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10 Blockchain-Startups, die Sie kennen sollten

04.12.2017 von Peter Sayer und Florian Maier
Software, Services und Plattformen - die Blockchain-Technologie durchdringt zusehends die Unternehmenswelt. Wir zeigen Ihnen zehn Blockchain Startups, die Sie kennen sollten.

Gefühlt vergeht inzwischen kein Tag mehr, ohne dass ein neues Blockchain-Startup einen Batzen Wagniskapital einstreicht oder ein Inital Coin Offering (ICO) ausruft - dabei handelt es sich quasi um unreguliertes Crowdfunding auf Basis einer Kryptowährung.

Wir zeigen Ihnen zehn junge Blockchain-Businesses, die Ihr Unternehmen beflügeln könnten.
Foto: Kanashkin Evgeniy - shutterstock.com

In einem dynamischen Markt wie diesem eine vernünftige Investitionsmöglichkeit auszumachen, ist seit jeher schwierig. Wir zeigen Ihnen trotzdem zehn Blockchain-Startups, die Sie kennen sollten. Warum? Weil die Technologien dieser jungen Unternehmen möglicherweise im Stande sind, Ihr Unternehmen voranzubringen. Alle Angaben ohne Gewähr.

Bitgo

Bitcoin ist die ursprüngliche Blockchain-Applikation. Grob gesagt ist das ein Kryptowährungs-System, das Zahlungen zwischen zwei Parteien ermöglicht, ohne dass diese sich kennen.

Eine der Herausforderungen für Unternehmen, die Bitcoin-Zahlungen verarbeiten wollen, stellt die Integration der Star-Kryptowährung in existierende finanzielle Kontrollsysteme. Das geht weit über die normale Buchhaltung hinaus, die für die existierenden Multi-Währungssysteme ausreichen mag Es geht dabei auch um Zugangskontrolle: Wer darf Zahlungen autorisieren, an wen dürfen diese gehen und wo, beziehungsweise wie werden die Transaktionen (und ihr jeweiliger Zweck) festgehalten?

Standardmäßige Bitcoin Wallets machen eigentlich nicht viel mehr, als einen privaten Schlüssel zu speichern, der für Bitcoin-Transaktionen benötigt wird. Die Besitzer dieser virtuellen Geldbörsen entscheiden also darüber, wie die Zugangskontrolle geregelt wird - oder auch nicht.

Das Blockchain-Startup Bitgo hat eine Bitcoin Wallet für den Unternehmenseinsatz entwickelt. Die ermöglicht mehrfache Signaturen von Transaktionen, unterstützt Whitelists um fehlerhafte Zahlungen zu vermeiden und lässt sich zudem via APIs in andere Enterprise-Applikationen integrieren.

Darüber hinaus entwickelt Bitgo auch private Blockchain-Systeme - zum Beispiel für die britische Münzprägeanstalt. Dort kommt sie zum Einsatz, um die Transaktionen auf dem Online-Goldmarkt zu protokollieren.

SETL

SETL bietet Unternehmen oder ganzen Branchen eine Blockchain-Plattform in Echtzeit, die zum Beispiel zur Erstellung von Eigentums-Registern oder zum Austausch von Sicherheiten, Investmentfonds und Beteiligungskapital zum Einsatz kommen soll. Die OpenCSD genannte Plattform kann auch für Factoring- oder Diskontierungs-Geschäfte zum Einsatz kommen, um die Liquidität auf dem Markt für Handelsrechnungen zu verbessern, wie SETL betont.

Vier französische Asset-Management-Unternehmen - darunter Groupama AM und Arkea Investment Services - haben mit OpenCSD die paneuropäische IZNES-Plattform aufgebaut. Und auch die britische Metro Bank hat die Blockchain-Plattform bereits getestet, um Kartenzahlungen seiner Kunden zu erfassen und zu verarbeiten.

Chain

Während die Bitcoin-Blockchain völlig frei und öffentlich zugänglich ist, bietet Chain mit der Blockchain-Plattform Sequence Unternehmen eine restriktivere Variante. Wie alle Blockchains basiert auch diese auf dem Grundsatz der Unveränderlichkeit der Daten, sobald diese einmal aufgezeichnet wurden. Die Chain-Lösung beschränkt dabei aber gleichzeitig, wer neue Daten hinzufügen darf. Das geschieht über eine "Secure Enclave" und den Austausch kryptografischer Schlüssel: Jede Transaktion muss von den beteiligten Menschen und Systemen gegengezeichnet werden.

Das Startup empfiehlt seine Blockchain-Plattform für zahlreiche, verschiedene Einsatzzwecke, etwa Ride Sharing, die Absicherung von digitalen Geldbörsen oder den Austausch von Kryptowährungen. Grundsätzlich sei jedes System, das Kontostände aufzeichnet eine potenzielle Applikation für Sequence, so das Unternehmen.

Blockstream

Das in San Francisco beheimatete Startup Blockstream nutzt die ursprüngliche Bitcoin-Blockchain. Dabei profitiert das Startup von der Unveränderlichkeit der Daten und der globalen Reichweite der Bitcoin-Blockchain - und befähigt seine Kunden, nicht nur untereinander Assets auszutauschen, sondern auch von einer Blockchain in die anderen zu verschieben. Damit Unternehmen in den Genuss dieser Vorzüge kommen, bietet das Startup die Open-Source-Software-Plattform Elements Project an.

Darüber hinaus arbeitet man bei Blockstream aber auch daran, die Bitcoin-Blockchain ins All zu befördern. Denn eine wesentliche Hürde, die es für die Bitcoin-Blockchain auf dem Weg zu einem weltweiten anerkannten Zahlungssystem zu überwinden gilt, ist der Bedarf an Connectivity, um auf sie zuzugreifen. Ohne Zugang zum "global transaction ledger" kann man schließlich nicht nachvollziehen, ob es die Bitcoins, die einem gerade angeboten werden, wirklich gibt oder ob diese bereits ausgegeben wurden. Blockstream will deshalb mehrere Satelliten in den Weltraum schießen, die fortwährend über Updates der Bitcoin-Blockchain informieren sollen. So sollen auch Nutzer ohne Internetzugang ihre Transaktions-Datenbanken auf dem neuesten Stand halten können.

Elliptic

Weil die Bitcoin-Blockchain alle jemals getätigten Transaktionen - und auch die Verknüpfungen zwischen einzelnen Konten - festhält, sehen nicht wenige Regulatoren sie als ein Investment in die Zukunft der Strafverfolgung. Denn wenn sich herausstellt, dass eine Transaktion mitillegalen Aktivitäten in Verbindung steht, könnten die Beteiligten unter Umständen auch Jahre danach identifiziert werden.

Auch kriminelle Hacker nutzen die Bitcoin-Blockchain - etwa, um via Ransomware erpresste Gelder einzustreichen. Und auch wenn Cyberkriminelle in der Regel schlau genug sind, diese Transaktionen zu verschleiern: Sollten Sie wegen einer Bitcoin-Transaktion plötzlich mit Darknet-Aktivitäten in Verbdinung gebracht werden, kann sich das negativ auf Ihre Reputation auswirken.

Genau an dieser Stelle setzt das Blockchain-Startup Elliptic an: Das Ziel des jungen Unternehmens besteht darin, rechtswidrige Aktivitäten innerhalb der Bitcoin-Blockchain zu identifizieren und sowohl Finanz-Institutionen, als auch Strafverfolgungsbehörden über diese zu informieren. Die Blockchain und die eigenen Datenbank von Elliptic befähigen Unternehmen, auditierbare Risikoprofile über potenzielle Geschäftspartner zu erstellen.

Das Startup will mit seinem Service auch den Kampf gegen Ransomware aufnehmen. Dazu analysiert das Unternehmen die Zahlungsadresse der Angreifer und sagt - auf Basis vergangener Transaktionen - vorher, wie wahrscheinlich es ist, dass die von der Ransomware verschlüsselten Daten nach Zahlung des Lösegelds wieder entschlüsselt werden. Sollten sich Kunden zur Zahlung entschließen, kann Elliptic nach eigener Aussage möglicherweise auch dabei hefen, den Erpresser zu identifizieren.

Waves Platform

Glauben Sie, Ihre Kunden wären von einem Blockchain-basierten Loyalty-Programm oder Voting-System begeistert, wollen e saber nicht selbst auf die Beine stellen? Dann ist die Waves Platform die richtige Anlaufstelle für eine maßgeschneiderte Whitelabel-Lösung. Die Blockchain-Plattform beherbergt bereits 5000 verschiedene Arten von Tokens.

Das Startup sucht mit Hilfe einer neuen Blockchain-Technologie auch nach Wegen, um den Transaktions-Durchsatz zu erhöhen. Statt ein großes Bündel von Transaktionen in regelmäßigen aber langen Intervallen zu übertragen, transferiert das "Waves-NG"-System die just-in-time und bündelt wenige davon in sogenannten Microblocks, von denen hin und wieder einer zum "key block" erklärt wird. Im Prinzip funktioniert das in etwa so wie der Komprimierung eines digitalen Videostreams: Nachdem ein Key Frame übertragen wurde, werden bis zum nächsten Key Frame nur noch die Veränderungen zwischen den einzelnen Bildern übertragen.

Ethereum

Während Bitcoin als digitales Zahlungsmittel entworfen wurde, hat man bei Ethereum größere Pläne für seine Blockchain. Denn die wurde von Grund auf so entworfen, dass damit nicht nur Transaktionen aufgezeichnet werden können, sondern auch Code ausgeführt werden kann. So werden Smart Contracts ermöglicht: Transaktionen, die quasi für sich selbst entscheiden, wann sie für die Ausführung bereit sind.

Die Smart Contracts auf der Ethereum-Plattform sind in einer neuen Programmiersprache namens Solidity geschrieben und werden auf der dezentralisierten Software-Plattform Homestead ausgeführt. Die Smart Contracts können beispielsweise verwendet werden, um private Kryptowährungen zu schaffen, Crowdfunding-Geschäfte zu managen oder autonome demokratische Organisationen abzubilden.

Vertrauen basiert bei Ethereum auf dem Grundsatz, dass der Code das Gesetz ist. Was zu Problemen führt, wenn jemand Fehler macht. Einige Male musste deshalb schon von Menschenhand "nachgebessert" werden.

Zum ersten Mal geschah es im Juni 2016, als es jemandem gelang, ein "Loophole" in einem Smart Contract auszunutzen, der einen Wagniskapitalfonds namens "The DAO" zum Inhalt hatte. Dabei wurde ein Drittel des Werts vernichtet. Um den Exploit rückgängig zu machen, mussten alle Ethereum-User um Zustimmung für eine Modifikation des "shared ledger" gebeten werden. Diejenigen, die akzeptiert haben, nutzen nun die Ethereum-Blockchain, alle anderen die Ethereum-Classic-Blockchain. Für viele User ist dieser Fork transparent: Die Blockchain, die sie nutzen, wächst weiter wie zuvor. Der einzige Nachteil ist, dass sie mit Geschäftspartnern auf der jeweils anderen Gabelu-ng der Ethereum-Blockchain nun nicht mehr interagieren können.

Der zweite Vorfall spielte sich im November 2017 ab. Dabei wurde versehentlich ein Bug in hunderten von "Smart Wallets" von Parity ausgelöst, der dazu führte, dass die darin enthaltenen Kryptowährungs-Bestände unwiederbringlich weggeschlossen wurden. Dabei geht es um ein Volumen von circa 160 Millionen Dollar. Es könnte also schon bald der nächste Ethereum-Hard Fork anstehen.

R3

Das Blockchain-Startup R3 betreibt einen "distributed ledger" namens Corda, den Sie selbst auf Microsoft Azure ausführen können. Corda kann auf die Unterstützung von rund 100 Finanzinstitutionen zählen und wurde für diese Branche entworfen. Auch Corda ermöglicht Smart Contracts - im Gegensatz zur Ethereum-Blockchain sind diese schlauen Verträge aber ausschließlich dazu da, finanzielle Transaktionen abzubilden.

Zwar ist das Corda-"Kassenbuch" ebenfalls allgemein zugänglich - allerdings ist der Austausch von privater Kommunikation zwischen den Parteien hier möglich. Denn vielleicht wollen sie zwar das Transaktionsvolumen in der Blockchain verankert wissen, nicht aber die Details über ein bestimmtes Geschäft. Die Transaktionspartner der R3-Plattform kennen sich untereinander und jeder Smart Contracts muss durch einen Vertrag in der "echten Welt" nochmals bestätigt werden. Für den Fall, dass es zum Disput kommt.

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Gem

Das Startup Gem will die Blockchain-Technologie zur Schaffung von Systemen nutzen, die einen kontrollierten Zugang zu bestimmten Informationen ermöglichen - etwa über einen bestimmten Markt oder eine spezifische Branche. In erster Linie will das Startup damit Healthcare-, Supply-Chain- und Versicherungs-Applikationen adressieren. Hier ist der Zugang zu Informationen von entscheidender Bedeutung, die Vertrauensprobleme aber immens. Mit GemOS können Unternehmen sich mit jedem Data Store oder Blockchain-Netzwerk verbinden - sagt Gem.

Viele Unternehmen - etwa in der Autoversicherungs-Branche - könnten ihren Kunden nach Meinung des Blockchain-Startups bessere Angebote machen. Wenn sie Zugang zu mehr Informationen hätten. Die Kunden wiederum sträubten sich dagegen, Daten ihrer Fahrzeuge oder zu ihrer Krankengeschichte freizugeben. Die Lösung von Gem: Die Daten werden verschlüsselt und mit einer zentralisierten Datenbank verknüpft - der Blockchain. Und zwar so, dass nur autorisierte Parteien darauf zugreifen können.

BigchainDB

Eine Blockchain ist eigentlich bereits eine Datenbank - nur kann man sie nicht so einfach durchsuchen. Das will BigchainDB ändern und bietet deshalb eine skalierbare, durchsuchbare Datenbank mit den traditionellen Blockchain-Charakteristika der Unveränderlichkeit und Dezentralisierung.

Das BigchainDB-System fungiert dabei als eine Art Datenpunkt-Föderation: Jeder Knotenpunkt führt dabei den Blockchain-Layer von BigchainDB aus - zusätzlich zu traditionellen Datenbanken wie MongoDB oder RethinkDB. Das Startup empfiehlt dabei den Einsatz von Server-Clustern, die idealerweise von jeweils verschiedenen Personen kontrolliert werden und sich an verschiedenen Orten befinden.

Eine öffentliche Instanz von BigchainDB - die "Interplanetary Database" - können Sie sich hier ansehen. Laut BigchainDB entstehen derzeit verschiedene Blockchain-Applikationen für Partner in der Automotive-, Energie- und Supply-Chain-Branche.

Mit Material von IDG News Service.

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