Safari-Ersatz

Alternative iPhone-Browser im Test

25.02.2009 von Patrick Woods
Browser für das iPhone und den iPod Touch versprechen mehr Komfort als Apples Safari: Dateien herunterladen, anonym Surfen oder das Web im Vollbildmodus betrachten. Unsere Schwesterpublikation Macwelt hat die Alternativen verglichen.

Lange Zeit war Safari der einzige Browser auf dem iPhone und iPod Touch. Mittlerweile gibt es jedoch einige Alternativen, die zusätzliche Funktionen bieten sollen. Eines haben diese Browser gemeinsam: Alle basieren auf der Webkit-Engine des mobilen OS X, keiner davon ist also tatsächlich ein echter eigenständiger Browser. Trotzdem versprechen diese Alternativen einige Funktionen, die es bei Safari nicht gibt. Wir haben vier Browser ausprobiert und mit dem Original-Safari verglichen.

Surfen im Vollbildmodus: Full Screen

Der Browser "Full Screen" bietet im Gegensatz zu Safari einen echten Vollbildmodus. Die Adressleiste und die Steuerleiste unten blenden sich nach wenigen Sekunden automatisch aus. Nun ist der gesamte Bildschirm frei für das Wesentliche: die Webseiten. Um die Leisten wieder aufzuklappen muss der Nutzer das Gerät kurz schütteln. Leider hat das Programm einige Haken. So funktioniert das Scrollen hier weit weniger flüssig als bei Safari. Regelmäßig hakt und hängt der sonst so flüssige Lauf der Seiten.

Full Screen räumt den Bildschirm für mehr Platz, stört aber mit verzögerter Reaktion

Auch wenn man die Bildschirmtastatur aufruft oder in den Quermodus wechselt, lässt sich das Programm meist zwei Gedenksekunden Zeit. Auch die Schüttelfunktion reagiert sehr schwerfällig. Gelegentlich kam es im Test zudem zu Abstürzen. Den Komfort von Safari vermisst man hier: Es gibt weder Bookmarks noch Tabs. Der Nutzer kann lediglich Adressen tippen, vor-/zurückspringen, eine Startseite festlegen oder eine URL per Mail versenden. Full Screen kostet 79 Cent.

Dateien herunterladen mit Websave

Klickt man auf einen Link zu einer Datei, fragt Websave, ob man diese speichern möchte

Das Programm Websave hat sich auf das Herunterladen von Web-Inhalten spezialisiert. Über eine Downloadfunktion kann der Nutzer Bilder, Musik, Videos oder Webseiten lokal auf dem iPhone sichern. Websave bietet im Gegensatz zu Full Screen ein Bookmarkverzeichnis. Ansonsten ist der Browser sehr schlicht gehalten. Nicht einmal der Landscape-Modus funktioniert hier. Die primäre Funktion von Websave liegt im Herunterladen von Dateien. Tatsächlich zeigt der Browser ein Auswahlfenster, wenn man auf den Link einer Datei klickt.

Die Downloads werden lokal gespeichert und können sogar per http-Server auf den Rechner kopiert werden

So kann man die jeweiligen Dateien direkt auf das iPhone herunterladen. Durch die technischen Beschränkungen des Programmes gibt es hier aber einige Hindernisse. So unterstützt Websave keine Links, die ein neues Fenster öffnen. Anklickbare Bilder oder Bilder, die mit einem Link hinterlegt sind, funktionieren nicht. Lediglich Dateien, die direkt verlinkt sind, kann man herunterladen. Dies funktioniert beispielsweise beim Macwelt-Podcast. Generell sind derartige direkte Verlinkungen jedoch selten geworden. Mediendateien sind meist in eigene Player eingebettet, Bilder vergrößern sich auf einen Klick hin per Javascript oder in einem neuen Fenster. Über die Taste "Files" kann der Nutzer die heruntergeladenen Dateien ansehen, öffnen und löschen.

Zugleich bietet Websave auch einen integrierte http-Server. Per Browser kann man auf die gespeicherten Dateien des iPhone zugreifen und diese auf diesem Wege per WLAN auf den Rechner herunterladen. Generell ist Websave eine praktische Angelegenheit, funktioniert in der Praxis aber nur bei wenigen Dateien. Als reiner Browser kann auch er beim Komfort und der Ausstattung nicht mit Safari mithalten. Websave kostet 79 Cent.

Privates Surfen mit Privately und Anonymous

Privately ist schlicht, bietet jedoch ein Suchfeld und funktioniert grundsätzlich gut

Gleich mehrere Browser versuchen, den "Privates Surfen"-Modus des Desktop-Safari nachzuahmen. Die beiden Browser Privately und Anonymous sollen beide keine Spuren auf dem iPhone hinterlassen. Weder Browserhistorie noch Cookies sollen die Programme speichern. Dabei sind die Programme seh schlicht gehalten. Privately bietet lediglich eine Adresszeile, ein Google-Suchfeld und die obligatorischen Vor- und Zurückpfeile. Bei Anonymous fehlt die Google-Suche, dafür gibt es eine "Blackout-Funktion": Drückt der Nutzer auf das "http" vor dem Adressfeld, schaltet sich die Webseite schwarz.

Die Vorschläge bei der Adresseingabe und der Google-Suche (Privately) fehlen hier aus verständlichen Gründen. Nichts soll auf dem iPhone gespeichert werden. Auch Cookies sollen nach jeder Sitzung gelöscht werden. Dies funktioniert in der Praxis offenbar jedoch nicht perfekt. Beispielsweise bleibt der Macwelt-Login auch nach einem Neustart des Programms erhalten. Wir kontaktierten die Entwickler der Browser. Mike Sax, Entwickler von Privately, überprüfte unsere Beobachtungen und teilte uns mit, dass er ein Update bei Apple einreicht, das gar keine Cookies mehr akzeptiere. Dies kann jedoch dazu führen, dass Logins oder Webseiteneinstellungen überhaupt nicht mehr oder für sehr kurze Zeit funktionieren.

Anonymous nervt mit unbrauchbarer Darstellung

Anonymous hat leider ein massives Darstellungsproblem. Der Browser zeigt Webseiten ausschließlich in einer stark vergrößerten Darstellung an. Zoomen funktioniert hier zudem leider nicht. Das macht die Handhabung in der Praxis völlig unbrauchbar. Eine Querdarstellung fehlt. Bei Privately funktioniert Scrollen, Zoomen und der Landscape-Modus hingegen gut. Bei den anonymen Browsern darf man sich nicht in falscher Sicherheit wiegen. Sie verhindern lediglich, dass besuchte Seiten im Verlauf gespeichert werden und Suchvorschläge anhand alter Suchbegriffe auftauchen. Nach außen hin anonymisieren sie den Nutzer nicht. Dinge wie IP-Adresse, Softwareversion und weitere werden weiterhin an die Webserver übertragen.

Safari bleibt der Favorit

Nur Safari bietet mehrere Fenster oder RSS-Feeds

Trotz der Alternativen ist der originale Safari bei weitem der komfortabelste Browser für das iPhone und den iPod Touch. Kein anderes Programm bietet mehrere Browserfenster, kein anderes Programm kann mit RSS-Feeds umgehen. Stattdessen gibt es mehrere Spezialisten, die zwar interessante Einsatzzwecke haben, insgesamt aber mit zahlreichen Mängeln geschlagen sind. Nicht alle Browser unterstützen das Querformat, Bookmarks haben ebenfalls nur einige der getesteten Apps zu bieten. So bleiben die Spezialanwendungen, wenn man beispielsweise mit Websave ein PDF-Dokument speichern will oder Seiten mit Privately aufrufen möchte, die nicht im Verlauf auftauchen sollen.