Mit eigenem Browser

Google greift Microsoft an

03.09.2008
Suchmaschinenbetreiber Google will Microsoft mit einem eigenen Internetbrowser Konkurrenz machen. Das Unternehmen aus Mountain View im US-Bundesstaat Kalifornien ließ am Montag verlauten, die Beta-Version des Browsers Google Chrome werde am Dienstag in mehr als 100 Ländern zum Herunterladen freigegeben.
Der Google-Webbrowser "Chrome"
Der Google-Webbrowser "Chrome"
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Suchmaschinenbetreiber Google will Microsoft mit einem eigenen Internetbrowser Konkurrenz machen. Das Unternehmen aus Mountain View im US-Bundesstaat Kalifornien ließ am Montag verlauten, die Beta-Version des Browsers Google Chrome werde am Dienstag in mehr als 100 Ländern zum Herunterladen freigegeben.

Die neue Software soll den Zugang zu Websites gegenüber bisherigen Browsern beschleunigen und komplexe Web-Anwendungen leichter nutzbar machen, ohne dass dafür Software heruntergeladen werden muss. Google Chrome ist als Open-Source-Software ausgelegt, so dass Dritte deren Code für sich anpassen können. Der neue Browser soll stabiler und sicherer sein als die der Wettbewerber und ist nach Unternehmensangaben mit einer leistungsstarken JavaScript-Engine ausgestattet.

Google Chrome wird im direkten Wettbewerb mit dem Internet Explorer von Microsoft stehen, ein Browser der weltweit auf den meisten Rechnern läuft. Während Nutzer bislang überwiegend nicht darauf achten, welchen Browser sie einsetzen, ist die Wahl des Fensters zum Internet für Softwarehersteller wichtig, besonders was die Anschlussfähigkeit ihrer Web-Angebote betrifft.

Google-Manager haben bereits die Befürchtung geäußert, dass es bei den am Markt befindlichen Browsern schwierig werden könnte, jene neuen Web-Anwendungen nutzbar zu machen, mit denen Google sich von der einseitigen Ausrichtung ihres Geschäftes auf Such-Produkte lösen will, schreibt das "Wall Street Journal" (WSJ) in ihrer Dienstagsausgabe. Sollte es gelingen, einen eigenen Web-Browser am Markt zu etablieren, müsste Google auf die Standards anderer Web-Konzerne nicht mehr Rücksicht nehmen.

In der Pressemitteilung von Google heißt es, weil das Web nicht mehr aus einfachen Textseiten bestehe, sondern überwiegend aus weitreichenden, interaktiven Anwendungen, habe man den Browser "komplett neu denken müssen". Herausgekommen sei eine moderne Plattform für Websites und Applications.

Nach Meinung von Danny Sullivan, dem Chef des auf Internetfragen spezialisierten Nachrichten- und Analyseportals "Search Engine Land" zeigt der Vorstoß von Google, wie sehr Browser mittlerweile mit dem traditionellen Computer-Betriebssystem um die Plattform für die künftige Softwareentwicklung wetteifern.

Microsoft gibt sich unterdessen gelassen. Der für den Explorer zuständige Manager Dean Hachamovitch äußerte sich zuversichtlich, dass Internet-Nutzer auch künftig den Marktführer favorisieren werden. Auch Danny Sullivan warnt, nur weil Google einen Browser anbiete, müsse das nicht heißen, dass er auch Verbreitung finde. Bei den Software-Angeboten sei Google bisher lediglich mit Google Earth erfolgreich gewesen. Microsoft kommt mit dem Internet Explorer nach Erhebungen der Experten von Net Applications gegenwärtig auf 72% Marktanteil.

20% der Browser-Nutzer vertrauen auf Firefox von der Mozilla Foundation. Mit der Non-Profit-Organisation hat Google erst vor wenigen Tagen die Kooperation bis zum Jahr 2011 verlängert, schreibt das WSJ. Dass Google mit Chrome jetzt einen eigenen Browser auf den Markt bringt, könnte das Verhältnis belasten. (Dow Jones/rw)

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