Acer-Deutschlandchef Wilfried Thom

"Die latente Direktvertriebsangst gibt es bei uns nicht"

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Als PC- und Notebook-Hersteller sieht sich Acer einem sich rasant wandelndem Markt ausgesetzt. Wilfried Thom, Region Manager Central Europe, erklärt im Interview mit ChannelPartner, wie er sein Unternehmen fit für die Zukunft machen will.
Acer-Chef Wilfried Thom präsentiert das neue Einsteiger-Tablet Iconia A1.
Acer-Chef Wilfried Thom präsentiert das neue Einsteiger-Tablet Iconia A1.

Als PC- und Notebook-Hersteller sieht sich Acer einem sich rasant wandelndem Markt ausgesetzt. Wilfried Thom, Region Manager Central Europe, erklärt im Interview mit ChannelPartner, wie er sein Unternehmen fit für die Zukunft machen will.

Acer musste in den vergangenen Monaten empfindliche Verluste hinnehmen. Wie schätzen Sie Ihre gegenwärtige Situation ein?

Wilfried Thom: Ich denke wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Insbesondere den Commercial-Bereich haben wir auch mit externem Know-how ausgebaut. Der Vertrieb über unsere Fachhandelspartner hat sich sehr positiv entwickelt. Wir konnten bei den Endkunden Leads im Wert von 12 Millionen Euro generieren, die wir an unsere Partner weitergeben konnten.

Vor etwa zwei Jahren verkündete Ihr Vorgänger Stefan Engel, dass Acer "in absehbarer Zeit" einen B2B-Anteil von 40 Prozent erreichen wolle. Haben Sie die Marke schon geknackt?

Thom: Derzeit liegt der B2B-Anteil bei rund 30 Prozent. Damit liegt der Wert in Deutschland höher als in anderen Acer-Landesgesellschaften. Wir sind im Umsatz gewachsen und bauen den Bereich weiter aus. Mit der Projektdatenbank beispielsweise, auf die unsere Partner zugreifen können, verzeichnen wir eine hohe Erfolgsquote: Rund 40 Prozent der Anfragen werden als Projekt erfolgreich umgesetzt.. Ich möchte betonen, dass das komplett indirekt passiert. Die latente Angst der Reseller in punkto Direktvertrieb gibt es bei uns nicht. Das ist ein starkes Argument gegenüber manchem Wettbewerber.

Eines Ihrer Kerngeschäfte, der PC- und Notebook-Markt geht aber massiv zurück. Können Sie dies auf Dauer kompensieren?

Thom: Die Konsolidierung des PC-Markt läuft gut. So konnten wir unsere Marktanteile im Tablet-Markt ausbauen. Zudem setzten wir auf Touch & Type, also Geräte, die sowohl über die Touch-Funktion des Displays, als auch per Tastatur bedient werden können. 15 Prozent der von den Marktforschern als verkauften Tablets ausgewiesen, gehören zu dieser Geräteklasse. Man könnte sie auch zu Notebooks zählen. Aber auch die reinen Tablets entwickeln sich sehr gut. Ich bin sehr optimistisch für die Zukunft, denn derzeit sind nur etwa vier Prozent der mit Windows 8 verkauften Geräte Touch-fähig. Da gibt es noch ein enormes Potenzial.

Das ist allerdings derzeit ein stark Consumer-getriebenes Segment.

Thom: Auch im Commercial-Bereich sollten Händler sich rechtzeitig damit beschäftigen und rechtzeitig heißt jetzt sofort.

Aber Acer bietet im Tablet-Bereich doch nur Consumer-Produkte an?

Thom: Reine B2B-Produkte im Business-Segment sind derzeit noch Zukunftsmusik. Die B2C-Geräte werden auch im professionellen Bereich eingesetzt. Wir haben beispielsweise einen großen Autobilhersteller damit beliefert. Wenn das Volumen in Zukunft sich vergrößert, dann wird sicher eine weitere Segmentierung stattfinden. Das hängt von der Nachfrage ab.

Sie sind hier mit Ihren Aussagen sehr vorsichtig. In letzter Zeit musste Acer feststellen, dass man die Nachfrage bei Notebooks überschätzt hatte und dann gemeinsam mit der Distribution auf zu viel Ware sitzen blieb. Ein führender Manager eines Broadliners hat gemutmaßt, dass es einen der großen PC- und Notebookhersteller bald nicht mehr geben wird. Könnte er damit Acer gemeint haben?

Thom: Das kann ich schlecht beurteilen, ich kenne diese Aussage nicht. Ich bin mir allerdings sicher, dass Acer nicht vom Markt verschwinden wird. Wir haben uns seit 30 Jahren am Markt etabliert. Unser Sub-Brand Travelmate existiert seit 25 Jahren, Wir sind auf dem richtigen Weg. Natürlich ist der Markt in einer Umbruchsphase, deshalb muss man jetzt die Weichen richtig stellen. Wir waren immer schnell, das haben wir bei den Ultrabooks bewiesen.

Aber die Ultrabook-Zahlen blieben weit unter den Erwartungen.

Thom: Der Markt muss sich noch entwickeln, dabei werden wir aktiv mithelfen. Wir glauben fest an den Erfolg des Touch & Type-Konzepts. Die Spezifikationen der Ultrabooks werden sich dahingehend verändern.

Sie haben jetzt in New York mit dem Iconia A1 ein neues 7,9-Zoll-Tablet auf Android-Basis vorgestellt. Werden Sie damit ernsthaft im Tablet-Markt mitmischen können?

Thom: Wir haben bereits mit unserem bestehenden Tablet-Portfolio deutlich an Marktanteilen gewonnen und liegen laut GfK zwischen Platz drei und Platz vier. Ich verrate kein Geheimnis, dass wir in absehbarer Zeit auch entsprechende Windows-8-Produkte bringen werden.

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