Was steckt dahinter?

5 Fragen zu Googles Motorola-Deal

16.08.2011 von Beate Wöhe
Google will die Mobilfunksparte von Motorola übernehmen, um seine von Patentklagen belagerte Android-Plattform zu stärken. Geht der Kauf über die Bühne, wird der Suchmaschinengigant für 12,5 Milliarden Dollar Eigentümer eines der größten Android-Partner.

Google will die Mobilfunksparte von Motorola übernehmen, um seine von Patentklagen belagerte Android-Plattform zu stärken. Geht der Kauf über die Bühne, wird der Suchmaschinengigant für 12,5 Milliarden Dollar Eigentümer eines der größten Android-Partner. Diese strategische Akquisition könnte Google zwar bei patentrechtlichen Konfrontationen nützlich sein. Aber eine große unbeantwortete Frage ist: wie werden die anderen bisherigen Android-Partner auf Goog-orola künftig reagieren?

Wird Googles Patentstrategie funktionieren?

Motorola kann weltweit nach eigenen Angaben auf der Unternehmens-Website mehr als 14.600 Patente und rund offene 700 Patentanfragen nachweisen. Dies ist ein gut gefülltes Lager, das Google im manchen Fällen zu einer Gegenklage in den Android-Patent-Kriegen heranziehen könnte.

HTC, der Hersteller des Evo, Desire und anderer Android-Geräte, hat erst kürzlich eine Patentklage, die von Apple ausging, verloren. HTC hatte im Vorfeld einige Microsoft-Patente zur Nutzung auf Android-basierten Smartphones erworben. Microsoft hatte bezüglich der eigenen Patente im Zusammenhang mit dem Android-Betriebssystem auch mit anderen Smartphone-Herstellern Kontakte. Der Windows Phone Besitzer verlangte im Juni 2011 von Samsung, dass das Unternehmen für jedes Smartphone, das es mit Android-Betriebssystem produziert, 15 Dollar an Microsoft bezahlen müsse. Im Oktober 2010 führte Microsoft eine Patentklage gegen Motorola bezüglich des missbräuchlichen Gebrauchs von insgesamt neun Microsoft-eigenen Patenten. Android wird auch von weiteren großen Technologieunternehmen wie Oracle attakiert.

Aufgrund der Vielzahl dieser bedrohlichen aktuellen und zu erwartenden Patentprobleme musste Google handeln, um sich selbst und seine Android-Partner zu schützen. Die große Frage ist, ob die Anzahl der Motorola-Patente genügt, um die Android-Konkurrenten vor weiteren Klagen und Patentforderungen abzuschrecken.

Hat Google Motorola gekauft, um Android vor Motorola zu schützen?

Es ist noch nicht klar, wie effektiv Motorolas Patentportfolio sich gegen Apple, Microsoft, Oracle und andere Patenteigner behaupten kann. Motorola glaubt nach eigenen Aussagen fest an die Kraft der eigenen Patente. Vor weniger als einer Woche hat Sanjay Jha, CEO bei Motorola Mobility verkündet, dass Motorola sein Patentportfolio nutzen werde, um das eigene Android-Angebot zu verteidigen und Patente über andere Android-Verkäufer zu monetarisieren, wie der Blog unwiredview berichtet. Eine solche Aussage ist natürlich umso interessanter, wenn sie sechs Tage vor Googles Kauf von Motorola getroffen wird.

Wird Motorola seinen bevorzugten Status ändern müssen?

Motorola war nicht nur irgendein Android-Partner der ersten Tage. Beide Unternehmen arbeiten seit mehreren Jahren eng zusammen. Motorola war der erste Hersteller, der die Honeycomb-Plattform auf den Markt brachte und der erste Anbieter, der die Android-Plattform für Tablets auf dem Motorola Xoom vorstellte. Motorola war außerdem zuständig für das "Droid" (in Deutschland unter der Produktbezeichnung "Milestone"), das erste Smartphone, das Ende 2009 unter Android 2.0 auf den Markt kam. IDG-News berichtete damals bereits von der engen Zusammenarbeit der beiden Unternehmen.
Aber wird sich dieser Status nach einer erfolgreichen Akquisition ändern? Google könnte sich Ärger mit anderen Smartphone- und Tablet-Herstellern einhandeln, wenn Motorola künftig bei Produktneuerung immer der erste sein wird, der neue Geräte mit verbesserten Android-Versionen vorstellen kann. Diverse Internetseiten berichten, dass Google den Hersteller Motorola als einen eigenständigen Unternehmensbereich führen wird, der Lizenznehmer von Android ist. Android soll auch weiterhin eine offene Plattform, die auch für andere Hersteller nutzbar ist, bleiben. Interessant wird es, zu beobachten, wie "unabhängig" das Google-Eigentum Motorola in Zukunft sein wird.

Ist das das Ende von Motoblur?

Eines der Probleme mit Android ist, dass diverse Geräte-Hersteller wie HTC mit "Sense" oder Motorola mit "Motoblur" dem Android-OS durch Systemanpassungen den eigenen Stempel aufdrücken. Wird Google in Zukunft Motorola sozusagen als Vorzeigeprojekt für die Vanilla-Version von Andriod nutzen - ohne die ganzen zusätzlichen Herstellerveränderungen? Das war Googles Ziel auch mit dem Nexus und Nexus S. Der Suchmaschinengigant könnte in Versuchung sein, die gleiche Strategie mit Motorolas kompletten Smartphone-Line-up zu fahren.

Was sagen andere Android-Hersteller?

Aktuell macht es den Eindruck, dass sich andere Android-Hersteller wie HTC, LG und Sony über die Akquistion von Motorola durch Google freuen. Google hat die Meinungen diverser Smartphone- und anderer Hersteller veröffentlicht. Alle sehen Googles Commitment, Android und die Herstellerpartner zu verteidigen, äußerst positiv. In der Zukunft wird sich zeigen, wie Googles Support sich in der Patentschlacht durchsetzen wird, wenn Motorola eine Google-Tochter sein wird. pcworld.com (bw)

Warum Googles Kauf von Motorola nichts Gutes bedeutet, können sie auf www.channelcast.de lesen.