Acer-Gründer und Merger-Kritiker Shih begrüßt Benq-Siemens-Deal

10.06.2005
Acer-Gründer Stan Shih meint, dass Benq, bis 2001 noch als Tochter unter Acer Communications & Multimedia firmierend, mit der Übernahme der Handysparte von Siemens den richtigen Schritt gemacht habe.

Acer-Gründer Stan Shih meint, dass Benq, bis 2001 noch als Tochter unter Acer Communications & Multimedia firmierend, mit der Übernahme der Handysparte von Siemens den richtigen Schritt gemacht habe.

Als Acer-Gründer hält Stan Shih, der sich Ende 2004 von allen seinen Acer-Posten offiziell zurückgezogen hat, noch immer ein beträchtliches Aktienpaket sowohl bei Acer als auch bei Benq. In einem Interview mit dem Online-Newsservice Digitimes verteidigte er den Siemens-Deal von Benq.

Dabei hat er sich Anfang des Jahres noch kritisch über die Übernahme der PC-Sparte von IBM durch die Lenovo Group geäußert und dabei auch auf den schwierigen Integrationsprozess beim Megamerga zwischen HP und Compaq verwiesen.

Damals hat Shih gesagt, dass Fusionen wie diese zum Schlechteren führen könnten und viele wertvolle Mitarbeiter wohlmöglich das Unternehmen verlassen würden, bevor die ersten Erfolge zu sehen seien. Außerdem hat er geäußert, dass Acer froh sein könne, Ende der 90er Jahre nicht die PC-Sparte von Siemens übernommen zu haben. Die letztlich erfolgte Übernahme der Notebook-Division von Texas Instruments (TI) hätte sich zudem als totaler Fehler herausstellen können, wenn das vorherige Management-Team, angeführt von Acers neuem President, dem Italiener Gianfraco Lanci, nicht dahinter gestanden hätten.

Allgemein denkt Shih nach eigenen Worten immer noch eher kritisch über Merger. Doch Acers positive Erfahrungen mit TIs Notebook-Division gebe anderen Unternehmen auch Zuversicht. Acer und Benq seien zwei wichtige Taiwan-Hersteller mit überschaubaren Management-Teams für internationale Operationen, hätten genügend Erfahrungen im Umgang mit Fusionen und Übernahmen und wüssten, die negativen Effekte schnell zu minimieren, so der Acer-Gründer.

Hilfreich seien auch die Benq von Siemens angebotenen Geldmittel in Höhe von 300 Millionen Euro. Damit könnten einige der erwarteten Verluste ausgeglichen werden. So eine Zusage habe es bei den Verhandlungen 1998 über eine mögliche Übernahme der PC-Sparte von Siemens nicht gegeben, weshalb Acer nach Abwägen aller möglichen Verluste den Rückzieher gemacht habe. Siemens sei allerdings immer noch eines der führenden Marken- und Technologieunternehmen, beides werde dem Benq-Siemens-Handy-Business in den kommenden Jahren sehr nützlich sein.

Auf die Frage, ob andere Taiwan-Unternehmen ähnliche Merger-Strategien anstreben sollten, um ihre jeweiligen Geschäftsfelder zu neuen Höhen zu treiben, sagte Shih: "Das könnte eine Option sein. Kosteneffizienz ist der wesentliche Vorteil von Taiwan-Unternehmen. Aber sie müssen ihre eigenen Stärken richtig einschätzen. Sie müssten sich überlegen, wie sie mit einem wachsenden Business, wachsenden Ausgaben und einem möglichen Verlust von Talenten umgehen wollen."

Auch müsse man sichergehen, dass die Kosten für den Merger in einem vertretbaren Maße sei. Und schließlich der Rat Shihs, sich nie ein Unternehmen herauszupicken, das zu groß für einen sei. (kh)