Zwölf IT-Riesen gründen gemeinsames Unternehmen

05.04.2000
Online-Marktplätze sind derzeit en vogue. Laut Versprechungen der Betreiber können sich hier Wiederverkäufen den günstigsten Lieferanten aussuchen oder den Bestellvorgang wesentlich verkürzen. Noch mangelt es aber an verbindlichen Standards zur elektronischen Abwicklung der geschäftlichen Transaktionen. Dem will ein von Compaq und HP geführtes Konsortium abhelfen.

Vor drei Wochen rief HP-Chefin Carly Fiorina den CEO von Compaq, Michael Capellas, an und bat um eine Unterredung. Das Ergebnis dieses Gesprächs wurde nun am Tag der Arbeit der Öffentlichkeit präsentiert. Im kalifornischen San Mateo gaben Vertreter von HP, Compaq, Gateway, AMD und NEC bekannt, dass sie gemeinsam mit Infineon, Quantum, Samsung, SCI Systems, Solectron, Western Digital und Hitachi ein Unternehmen gründen wollen, dessen Hauptaufgabe darin bestehen wird, für bessere elektronische Vernetzung der unterschiedlichen Liefersysteme zu sorgen.

Virtueller Marktplatz für PC-Teile

Die neue Firma soll hauptsächlich Dienste für die Computer- und Elektronikbranche anbieten. Bisher arbeiteten die dort agierenden Firmen jede für sich allein an einer besseren Verknüpfung ihrer Bestellvorgänge mit der internen Planungs-Software. Würden sich hier die Marktteilnehmer nun auf verbindliche Standards einigen, könnten sie ihre Supply-Chain-Kosten um bis zu sieben Prozent senken, sagen die zwölf Firmengründer voraus. Zudem sind virtuelle Marktplätze eher dazu geeignet, für Preistransparenz zu sorgen. Hier kann jeder Teilnehmer sich den Lieferanten aussuchen, der ihm die besten Konditionen bietet.

Wohl nicht zuletzt deshalb meiden Distributoren diese Online-Marktplätze. So findet sich unter den Gründungsmitgliedern kein einziger von ihnen. Dabei ist das Konsortium weiterhin für andere Companys offen, doch die Eintritts- hürden liegen recht hoch: Jeder Teilnehmer ist mit 100 Millionen Dollar dabei. Dafür erhält er aber Zugang zu einem 600-Millarden-Dollar-Markt, so die Schätzung von Forrester Research.

IBM startet Gegenoffensive

Unklar ist noch, wie die neu geschaffene Firma heißen und wer sie leiten soll. Momentan tut dies ein Interimsregiment aus den Kreisen der zwölf Gründungsmitglieder. Über die zu unterstützenden Technologien ist ebenfalls nichts bekannt. Erste Aktivitäten sind erst in drei Monaten zu erwarten. Zumindest eine vorläufige Internet-Adresse ist vorhanden: www. ehitex.com.

Nicht an dem neuen Unternehmen beteiligt sind PC-Größen wie IBM, Intel oder Dell. Big Blue hat die Teilnahmen an dem von den Konkurrenten Compaq und HP dominierten Konsortium jedenfalls schon mal kategorisch abgelehnt. Vielmehr versuchen die Armonker, ihre eigene elektronische Marktplatzplattform auf die Beine zu stellen. Acht weitere Elektronikunternehmen sollen diesem Verbund bereits angehören, deren Namen wollte IBM jedenfalls noch nicht nennen. (rw)

www.ehitex.com

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