle Einstellmöglichkeiten, wie Belichtungszeit oder Blendenwahl, fehlen. Logitech hat dieses Gerät gezielt für Internet-Nutzer konzipiert, die Schnappschüsse von der letzten Gartenparty auf ihre Homepage stellen wollen. Und für diesen und ähnliche Zwecke eignet sich die Kamera recht gut.

Im Lieferumfang enthalten sind ein kipp- und schwenkbarer Fuß, ein Smart-Clip zum Anbringen an Flachbildschirme, eine Trageschlaufe, ein USB-Kabel sowie Software auf drei CD-ROMs für die Bild- und Videobearbeitung.

Die Bedienung der Quickcam als Fotoapparat ist einfach. Beiliegende Batterien einlegen, Betriebswahlschalter in die untere Position - schon ist die Kamera einsatzbereit. Der Anwender kann entweder bis zu 240 Bilder mit 320 x 240 Bildpunkten schießen, oder er entscheidet sich für bis zu 60 Fotos im "Hi-Modus". Das winzige Schwarzweiß-LC-Display (zirka 1,2 x 2 Zentimeter) zeigt die gewünschte Auflösung an, jedoch nicht die geknipsten Motive. Da der Speicher fest installiert ist, lässt er sich nicht aufrüsten. Weitere Bedienelemente sind der Zehn-Sekunden-Timer für Selbstaufnahmen und der Knopf "Mode", mit dem der Anwender alles oder das zuletzt eingefangene Motiv löschen kann.

Schließlich kann der Fotograf über den Restart-Knopf das Gerät aus einer Art Energie sparendem Schlummer wecken, in den es nach einer Minute des Untätigseins automatisch fällt. Dieses Feature nervt allerdings manchmal, weil die Wiedererweckung einige Sekunden dauert und man so eine Art Schnappschuss-Handicap hat. Gleichwohl hat er seine Berechtigung, denn schon nach etwa 45 Aufnahmen im ComputerPartner-Test warnte das blinkende Batteriesymbol im Display vor zu Neige gehenden Energiereserven.

Gute Nahaufnahmen

An der Frontseite des Geräts befindet sich ein Fokusring, mit dem der Benutzer die Tiefenschärfe festlegen kann. Für normale Aufnahmen ab 60 Zentimeter Entfernung dreht er den Ring auf das "Berg"-Symbol. Möchte er ein Objekt aus der Nähe ablichten, wählt er die "Blume"-Markierung. Dadurch lässt sich der Abstand bis auf zehn Zentimeter minimieren.

Um sich die geschossenen Fotos anzuschauen und zu bearbeiten, muss sie der Fotograf auf den PC überspielen. Zuvor installiert er Treiber und Anwendersoftware von der CD-ROM, was problemlos über die Bühne geht. Nun bringt er den Betriebsartenschalter in die obere Position und verbindet die Kamera über das beiliegende USB-Kabel mit dem Rechner. Meistens werden dann automatisch die Software gestartet und die Bilder direkt übertragen. Doch traten auch gelegentlich Pannen auf, beispielsweise suchte der Computer einmal nach erneutem Anschluss der Kamera nach USB-Treibern. Anschließend war das Gerät für den PC nicht mehr existent, und man erhielt eine Meldung à la: "Das Kamera-System wurde aus dem System entfernt". Nach einem Neustart akzeptierte der Computer dann die Kamera wieder.

Lob gebührt Logitech für die Programmoberfläche. Die komplette Navigation ist äußerst klar strukturiert und intuitiv bedienbar. Dafür muss man Höchstnoten erteilen.

Bei angeschlossener Webcam sieht sich der Benutzer im linken Fenster des geöffneten Rahmens - sofern er das Gerät in den schwenkbaren, rutschfesten Sockel gesteckt und diesen am besten auf dem Monitor platziert hat. Am unteren Rand des "Live"-Fensters lassen sich mit 160 x 120, 320 x 240 und 640 x 480 Bildpunkten drei mögliche Auflösungen wählen. Rechts davon befindet sich ein Icon, das weitere einstellbare Aufnahmeparameter wie Kontrast, Sättigung, Helligkeit, Weißabgleich und Empfindlichkeit bietet.

Die beiden Hauptschaltflächen des Rahmens mit der Live-Aufnahme sind oben angebracht und leisten genau das, was ihre Namen "Standbild erfassen" beziehungsweise "Video aufzeichnen" verheißen. Der Anwender bestimmt, nach welcher Zeit geknipst oder "gefilmt" wird. Bei der Videofunktion kann er überdies die Länge des Clips bestimmen und ob - über das in der Kamera installierte Mikrofon - parallel zu den Bildern auch Ton aufgezeichnet werden soll. Das Feature "Video-E-Mail" komprimiert einen zuvor aufgenommenen Video-Clip und ruft anschließend ein frei wählbares E-Mail-Programm für das Versenden desselben auf.

Das linke Klicksymbol am unteren Rand dient dem Herunterladen neuer Fotos von der Kamera. Diese werden als Miniaturen, etwa so groß wie Dias, im rechten Fenster dargestellt. Nach Doppelklick darauf sieht der Betrachter eine vergrößerte Abbildung. Will er sie bearbeiten, so öffnet er den Bildeditor aus der Schnellansicht heraus. Nun sieht man, dass sich die Qualität selbst der mit 640 x 480 Pixeln geschossenen Fotos in engen Grenzen hält.

Web-Konto im Lieferumfang

Das Konzept der intuitiven Bedienbarkeit wird immer dann durchkreuzt, wenn der Anwender das im Lieferumfang enthaltene 15 MB umfassende so genannte "Web-Konto" nutzen möchte. Beispielsweise kann er durch Klicken auf die Schaltfläche "Erstellen eines Web-Albums" Bilder auswählen, um sie auf den Web-Account zu laden, wo sie dann Freunde und Bekannte auf der ganzen Welt betrachten können. Hier ist man gezwungen, sich durch die unübersichtliche Site von Spot-Life zu wurschteln, wobei man schnell den Spaß verlieren kann. Hat der hartnäckige Anwender seine Mitgliedschaft über alle Hindernisse hinweg registrieren lassen, kann er die digitale Beute seiner fotografischen Streifzüge in einem leider viel zu kleinen Fenster, das zum Scrollen nötigt, öffentlich ausstellen.

Als weitere Web-basierende Funktionen hat Logitech "Erstellen einer Webcam" sowie zum Gestalten einer Art eigener Web-Show mit Ton und Bild "Live Video" integriert. Die Webcam erfasst kontinuierlich Bilder und überträgt sie auf den eingerichteten Account, sodass der Benutzer beispielsweise vom Arbeitsplatz aus live das heimische Wohnzimmer beobachten kann.

Auch die Funktion "Bewegungsmelder" dient der Überwachung. Betritt der Sohn das Wohnzimmer, um von Mamas Pralinen zu naschen, fängt die Kamera das ein und speichert es automatisch - als Video oder als Standbild. Anhänger von Trickfilmen kommen mit dem Feature "Animationen erstellen" auf ihre Kosten. Hier kann man Stop-Motion- und Zeitraffer-Videos aufnehmen.

Zentral organisieren lassen sich die Bilder, Videos und Animationen vom Menüpunkt "Meine Galerie". Er bietet dem Anwender die Möglichkeit, einen Editor seiner Wahl für die Bearbeitung aufzurufen sowie die Dateien per E-Mail zu verschicken. (de)

Kurz gefasst

Die Quickcam Traveler von Logitech lässt sich in erster Linie als PC-Kamera einsetzen, als USB-Digitalkamera kann sie zum Fotografieren mit einer höchstmöglichen Auflösung von 640 x 480 Pixeln verwendet werden. Als Webcam bietet das Gerät Funktionen wie Live-Aufnahmen, bewegungssensitive Überwachungen, Erstellen von Animationen sowie Aufnehmen von Standbildern und Videos (inklusive Ton). Zu bemängeln ist die müde Anleitung beim Gebrauch des Web-Kontos, außerdem liegen tiefer gehende Handbucherklärungen nur als PDF-Datei vor. Dafür weiß aber die Programmoberfläche der Software überdurchschnittlich zu gefallen. Da das Preis-Leistungs-Verhältnis des Geräts stimmt, gibt es von ComputerPartner die Gesamtnote Zwei.

Anbieter:

Logitech Deutschland GmbH

Streiflacher Str. 7

82110 Germering

Tel.: 0 89/8 94 67-0

Fax: 0 89/8 94 67-200

www.logitech.de

Preis: 349 Mark

Wertung:

Gerät: 2

Lieferumfang: 1-2

Handbuch: 3

Ease-of-Use: 2-3

Händler-Support: 3

CP-Tipp: 2

(Bewertung nach Schulnoten)

Nachgefasst

Kurzinterview mit Gregor Bieler, Sales- und Marketing-Direktor bei Logitech Deutschland.

Wodurch zeichnet sich die Quickcam Traveler gegenüber vergleichbaren Geräten der Konkurrenz aus?

Bieler: Der wesentliche Aspekt der Quickcam ist der Ease-of-Use. Das Gerät ist sowohl als Digitalkamera als auch als Webcam über die beiliegende Software einfachst zu bedienen. Die Quickcam wurde für die breite Masse konzipiert, nicht für eine technische Elite.

Die maximale Auflösung mit 640 x 480 Pixel ist recht niedrig. Was gab den Ausschlag dafür?

Bieler: Das Konzept Massenprodukt bedingt eben auch einen möglichst günstigen Preis. Und eine höhere Auflösung hätte dieses Einsteigermodell schlicht zu teuer gemacht. Allerdings planen wir auch, ein Highend-Modell der Quickcam im Herbst herauszubringen.

Gibt es einen HändlerSupport in Form von Marketing-Aktionen?

Bieler: Unsere Accounter planen mit Fachhändlern und Distributoren die Aktionen für jedes einzelne Quartal detailliert. Als besonders erfolgreich hat sich auch die Einrichtung der Domain www.logitech-partner.de erwiesen. Hier können sich Fachhändler registrieren lassen und sich fortan mit Info-Material versorgen.

Zur Startseite