Guardian

1.000 Google-Anfragen verbrauchen soviel wie ein Autokilometer

05.05.2009
Der Stromverbrauch des World Wide Web ist viel zu hoch, warnt der britische "Guardian". Forscher schlagen schon vor, das Web einfach etwas zu bremsen.

Der Stromverbrauch des World Wide Web ist auf Kosten der Umwelt und der Konzerne viel zu hoch, warnt der britische "Guardian". Forscher schlagen schon vor, das Web einfach zu bremsen.

Eine Websuche bei Google verbraucht laut "New Scientist" eine Strommenge, bei der 200 Milligramm CO2 freigesetzt werden. Zusammengenommen sollen 1.000 Google-Anfragen soviel CO2 erzeugen wie ein Auto auf einem gefahrenen Kilometer.

Das klingt dem "Spiegel" zufolge alles noch nicht nach viel. Comscore in den USA hat aber allein für den März 2009 über neun Milliarden Suchanfragen weltweit ermittelt. Rechnet man das auf den CO2-Ausstoß eines Autos um, entspräche das einer Fahrstrecke von 12.000 km - pro Stunde wohlgemerkt.

2006 hat die US-Umweltbehörde geschätzt, dass amerikanische Rechenzentren pro Jahr rund 61 Milliarden Kilowattstunden an Strom verbrauchen. Das entsprach damals dem doppelten Stromverbrauch Großbritanniens. Geht man davon aus, dass der Verbrauch pro Jahr um zehn Prozent steigt, dürften es heute weit mehr sein.

Laut "New Scientist" gibt es heute rund 1,5 Milliarden Websurfer. Angesichts dessen wird der weltweite Energieverbrauch der Internet-Rechenzentren auf 152 Milliarden Kilowattstunden geschätzt. David Sarokin hat auf dem kommerziellen Q&A-Portal UClue sogar vorgerechnet, dass der globale Internet-Energiebedarf sich inklusive der angeschlossenen Computer, Kühlanlagen und Netzwerk-Hardware sich auf 867 Milliarden Kilowattstunden beläuft.

Allein die Bandbreiten fressenden Youtube-Videos sollen laut Credit Suisse jährlich über 350 Millionen Euro kosten.

Um die Kosten in ihren Rechenzentren zu minimieren, denkt IBM schon darüber nach, über die Nutzung der Abwärme in Wohn- und Bürogebäuden CO2-neutral zu werden. Google hat Pläne über schwimmende Rechenzentren vorgelegt, die Meerwasser zur Kühlung und Wellen zur Stromerzeugung nutzen sollen.

Forscher der Universität Berkeley denken darüber nach, den Stromverbrauch zu senken, indem Datenpakete zusammengefasst und geballt oder mit einer geringen Verzögerung von wenigen Millisekunden verschickt werden. Im ersten Fall kann die Netzwerk-Hardware in Phasen geringer Belastung einen Gang herunterschalten und somit weniger Energie verbrauchen, im zweiten Fall, "Load Skewing" genannt, wird die Netzwerk-Hardware kurzfristig voll ausgelastet, um dann im Ruhestand weniger zu verbrauchen.

Durch Glättung der Datenströme, Fall eins, sollen Einsparungen von bis zu 50 Prozent drin sein, im "Load Skewing"-Verfahren von 40 bis 80 Prozent. (kh)