Insolvente österreichische Elektrokette

Rettet Cyberport Niedermeyer?

24.05.2013
Normalerweise sorgt die Insolvenz eines österreichischen Händlers in der deutschen ITK-Branche nur für wenig Aufsehen. Im Fall der Elektronikkette Niedermeyer, die Anfang April beim Handelsgericht Wien Insolvenz anmeldete, verhält sich das allerdings anders.
Mit zuletzt über 100 Millionen Euro Umsatz und 98 Filialen zählt Niedermeyer zu den Marktführern im österreichischen Retail.
Mit zuletzt über 100 Millionen Euro Umsatz und 98 Filialen zählt Niedermeyer zu den Marktführern im österreichischen Retail.
Foto: Niedermeyer

Normalerweise sorgt die Insolvenz eines österreichischen Händlers in der deutschen ITK-Branche nur für wenig Aufsehen. Im Fall der Elektronikkette Niedermeyer, die Anfang April beim Handelsgericht Wien Insolvenz anmeldete, verhielt sich das allerdings anders – war das Unternehmen doch seit 2011 im Rahmen der Kooperation "Cyberport.at Niedermeyer" mit einem der größten deutschen Elektronikversender verbunden.

Zuletzt konnten Kunden von Cyberport in insgesamt 28 Niedermeyer-Filialen österreichweit ihre Online-Bestellungen abholen. Click&Collect-Angebote erfreuen sich in der Alpenrepublik hoher Beliebtheit: So setzt auch der erfolgreiche Onlinehändler Electronic4You des ehemaligen Redcoon-Gesellschafters Hannes Majdic auf den Betrieb eigener Abholshops.

Bereits kurz nach der Insolvenzmeldung von Niedermeyer kursierten Gerüchte, wonach Cyberport seinen österreichischen Vertriebspartner retten könnte. Nun, kurz vor Schluss der bis Ende Mai laufenden Frist bis zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens verdichten sich die Hinweise.

Chancen des Rettungsplans bei 50:50

Wie die österreichische Tageszeitung Kurier berichtet, ist die Burda-Tochter Cyberport einer von drei Gesprächspartnern, mit denen Niedermeyer-Chef Werner Weber über eine Rettung der Elektronikkette verhandelt. Allerdings könnte eine Sanierung des Unternehmens teuer werden: Webers Rettungsplan, der eine noch konsequentere Multi-Channel-Ausrichtung von Niedermeyer vorsieht, soll rund vier bis sechs Millionen Euro kosten. Zudem müssen zur Bedienung der Gläubiger weitere vier Millionen aufgebracht werden. Die Chancen, dass die Rettung von Niedermeyer innerhalb der vorgegebenen Frist gelingt, liegen laut Kurier bei 50:50.

Niedermeyer, das vor der Insolvenzanmeldung in Österreich insgesamt 98 Filialen betrieb, hatte 2012 einen rückläufigen Umsatz von 104,9 Millionen Euro erwirtschaftet. Zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags hatte das Unternehmen einen Schuldenberg in Höhe von 28,8 Millionen Euro angehäuft.

Filialen geschlossen, Mitarbeiter gekündigt

Inzwischen hat die Elektronikkette bereits mehr als die Hälfte ihrer Filialen geschlossen und den Mitarbeiterstamm in gleichem Umfang reduziert. Das Multi-Channel-Geschäft – zu dem auch die Zusammenarbeit mit Cyberport zählt – gehörte nach Angabe von Firmenchef Weber zu den Aktivposten des Elektronikhändlers: So sei die Abholung von Online-Bestellungen im vergangenen Jahr für rund 20 Prozent der Umsätze des Unternehmens verantwortlich gewesen.

Auch für Cyberport hatte sich die Zusammenarbeit mit Niedermeyer erfreulich entwickelt. Im Interview mit ChannelPartner bezeichnete Cyberport-Geschäftsführer Olaf Siegel im Februar Auslandsaktivitäten wie "Cyberport.at Niedermeyer" als einen der Gründe für das starke Wachstum des Elektronikversenders. Zudem erklärte Siegel beim Start des Kooperation, mit Hilfe des servicestarken und Österreich-weit bekannten Elektronikfachhändlers Niedermeyer werde Cyberport viele Konsumenten in der Alpenrepublik von den Vorteilen des Online-Kaufs überzeugen können, die bislang dem Kauf im Internet eher skeptisch gegenüber gestanden hätten – in den nächsten Tagen wird sich zeigen, wie viel der erleichterte Zugang zum österreichischen Markt Cyberport tatsächlich wert ist. (mh)

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