Versandhandel

Amazon will mehr Betriebsräte in Deutschland

21.02.2013
Nach tagelangem Wirbel um den Internet-Versandhändler hat sich Amazon-Deutschland-Chef Kleber zu Wort gemeldet. Er sprach sich für mehr Mitbestimmung im Unternehmen aus: Betriebsräte seien willkommen.

Nach tagelangem Wirbel um Amazon hat sich Deutschland-Chef Kleber zu Wort gemeldet. Er sprach sich für mehr Mitbestimmung im Unternehmen aus: Betriebsräte seien willkommen.

Der Internet-Versandhändler will die Mitbestimmung der Arbeitnehmer in Deutschland verbessern. Geschäftsführer Ralf Kleber sprach sich nach dem Wirbel um die Arbeitsbedingungen bei Amazon für mehr Betriebsräte im Unternehmen aus. "Ich finde Betriebsräte sehr gut und ich ermuntere die Mitarbeiter in unseren Logistikzentren, Betriebsräte mitzugründen", sagte er "Spiegel Online."

An zwei von acht deutschen Standorten habe Amazon bereits Betriebsräte, an einem dritten formiere sich gerade einer. Im Logistikzentrum in Pforzheim laufen bereits die Vorbereitungen für die Wahl eines Betriebsrats. Eine Unternehmenssprecherin bestätigte eine Meldung der Zeitung "Badische Neueste Nachrichten". In Pforzheim sind derzeit rund 500 Mitarbeiter mit langfristigen Verträgen beschäftigt. Hinzu kommen je nach Saison mehrere hundert Aushilfen.

Der eTailer war nach Berichten über die Arbeitsbedingungen von Leiharbeitern in die Kritik geraten und hatte sich von einem Sicherheitsdienst und einem Dienstleister getrennt. "Dass ein Sicherheitsdienst in der gezeigten Art und Weise unsere Mitarbeiter bedrängt, das ist nicht akzeptabel", sagte Kleber. Er bedauere die Vorfälle.

In einer ARD-Dokumentation waren die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Leiharbeitern am hessischen Amazon-Standort Bad Hersfeld gezeigt worden. "Die Fernsehbilder, die wir gesehen haben, machen mich betroffen", sagte Kleber. Der Film hatte unter anderem gezeigt, wie Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma die Leiharbeiter und das Film-Team bedrängten und Zimmer durchsuchten. Kleber kündigte weitere Schritte an. "Dass wir die Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsdienst und mit einem weiteren Dienstleister beendet haben, war nur der Anfang. Wir prüfen, welche weiteren Konsequenzen wir noch ziehen werden."

Amazon hält aber dennoch an der Leiharbeit fest. "Wir brauchen Leiharbeiter, um das Saisongeschäft abzufedern, und wir haben den Anspruch, die Leiharbeiter genauso zu behandeln und zu bezahlen, wie unsere Stammbelegschaft", sagte Kleber. Der Prozentsatz der Leiharbeiter bei Amazon sei aber verschwindend gering.

Neben dem Wirbel um Leiharbeiter hat Amazon auch Ärger mit den Wettbewerbshütern. Das Bundeskartellamt hatte am Mittwoch angekündigt, die Rechtmäßigkeit von Preisauflagen für Händler zu prüfen, die Waren über Amazon anbieten. Kleber zeigte sich gelassen. Das Verfahren sei Amazon schon seit längerem bekannt. "Wir begrüßen das Verfahren, weil es endlich Klarheit in einer wichtigen Grundsatzfrage schaffen wird."

Das Kartellamt will für seine Ermittlungen 2.400 Händler befragen. Es geht dabei um die sogenannte Preisparitätsklausel bei Amazon: Händler, die die Plattform nutzen, dürften ihre Produkte nicht an anderer Stelle im Internet etwa bei eBay billiger anbieten, so das Kartellamt. Möglicherweise verstoße die Klausel gegen das allgemeine Kartellverbot. (dpa/rw)

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