Oracle schweigt

Sun-Channel steht im Regen

20.05.2010
Während Oracle an neuen Strukturen für Sun bastelt, müssen Sun-Wiederverkäufer rätseln, ob und inwiefern sie damit gemeint sind.

Von Wolfgang Leierseder

Während Oracle an neuen Strukturen für Sun bastelt, müssen Sun-Wiederverkäufer des Sonnenkönigs rätseln, ob und inwiefern auch sie damit gemeint sind. Denn Oracle hat den Sun-Channel zwar wissen lassen, dass die bestehenden Channelprogramme Ende dieses Monats auslaufen, nicht aber, was darauf folgt.

Soviel steht immerhin fest: Oracle hat seine Distributoren - hierzulande unter anderem Arrow ECS, Avnet, Azlan, Ingram und die TIM AG - aufgefordert, bis Oktober die Sun-Wiederverkäufer in das hauseigene Partnerprogramm "Partner Network" zu integrieren.

Offen jedoch ist, was das für den immerhin Kanal bedeutet. Denn was er derzeit mitbekommt, sind neue Rabattregelungen bei Key-Account-Projekten. Hier hat Oracle gesagt, so ein Wiederverkäufer, es werde die Rabattstaffeln im Juni bekannt geben. Da das Unternehmen aber weitere Auskünfte bis heute schuldig blieb, werten so manche Channelpartner dies als Null-Aussage.

Um ein Beispiel zu geben: Wenn Oracle etwa Mails verschickt, denen zufolge die Rabatte für Suns x64- und Sparc-Server wahrscheinlich gekürzt werden, zugleich aber seine Supportkosten erhöht, das RMA-System in Frage stellt und seiner Erklärung im Januar diese Jahres, soviel Direktgeschäfte wie möglich machen zu wollen, bis heute nichts hinzugefügt hat, bedeutet das keine Stärkung des Sun-Channels, wie ein Wiederverkäufer süffisant bemerkte.

Im Gegenteil. Nachdem Sun vor der Integration viele Verkäufer entlassen hat, sei es an den Partnern, das Geschäft voranzutreiben, erklärte Joseph Bohren vom Schweizer IT-Dienstleister Tradeware gegenüber der Schweizer Onlinepublikation "inside-channels.ch". Gesetzt, dem wäre so, - Sun hat beispielsweise in Deutschland rund 70 Prozent seiner Geschäfte über Partner gemacht -, dann verwundern Aussagen von Sun-Partnern, die Prozesse dauerten länger, ebenso wie offene Fragen zu Supportverträgen mit Kunden, deren Verlängerung sowie der ungeklärte Status der Service-Verträge. Wird Oracle sie verlängern? Niemand wisse das, erklärte ein Wiederverkäufer aus Süddeutschland. Im Moment sei er auf Informationen aus den USA oder England angewiesen.

In England aber schält sich gerade heraus, dass Oracle bei jedem Key-Account-Projekt Partner auffordert, Projektpreise einzeln auszuhandeln. Parallel dazu überarbeitet Oracle gerade das CRM-System von Sun - mit der Folge, dass Partner sich schwer tun, in dem System Preise und Verfügbarkeit zu erfahren, wie einige gegenüber der britischen Onlinepublikation Microscope erklärten: RMA-Prozesse abzuschließen könnte jetzt bis zu vier Wochen dauern, so ein Partner.

In Deutschland ist Oracle bis heute nicht bereit, diese Situation zu kommentieren. Die rechtliche Verschmelzung von Sun Deutschland und Oracle sei noch nicht abgeschlossen, weshalb man nichts sagen könne., so der Standpunkt des Unternehmens.

Und Sun Deutschland darf sowieso nichts sagen.

Wer aber viel sagt, sind die Konkurrenten. Migrations- und Wechselangebote von IBM, HP, Dell und Fujitsu sind an der Tagesordnung, und derzeit wird jeder Sun-Partner, der diesen Angeboten folgt, mit Handschlag und gewaltigen Nachlässen auf Hard- und Software begrüßt.

Es ist also an Oracle, Licht ins Dunkel zu bringen und den starken Sun-Channel nicht weiter im Regen stehen zu lassen. (wl)

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