Lange Zeit machte der Computerfachhandel fast schon schüchtern einen Bogen um die Digitalfotografie, und es sah so aus, als wollten die Händler das Geschäft den Fotogeschäften und Retailern überlassen. Doch mit der entsprechenden Betreuung schwinden auch die Berührungsängste: "Die Resonanz auf unser Programm war bisher durchweg positiv, der Fachhandel zeigt zunehmendes Interesse für den Produktbereich", lautet das erste Fazit von Andreas Marocco, Business-Group-Manager Multimedia und Home Entertainment bei Ingram Macrotron.
Gestartet am ersten September 2001, hat sich IM Bild zum Ziel gesetzt, dem IT-Handel das Marktpotenzial des Bereichs Digital-Imaging zu vermitteln. Dabei konzentriert sich das Projekt im Bereich Digitalkameras auf Consumergeräte bis knapp 1.800 Euro.
Weiterhin hohe Margen bei stabilen Preisen
Dass der Produktbereich noch lange nicht ausgereizt ist, davon ist Marocco überzeugt: Weil noch ei-niges an technischen Neuerungen drin ist, wird die digitale Fotogra-fie seiner Meinung nach noch einige Zeit lang Wachstumsmarkt bleiben. Im vergangenen Jahr gingen die Anbieter von Wachstumsraten zwischen 60 und 80 Prozent aus. Zwar verfehlten die meisten Hersteller diese Prognosen knapp, dennoch erzielte die digitale Fotografie im Flautejahr 2001 verglichen mit anderen Segmenten traumhafte Steigerungsraten.
Auch ein Preisverfall stehe so schnell nicht an, glaubt Marocco: "Die Hersteller werden zunächst ihre Kameras mit technischen Features aufwerten und somit versuchen, die Preise stabil zu halten." Lidl, Aldi und Co. sind seiner Meinung nach bislang noch keine ernsthaften Konkurrenten: Zwar hatte Aldi vor Weihnachten bereits Digitalkameras um die 250 bis 350 Euro im Angebot, dabei handelte es sich aber meist um ältere Modelle mit zwischen einem und drei Megapixeln.
Das Engagement im Bereich Digitalfotografie ist für Ingram Macro-tron eine solide Option: "Bisher kommen die Kameras im Consumersegment noch nicht an die Qualität der analogen Fotografie heran, also werden die Hersteller zunächst ihre Geräte technisch aufwerten", glaubt Marocco. Der Trend gehe außerdem zu kleinen Consumergeräten: "Digitalkameras entwickeln sich zum schicken Accessoire für den Bistrotisch."
Die gute Nachricht für den Handel: Die Margen bleiben weiter auf hohem Niveau: "Derzeit liegt die Marge für Händler zwischen 15 und 30 Prozent, das wird zwangsläufig weniger werden. Unserer Einschätzung nach bleibt sie im Jahr 2002 aber noch im zweistelligen Bereich", ist die Überzeugung von Marocco und Christoph Sprung, Produktmanager Marketing für den Multimedia-Bereich.
Ziele deutlich übertroffen
Zum Start des Projektes im September hat der Broadliner einigen Aufwand betrieben: Es wurden Anzeigen geschaltet und Faxmailings und Telemarketing-Aktionen durchgeführt. Kurz vor dem Weihnachtsgeschäft erschien der IM Guide, der neben Produktinfos zu Kameras, Druckern, Scannern und Speichermedien Informationen über die technischen Grundlagen des Digital Imaging bereit hält. Auch unternehmensintern hat das IM-Bild-Team Marketing für Digital Imaging betrieben: So hatten die Vertriebsmitarbeiter beim IM Day Gelegenheit, die Produkte der Premium-Partner Canon, Fuji, Kodak, Olympus und Sony - mit dabei seit Januar ist Hewlett-Packard - kennen zu lernen.
Ein Aufwand, der sich gelohnt hat: "Wir haben unsere internen Ziele deutlich übertroffen, und mit dem Programm die Umsätze im Bereich Digital Imaging zusätzlich im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent gesteigert", bilanzieren Marocco und Sprung.
Fokusthema 2002
Ein Erfolg, auf dem im neuen Jahr aufgebaut werden soll: Das Thema Digital Imaging wurde von der Geschäftsleitung bei Ingram Macrotron zu einem der Fokus-Themen 2002 auserwählt: Das bedeutet verstärktes Marketing und eine Vielzahl an Aktionen. Weiterhin will Ingram Macrotron Faxmailings durchführen. Ab Frühjahr sollen dann - zunächst in München - Schulungen und Workshops für Händler anlaufen. Eine Neuauflage des IM Guide ist für Juni geplant. Auch Demogeräte-Aktionen und Bundles, beispielsweise aus Drucker, Software und Digitalkamera, stehen auf dem Plan. Langfristiges Ziel ist ein Fachhandelsprogramm, damit will sich IM Bild aber bis zur zweiten Jahreshälfte Zeit lassen: "IM Bild ist immer noch in der Start- und Aufbauphase. Deswegen wollen wir zuerst einmal Erfahrungen sammeln, und herausfinden, was Kunden und Lieferanten eigentlich wollen.", so Marocco.
www.ingram-macrotron.de
ComputerPartner-Meinung:
Digitalkameras gelten im Handel als beratungsintensives Produkt. Deshalb sind viele Händler zurückhaltend. Schade eigentlich: Denn wo Notebooks, Scanner und Drucker ohnehin verkauft werden, sind Digitalkameras eine ideale Ergänzung der Produktpalette. Und lohnend obendrein, sind sie doch eines der wenigen Produktsegmente, das weiterhin hohe Wachstumsraten verspricht. (st)