Jahresbilanz des Online-Marktführers

Amazons Investitionsstrategie beginnt sich auszuzahlen

30.01.2013
Trotz einem eher mittelmäßigen Weihnachtsgeschäft ist es dem weltgrößten Onlinehändler Amazon gelungen, mit seinen Geschäftszahlen für das vergangene Jahr an den Aktienmärkten ein positives Echo zu erzielen. Grund dafür ist, dass sich in der Bilanz erstmals Anzeichen dafür finden lassen, dass der von Amazon betriebene, kostspielige Aufbau von Plattformen wie dem Medien-Tablet Kindle oder dem Cloud-Angebot der Amazon Web Services (AWS) bereits mittelfristig auszahlen könnte. „Der Wandel, den wir erwartet haben, hat jetzt eingesetzt“, kommentierte Amazon-Chef Jeff Bezos die Geschäftszahlen. So habe sich der eBook-Bereich inzwischen zu einem Milliardengeschäft entwickelt und im vergangenen Jahr um rund 70 Prozent zugelegt – während die Verkäufe im Printbuchbereich lediglich um 5 Prozent anstiegen. „Wir sind begeistert über die positive Resonanz unserer Kunden auf Kindle und unser ständig wachsendes Ökosystem“, erklärte Bezos.
Sieht seine Strategie bestätigt: Amazon-Chef Jeff Bezos
Sieht seine Strategie bestätigt: Amazon-Chef Jeff Bezos

Trotz einem eher mittelmäßigen Weihnachtsgeschäft ist es dem weltgrößten Onlinehändler Amazon gelungen, mit seinen Geschäftszahlen für das vergangene Jahr an den Aktienmärkten ein positives Echo zu erzielen. Grund dafür ist, dass sich in der Bilanz erstmals Anzeichen dafür finden lassen, dass sich der von Amazon betriebene, kostspielige Aufbau von Plattformen wie dem Medien-Tablet Kindle oder dem Cloud-Angebot der Amazon Web Services (AWS) bereits mittelfristig auszahlen könnte. „Der Wandel, den wir erwartet haben, hat jetzt eingesetzt“, kommentierte Amazon-Chef Jeff Bezos die Geschäftszahlen. So habe sich der eBook-Bereich inzwischen zu einem Milliardengeschäft entwickelt und im vergangenen Jahr um rund 70 Prozent zugelegt – während die Verkäufe im Printbuchbereich lediglich um 5 Prozent anstiegen. „Wir sind begeistert über die positive Resonanz unserer Kunden auf Kindle und unser ständig wachsendes Ökosystem“, erklärte Bezos.

Nüchtern betrachtet sind die Zahlen des Online-Marktführers dabei gar nicht so spektakulär: So lag das Umsatzwachstum mit 22 Prozent (auf 21,27 Milliarden Dollar) im Weihnachtsquartal unter dem Jahresmittel von 27 Prozent. Insgesamt lag der Umsatz von Amazon 2012 bei 61,09 Milliarden Dollar, denen ergebnisseitig aber ein Verlust von 39 Millionen Dollar gegenübersteht. Einen Gewinn erwirtschaftete der Onlinehändler immerhin im vierten Quartal. Mit 97 Millionen Dollar liegt dieser aber dennoch um 45 Prozent unter dem Vorjahreswert. Steigende Kosten für die Hardware-Produktion, IT-Infrastruktur und Streaming-Lizenzen lassen erwarten, dass Amazon auch in den nächsten Jahren nicht plötzlich zur „Cashcow“ wird. Das Unternehmen selbst kündigte bereits für das erste Quartal 2013 einen Verlust von möglicherweise bis zu 285 Millionen Dollar an – bei weiteren Umsatzzuwächsen von zwischen 14 und 26 Prozent.

An der Börse stieg die Amazon-Aktie nach Bekanntwerden der Geschäftszahlen dennoch um gut zehn Prozent. Börsianer lieben nun einmal nichts so sehr wie eine mit guten Chancen verbundene Wette auf die Zukunft. Bezos Rede vom einsetzenden Wandel war hier willkommenes Wasser auf die Mühlen. Zudem halten Analysten große Stücke auf die Cloud-Plattform AWS, die für sich genommen bereits auf zweistellige Milliardenwerte taxiert wird. Konkrete Zahlen dazu gibt es von Amazon allerdings nicht. Ebensowenig schlüsselt das Unternehmen seine Umsätze auf – etwa nach in Eigenregie abgewickelten Verkäufen und dem Handelsvolumen der Marketplace-Drittanbieter. Umsatzseitig unterscheidet Amazon lediglich zwischen den Bereichen „Media“ und „Electronics and other general merchandise“. Demzufolge konnte das Mediengeschäft 2012 nur um 12 Prozent zulegen, das Hardgoods-Segment dagegen um mehr als 34 Prozent.

Interessant ist der Vergleich der Amazon-Bilanz mit den vor wenigen Tagen gelieferten Geschäftszahlen von eBay für das zurückliegende Jahr. In beiden Fällen lag das Weihnachtsgeschäft unter den Wachstumszahlen des Gesamtjahres. Während sich der Jahresumsatz beider E-Commerce-Konzerne im Bereich um 60 Milliarden Dollar bewegt, konnte Amazon (27 Prozent) im vergangenen Jahr schneller wachsen als eBay (21 Prozent). Mit seinem Dienstleistungsorientierten Geschäftsmodell ist eBay allerdings ungleich profitabler (751 Millionen Dollar Gewinn) als Amazon (39 Millionen Dollar Verlust). Beide Unternehmen befinden sich in einer fortgeschrittenen Umbauphase. Während eBay mit Hilfe mobiler Technologien seine Vermittlerrolle zunehmend auf den stationären Handel ausdehnt, setzt der Onlinehändler Amazon mit Hilfe seiner Kindle-Plattform auf eine optimierte Kundenbindung. Als Aktivposten erweist sich für beide Konzerne das in den letzten Jahren aufgebaute Service-Geschäft: So zählt Amazon mit AWS inzwischen zu den führenden Cloud-Anbietern und konnte eBay mit seinem E-Commerce-Dienstleister GSI im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,1 Milliarden Dollar erzielen. (mh)

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