3GSM World Congress: Hoffnung Mobile Internet

19.02.2007
Auf dem 3GSM World Congress in Barcelona standen zwei Themen im Vordergrund: Das rasante Wachstum in den Schwellenländern und das mobile Internet, das vor allem in den gesättigten Märkten Mitteleuropas für neue Profite sorgen soll.
Rund 55.000 Besucher kamen auf den 3GSM World Congress, der vom 12. bis 15. Februar in Barcelona stattfand. Foto: 3GSM World Congress
Rund 55.000 Besucher kamen auf den 3GSM World Congress, der vom 12. bis 15. Februar in Barcelona stattfand. Foto: 3GSM World Congress
Foto: 3GSM World Congress

Mit zirka 1.300 Ausstellern und 55.000 Besuchern verzeichnete der 3GSM World Congress, der vom 12. bis 15. Februar 2007 in Barcelona stattfand, neue Rekorde. Der Zuwachs ist symptomatisch, denn die gesamte Branche kann sich über mangelndes Wachstum nicht beklagen: Allein 2007 soll die Zahl der Mobilfunkteilnehmer weltweit um 480 Millionen steigen, so eine Prognose des Marktforschungsunternehmens Informa Telecoms & Media. Mit fünf Milliarden Handy-Nutzern bis 2015 rechnet Simon Beresford-Wylie, designierter Chef des Joint Ventures Nokia Siemens Networks.

Auf die Branche kommen damit zusätzliche Herausforderungen zu, denn die neuen Nutzer stammen vornehmlich aus Schwellen- und Entwicklungsländern. Dies erfordere andere Geschäftsmodelle und andere Netze, so Beresford-Wylie. Selbst UMTS sei für diese Datenmassen nicht ausgelegt, warnte Nortel-Chef Mike Zafiroski. Ausrüstern wie Nokia Siemens, Nortel, Alcatel-Lucent oder Ericsson schwebt eine Kombination aus herkömmlichen Mobilfunkstandards mit Technologien wie WiMax oder Long-Term Evolution (LTE) vor. Vor allem Ericsson setzt auf LTE und zeigte auf der 3GSM einen Testlauf, bei dem über einen 20-MHz-Kanal im 2,6-GHz-Frequenzband Übertragungsraten von 144 Mbit/s erreicht wurden.

Preiskampf bei Sprachminuten

Die europäischen Netzbetreiber plagen allerdings andere Sorgen als rasante Kundenzuwächse und überlastete Netze - im Gegenteil: In einem praktisch gesättigten Markt müssen sie mit sinkenden Preisen für Sprachdienste kämpfen und endlich Datenverkehr auf die UMTS-Netze bringen.

In Deutschland heizt vor allem E-Plus mit der Discount-Tochter Simyo und der Billigmarke "Base" den Preiskrieg bei Sprachtarifen an. Um elf Prozent sank der durchschnittliche Preis einer GSM-Telefonminute im vergangenen Jahr. Die Billigstrategie ist erfolgreich: Im Vergleich zu 2005 konnte der Anbieter 2006 seine Kundenzahl um 18 Prozent auf 12,65 Millionen steigern und damit einen Marktanteil von 14,9 Prozent erzielen. Auch 2007 will der Netzbetreiber den Preisdruck aufrechterhalten. Den Gegner sieht der E-Plus-Chef Thorsten Dirks allerdings nicht bei den Mobilfunkern, sondern im Festnetz: "Wir wollen Kunden vom Wettbewerb gewinnen und mehr Verkehr aus dem Festnetz auf unser Netz lotsen", sagte er in Barcelona. Ziel sei es, den Anteil von Mobilfunk am Gesamtmarkt in zwei Jahren auf 30 Prozent zu erhöhen. Derzeit laufen rund 18 Prozent aller Sprachminuten durch mobile Netze.

Die Konkurrenz folgt dem Preisverfall zwar widerwillig, hat aber eigentlich ganz andere Pläne, um Umsatz und Gewinne langfristig zu sichern: Das mobile Internet soll es mal wieder richten - obwohl der Datenverkehr (ohne SMS und MMS) 2006 nach einer Analyse von Dialog Consult nur 6,1 Prozent zu den Diensteumsätzen der Netzbetreiber beitrug.

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