Trend zur Dienstleistung

Nach EP wandelt Euronics auf den Spuren von PC-Spezialist

25.01.2013
Mit der händlerübergreifenden Standardisierung von Dienstleistungsangeboten hat PC-Spezialist einen Nerv getroffen: Nicht nur wurde die Anzahl der produktähnlich vermarkteten Pauschal-Services sukzessive auf inzwischen rund 30 ausgeweitet, auch ist damit der Serviceanteil am Geschäft der zu der Franchisegruppe gehörenden Fachhändlern stetig angestiegen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Im Servicegeschäft lässt sich – im Gegensatz zum Hardware-Bereich mit seinen gegen Null tendierenden Margen – noch etwas verdienen und mit der Dienstleistungskompetenz besitzt der Fachhandel ein Alleinstellungsmerkmal, das ihn fundamental von der Konkurrenz in Retail und Onlinehandel unterscheidet. Werden die Dienstleistungs-„Produkte“ dann auch noch wie im Fall PC-Spezialist konsequent über das Internet vertrieben, hat der oft schon totgeglaubte Fachhandel einen Hebel gefunden, der ihm für die Zukunft gute Überlebenschancen eröffnet.
Gefragtes Modell: Auch EP und Euronics setzen auf die Strategie von PC-Spezialist-Chef Frank Roebers
Gefragtes Modell: Auch EP und Euronics setzen auf die Strategie von PC-Spezialist-Chef Frank Roebers

Mit der händlerübergreifenden Standardisierung von Dienstleistungsangeboten hat PC-Spezialist einen Nerv getroffen: Nicht nur wurde die Anzahl der produktähnlich vermarkteten Pauschal-Services sukzessive auf inzwischen rund 30 ausgeweitet, auch ist damit der Serviceanteil am Geschäft der zu der Franchisegruppe gehörenden Fachhändler stetig angestiegen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Im Servicegeschäft lässt sich – im Gegensatz zum Hardware-Bereich mit seinen gegen Null tendierenden Margen – noch etwas verdienen und mit der Dienstleistungskompetenz besitzt der Fachhandel ein Alleinstellungsmerkmal, das ihn fundamental von der Konkurrenz in Retail und Onlinehandel unterscheidet. Werden die Dienstleistungs-„Produkte“ dann auch noch wie im Fall PC-Spezialist konsequent über das Internet vertrieben, hat der oft schon totgeglaubte Fachhandel einen Hebel gefunden, der ihm für die Zukunft gute Überlebenschancen eröffnet.

Die Attraktivität der Service-Angebote von PC-Spezialist bei Kunden und Partnern ist auch den Wettbewerbern im Kooperationsumfeld nicht verborgen geblieben. Als erster startete Electronic Partner (EP) im vergangenen Dezember mit Plusanschluss.de ein vergleichbares Serviceportal. Sprach die Verbundgruppe zum Start noch von „mehreren hundert“ teilnehmenden Händlern, so teilt EP nun mit, dass inzwischen deutschlandweit mehr als 1.000 EP-Fachhändler an dem Angebot teilnehmen. Zudem sei EP dabei, über zusätzliche Marketing-Maßnahmen die Reichweite und den Bekanntheitsgrad des Serviceportals zu steigern: So wird Plusanschluss.de inzwischen unter anderem über AdWords-Kampagnen und Online-Werbung beworben sowie – als pikante Stichelei – auch über Aufkleber an Standorten von Wettbewerbern im Retail-Umfeld.

Während EP somit bereits auf die Online-Vermarktung von Dienstleistungen setzt, macht sich eine weitere Verbundgruppe daran, ebenfalls das Erfolgsmodell von PC-Spezialist zu adaptieren: So teilte Euronics diese Woche im Rahmen seiner Bilanzkonferenz mit, die CE-Kooperation werden 2013 einen Schwerpunkt auf die Dienstleistungsvermarktung setzen. Geplant ist dabei unter anderem die „Integration von Servicepaketen“. Zusammen mit weiteren in Vorbereitung befindlichen Maßnahmen wie dem Ausbau des regionalen Online-Marketings und der verstärkten Zuführung von Kunden an die Fachhändler über Online-Maßnahmen ergibt sich ein Gesamtbild, das der Strategie der Synaxon-Tochter PC-Spezialist auffällig ähnelt.

Auch Media Markt bietet Service-Pauschalen an

Wer hat's erfunden? Media Markt? Oder doch eher die "Geek Squad" von Best Buy?
Wer hat's erfunden? Media Markt? Oder doch eher die "Geek Squad" von Best Buy?

Bei einem so populären Erfolgsmodell taucht natürlich schnell die Frage auf: „Wer hat’s erfunden?“ Die Antwort darauf ist nicht ganz einfach. So beansprucht sogar Media Markt für sich, als erster in Deutschland bundesweit einheitliche Standarddienstleistungen angeboten zu haben. Ganz von der Hand zu weisen ist der Anspruch nicht. So bietet der Retailer bereits seit mehreren Jahren unter dem Namen „Media Markt Power Service“ eine Vielzahl von Dienstleistungen zu Festpreisen an, darunter unter anderem verschiedene Liefer- und Montagepakete, aber auch PC-Installation und -Reparatur sowie Datensicherung und -Rettung. Im Unterschied zu den Verbundgruppen handelt es sich dabei allerdings um ein Angebot, das nicht von Media Markt selbst, sondern von Partnern wie beispielsweise dem im Ruhrgebiet ansässigen Dienstleister Mühlenfeld & Brieden erbracht werden. Das Unternehmen startete 1992 als Dienstleister für zunächst zwei Media Markt-Standorte und arbeitet inzwischen mit über 50 Mitarbeitern für insgesamt 17 Media Märkte. Ein weiterer Unterschied ist, dass Media Markt sein Angebot online eher unter „ferne liefen“ darstellt und auch keine Preise für seine Dienstleistungsangebote vermarktet.

Eher als Vorbild für den neuen Trend zur Dienstleistung taugt daher der vom US-Retailer Best Buy gestartete Dienst Geek Squad. Mehr als 24.000 Mitarbeiter erbringen heute USA-weit ein breites Portfolio an technikbezogenen Dienstleistungen und bieten diese auch über ein umfangreiches Online-Angebot an. Ein echtes Erfolgsmodell – vor allem, wenn man dieses vor dem Hintergrund der Konzernmutter Best Buy betrachtet, die bereits seit einiger Zeit schwächelt und immer mehr Mühe hat, mit ihrem Produktangebot gegen die E-Commerce-Konkurrenz zu bestehen.

Das „Original“ ist bereits einen Schritt weiter

Während die Online-Vermarktung von Serviceangeboten sowohl im Retail wie auch im Fachhandel immer weitere Kreise zieht, ist PC-Spezialist-Gründer Frank Roebers bereits einen Schritt weiter: Mit seinem neuen Betriebstyp einsnulleins (Channelpartner berichtete) erprobt der Synaxon-Chef derzeit ein ausschließlich Service-bezogenes, Hardware-freies Geschäftsmodell. Selbstverständlich setzt Roebers auch hier von Anfang an auf eine konsequente Online-Vermarktung des angebotenen Portfolios. Mal sehen, welcher Erfolg Roebers neuer Initiative beschieden sein wird – und wie lange es dann dauert, bis auch die Wettbewerber im Kooperations- und Elektromarkt-Umfeld mit ähnlichen Angeboten aufwarten. (mh)

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