8 Gründe, warum sich der Tablet-PC (noch) nicht durchsetzen konnte

06.03.2007
Bill Gates war sich anno 2002 sicher: Tablet-PCs werden erfolgreich sein. Doch mit seiner Prognose hat er nicht recht behalten. Unsere US-Kollegen von der "Computerworld" haben sich dazu Gedanken gemacht.

Bill Gates war sich anno 2002 sicher: Tablet-PCs werden erfolgreich sein. Doch mit seiner Prognose hat er nicht recht behalten. Tablet-PCs verkaufen sich in bestimmten Märkten - Krankenhäuser, Behörden, Versicherungen - aber nur dort. So steht fest: Lediglich knapp zwei Prozent aller verkauften tragbaren Computer sind Tablet-PCs.

Unsere US-Kollegen von der "Computerworld" haben sich dazu Gedanken gemacht. Sie führen das Scheitern auf acht gute Gründe zurück.

Grund 1: Der Preis für Tablet-PCs ist zu hoch. Er liegt im Durchschnitt um mehr als 200 Dollar über dem eines Notebooks. In den USA liegt der Einstiegspreis für diese Rechner bei zirka 1.200 Dollar. Analysten zufolge wird sich daran in den kommenden zwei Jahren nichts ändern.

Grund 2: Die Touch-Technologie enttäuscht qualitativ. Das Tippen mit Fingern, das Aufrufen von Dateien mittels spezieller Stifte erfordert eine gewisse Übung - und entsprechend empfindliche Bildschirme. Wer zum dritten Mal vergeblich ein Ikon angetippt hat, wird sich vor allem ärgern.

Grund 3: Die Handschriftenerkennung ist nach wie vor mangelhaft. Trotz aller Beteuerungen der Hersteller erkennt die Software viele Handschriften nicht. Daran ändert geduldiges Üben wenig. Ebenso werden die wenigsten handschriftliche Notizen in lesbare ASCII-Dateien konvertiert. Im Übrigen sind SMS- und Email-halber Buchstabentasten Alltag. Stiftbasierte Eingaben tun sich schwer, hier Fuß zu fassen.

Grund 4: Erst die Vista Business-Edition macht den Einsatz des Betriebssystems "Windows XP Tablet PC Edition" überflüssig. Ein eigenes OS zu beherrschen, nur um Handschriften einzugeben oder Dokumente per Stift anzulegen und zu verwalten, stößt bei vielen Nutzern auf Unwillen.

Grund 5: Nicht nur die Bildschirme von Tablet-PCs waren anfangs zu klein, sondern auch deren Gewicht zu hoch und deren technische Ausstattung beziehungsweise mechanische Probleme wenig attraktiv. Zwar werde sich das ändern - Hersteller wie HP, Lenovo, Toshiba, FSC und Dell bemühen sich darum, große Bildschirme zu bauen und die Tablets komplett auszustatten -, doch viele potentiellen Kunden haben sich bereits nach Alternativen umgesehen.

Grund 6: Es mangelte an Applikationen für die Stift-basierten Geräte. So können beispielsweise ERP-Applikationen nicht mit dem Stift genutzt werden, ebenso wenig typische Grafiktools wie beispielsweise Adobes Photoshop. Sollten Softwareanbieter weiterhin darauf verzichten, ihre Produkte diesem kleinen Markt anzupassen, wird der Tablet-PC ein Nischenprodukt bleiben.

Grund 7: Die Anbieter tun zu wenig für diese Rechner. Es fehlt an Werbung, an Marketing und an einem überzeugenden Bemühen, den Markt anzuschieben.

Grund 8: Wie immer, wenn etwas anfangs schief gelaufen ist, haftet das dem Produkt jahrelang an. Es bedarf eines großen Aufwands, um abgesprungene Nutzer wieder zurückzuholen.

Kommt hinzu, dass Protagonisten wie Microsoft den Kollegen von der "Computerworld" ungenügende und ausweichende Antworten zum Misserfolg des Tablet-PCs geben, erscheint es unwahrscheinlich, dass die Fachpresse sich besonders um den Tablet-PC bemüht. Sies schreibt ihn dann ab und es dürfte, wenn überhaupt, vor allem Betrachtungen wie diese geben. (wl)