Prognosen bis 2022

10 wegweisende Consumer-Trends

10.07.2012 von Werner Kurzlechner
Die Analysten identifizieren zehn Makro-Trends, die Technologie, Medien und Dienstleistungen in den kommenden zehn Jahren beeinflussen werden.
Mobile Endgeräte wie iPhone und iPad tragen dazu bei, dass Kunden immer besser und schneller informiert sind. Das zwingt Unternehmen zu noch größeren Anstrengungen in der Kundenbindung.
Foto: Apple, Montage Claudia Wolff

Die Analysten identifizieren zehn Makro-Trends, die Technologie, Medien und Dienstleistungen in den kommenden zehn Jahren beeinflussen werden.
von Werner Kurzlechner (Freier IT-Journalist aus Berlin)
Die Konsumerisierung der IT wird derzeit heiß diskutiert. Folgt man der dahinter stehenden Logik, erscheint es mehr als plausibel, dass Entwicklungen auf Verbraucherseite die Unternehmens-IT mehr und mehr bestimmen. Die Analysten von Gartner haben jetzt zehn Makro-Trends identifiziert, die aus ihrer Sicht die Märkte für Technologie, Medien und Dienstleistungen in den kommenden zehn Jahren beeinflussen.

10 wegweisende Consumer-Trends
10 wegweisende Consumer-Trends
Die Analysten identifizieren zehn Makro-Trends, die Technologie, Medien und Dienstleistungen in den kommenden zehn Jahren beeinflussen werden.
2. Der Einfluss von Be- und Entschleunigung – Der digitale Graben wird größer:
Strukturelle Beschleunigung vor allem durch Upgrades in immer höherer Frequenz ist laut Gartner eine unausweichliche Entwicklung. Mit zwei Schattenseiten allerdings. Erstens wird ein Teil der Bevölkerung zurückgelassen, weil nicht jeder dem Tempo des digitalen Fortschritts folgen kann. Zweitens entsteht ein Bedarf nach Entschleunigung auch auf Seiten der Anwender, die zwar durch immer schnellere IT vordergründig Zeit gewinnen, die aber sogleich wieder von der notwendigen Beschäftigung mit IT-Fragen aufgefressen wird.
3. Frauen gesucht – Geschlechterpotenziale ausschöpfen:
Frauen stellen die Mehrheit der Bevölkerung und kontrollieren laut Gartner bis zu 80 Prozent der Haushaltsausgaben – darunter so große Posten wie Computer, Autos und Immobilien. Gleichzeitig gebe es immer noch einen eklatanten Mangel an Frauen in Schlüsselpositionen sowie an Technologie-Produkten, die auf weibliche Käufer zugeschnitten sind. Gartner ermahnt die Anbieter deshalb zu einer Nutzung dieses Talentreservoirs sowie zu mehr Kreativität in der Produktentwicklung.
4. Power Customer ersetzt Customer Power:
König Kunde wird immer mächtiger. Das heißt vor allen Dingen, dass er immer besser darüber informiert ist, in welche Richtungen sein Zepter denn so schwingen kann. Das heißt, dass es häufiger klar begründete Markenwechsel gibt. Aus Gartner-Sicht eröffnet das den Anbietern wunderbare Chancen zur Profilierung von Marken und zur Produktdifferenzierung. Voraussetzung dafür sei allerdings der Aufbau einer echten Beziehung zum Kunden, die auch nach Verkäufen zu pflegen sei – etwa via Support-Leistungen.
5. Die Lebenslinie sozialer Information:
Kommunikation, Information und das Teilen von Erfahrungen verlagern sich immer mehr in die sozialen Netzwerke. Anbieter von Medien und Inhalten seien deshalb gezwungen, ihre Angebote künftig über soziale, mobile und interaktive Kanäle zu verbreiten. „Social Media stellt weiterhin Herausforderungen für traditionelle Markenbeziehungen und Geschäftsmodelle bereit“, so Gartner. „Darauf muss ein Unternehmen als Ganzes antworten, indem ein kohärentes Social CRM-Programm aufgelegt wird.“
6. Menschheit 2.0:
Die Menschen geben einen wachsenden Anteil ihrer Ausgaben für Consumer-Technologie aus, zudem entstehen ständig neue Märkte. Problematisch ist allerdings, dass ein kleiner Teil der Kundschaft die Early-Adopter repräsentiert, die sich begeistert auf jedes neue Produkt werfen. Viele anderen Verbraucher – Gartner schätzt zwei Drittel – wenden sich innovativen Angeboten aber erst mit erheblicher Verzögerung zu. Die Analysten raten den Anbietern deshalb zur Entwicklung von Brücken-Lösungen, um diese große Mehrheit auch so schnell wie möglich mitzunehmen.
7. Neuverhandlung von Kundenvertrauen:
Bankenkrise, gestürzte Regierungen, Korruption und andere Skandale haben das Ur-Vertrauen in traditionelle Institutionen erschüttert. Die Verbraucher seien deshalb auf der Suche nach neuen Marken, Werten und sozialen Organisationen, denen sie vertrauen können. „Marken, die ihren Kunden durch harte Zeiten helfen, könne große emotionale und kognitive Loyalität auf Kundenseite aufbauen, die sich in Expansion ummünzen lässt“, so Gartner.
8. Kanäle im Wandel:
Zwar wird immer mehr online eingekauft, aber klassische Läden, Märkte und Kaufhäuser bleiben auf absehbare Zeit der Hauptumsatzbringer. Kunden suchten ein Einkaufserlebnis, ohne in Verkaufskanälen zu denken, so Gartner. Händler sollten deshalb versuchen, das Shopping-Erlebnis so integriert und reibungsfrei wie möglich zu gestalten. Zudem gelte es, Business Intelligence (BI) und Analytics zu nutzen, um das Kundenverhalten besser verstehen und nachvollziehen zu können.
9. Der Tod der Komplexität:
Kunden mögen Produkte, die einfach und intuitiv verständlich und zu benutzen sind. Je komplexer Technologie werde, umso müssten sich Anbieter deshalb bemühen, das User-Interface überschaubar und simpel zu halten. Gartner rät zu einer Konzentration auf die Vereinfachung von Technologie, Preispolitik und Kommunikation. Zudem sollten Hilfsdienste für überforderte Kunden angeboten werden.
10. Die Demographie und das Heranwachsen einer neuen Mittelklasse:
Neue Wachstumsmärkte wie etwa China und Indien gewinnen an Bedeutung im Vergleich zu reifen Märkten wie Deutschland oder Japan. Zugleich ist es die Mittelschicht, die einen Großteil der Ausgaben in einer Volkswirtschaft kontrolliert. Gartner rät deshalb zu einem verstärkten Engagement in entstehenden Märkten sowie zum Aufbau eines Verständnisses für lokale Besonderheiten und Präferenzen. Die gesammelten Erfahrungen sollten in den breiteren Innovationsprozess und in die Strategie einfließen.

Eine ausführlichere Analyse enthält die Gartner-Studie "Market Trends: Consumer Macro Trends, Worldwide, 2012-2022".

Dieser Artikel wurde von unserer Schwesterpublikation CIO übernommen.