Alle Formate abspielen

Alternative Videoplayer fürs iPhone

05.04.2011 von Matthias Zehden
Mit alternativen Playern lassen sich die Videofähigkeiten des iPhone deutlich erweitern. Unsere Schwesterpublikation Macwelt zeigt, wie man Filme in Quicktime-fremden Formaten ohne Probleme am iPhone anschauen kann.

Der Videoplayer in der iPod-App des iPhone ist wählerisch. Er akzeptiert MPEG-4- oder H.264-kodierte Filme. Bei Filmdateien von Freunden oder aus dem Internet steht man daher oft vor dem Problem, dass diese sich nicht so ohne Weiteres am iPhone abspielen lassen. Im Folgenden beschäftigen wir uns damit, welche Möglichkeiten es gibt, dieses Problem zu lösen.

Import in iTunes

Der Standardweg zum iPhone führt über die Synchronisierungsfunktion von iTunes. Das klappt nur mit Quicktime-kompatiblen Formaten. Einige außerhalb des Apple-Universums sehr gebräuchliche Formate wie Divx oder Xvid müssen daher für den Import umgewandelt werden. Über externe Codecs kann man Quicktime auch zusätzliche Formate beibringen. Aber selbst wenn man die Dateien in iTunes bekommt, muss man sie meist noch für das iPhone umwandeln. Diese H.264-Kodierung ist jedoch ein aufwendiger Prozess, mit dem sogar aktuelle Rechner noch einige Zeit beschäftigt sind.

Player vs. Umwandlung

Um einen Film nur einmal zu sehen, lohnt sich der Aufwand für die Konvertierung kaum. Da installiert man besser eine Video-App auf dem iPhone, die Fremdformate wiedergeben kann.

Neben der lästigen Wartezeit gibt es noch ein weiteres wichtiges Argument gegen die Konvertierung. Da im Videobereich verlustbehaftete Formate genutzt werden, kommt es bei jeder Umwandlung und der damit verbundenen erneuten Kompression zu einer Verschlechterung der Qualität. Man kann die Verluste begrenzen, indem man ein zu hochwertiges Zielformat wählt, doch das kostet dann unnötig viel Platz auf der Festplatte und auf dem iPhone.

Alternative Player nutzen

Die alternativen Player können nicht auf die normale Filmsammlung im iPod-Bereich des iPhone zugreifen, sondern erhalten ihr Futter über die Dateifreigabe in iTunes. Um Filme auf das iPhone zu übertragen, wählen Sie es in iTunes in der Medienspalte aus. Dann klicken Sie auf den Reiter "Apps". Unten im Fenster finden Sie dort den Bereich "Dateifreigabe". In der linken Liste sehen Sie die Apps, die einen öffentlichen Ordner anbieten, wozu auch die alternativen Videoplayer gehören. Wählen Sie eine App aus, erscheint rechts daneben der Inhalt ihres Austauschordners. Ziehen Sie Filme hierher, werden sie sofort auf das iPhone kopiert und stehen der App zur Verfügung. Umgekehrt lassen sich auch Dateien auf den Rechner kopieren.

Filmtransport

Die Freigabeordner von iTunes sind nicht an einen Rechner oder eine iTunes-Mediathek gebunden. Man kann das iPhone daher an beliebige Macs und PCs anschließen, um mit ihnen Videos auszutauschen.

VLC Media Player, Cinexplayer, Oplayer, Air Video

Der kostenlose VLC Media Player basiert auf dem gleichen Open-Source-Projekt wie die erfolgreiche Desktop-Software. Als Universal App läuft sie auch auf dem iPad. Nach dem Start zeigt VLC eine Liste der unterstützten Videos im Freigabeordner. Antippen eines Films reicht, um die Wiedergabe zu starten. Die aktuelle Version macht noch einen etwas eingeschränkten Eindruck. Es werden sehr viele Formate unterstützt, aber man kann zum Beispiel noch keine URLs für Streams angeben. Auch ein Zoom auf volle Bildschirmgröße fehlt.

Beim Abspielen von MPEG-2 hatten wir Tonaussetzer, und ein Flash-Video zeigt Bildstörungen. Via Air Play lässt sich nur der Ton umleiten, was aber für alle Player gilt. Außerdem läuft er dann nicht mehr synchron mit dem Bild. Die Ausgabe per Dockanschluss-AV-Kabel wird ebenfalls nicht unterstützt. Je nach Codec kommt es bei höheren Auflösungen zu Rucklern, da die Dekodierung ohne spezielle Hardwareunterstützung durch die Software erfolgen muss. Mit diesem Problem haben ebenfalls alle Apps zu kämpfen.

Der VLC Media Player hat sicher noch Schwächen, ist dafür aber kostenlos erhältlich. Bei Fremdformaten lohnt es daher immer, erst den VLC auszuprobieren.

Cinexplayer

Nach der kostenlosen Einführung kostet der Cinexplayer nun 1,59 Euro. Da es sich nicht um eine Universal App handelt, gibt es die iPad-Version, falls man sie benötigt, für 2,39 Euro extra.

Auch der Cinexplayer erkennt viele Formate, hatte jedoch deutlich mehr Probleme als der VLC. Bei MPEG-2- und DV-Videos musste er zum Beispiel passen, die hier wichtigeren Xvid- und Divx-Dateien schaffte er aber größtenteils. Eine allgemein gültige Liste lässt sich nur schwer erstellen, da es zum Teil auf die beim Kodieren der Filme gewählten Einstellungen ankommt. Zudem können die Container-Formate, wie AVI, MKV und MOV, mit verschiedenen Codecs erstellte Filme enthalten. So läuft ein AVI-Movie, ein anderes nicht.

Bei der Wiedergabe sammelt die App einige Pluspunkte. Sie kann die Bildschirmausrichtung arretieren, was vor allem im Liegen sehr praktisch ist, und schwarze Balken wegzoomen. Untertitel werden ebenfalls unterstützt. Sehr gelungen ist die TV-Ausgabe mithilfe der von Apple erhältlichen AV-Kabel für den Dockanschluss (maximal 576p mit dem Komponentenkabel). Diese funktioniert bei Cinexplayer derzeit am besten. Leider gibt es keine kostenlose Lite-Version.

Oplayer

Als dritte Alternative stellen wir Oplayer vor. Er ist ebenfalls ein sehr vielseitiger Player, bietet aber noch dazu besondere Stärken bei der Filmübertragung zum iPhone. Zusätzlich zur iTunes-Freigabe bietet er einen Wi-Fi-Server, über den man vom Rechner Filme über den Webbrowser auf das iPhone laden kann.

Außerdem beherrscht Oplayer den Zugriff auf FTP-Server, Windows-Freigaben und Webseiten. Wer den Player viel benutzt, wird die Möglichkeiten, einfach mal einen Film nachladen zu können, schnell zu schätzen lernen, zumal sich die Dienste unter Windows und Mac-OS X einfach aktivieren lassen. Außerdem unterstützt die App Video-Streaming.

Die TV-Ausgabe per AV-Kabel zeigt ein sehr gutes Bild, läuft aber nur in Zeitlupe. Hier gibt es derzeit ein Problem. Oplayer ist unser Tipp für die Wiedergabe am iPhone. Hierbei macht es von allen Apps den besten Eindruck. Oplayer spielt übrigens auch im Hintergrund weiter. Der Preis liegt mit 2,39 Euro sicher noch im vertretbaren Bereich. Eine kostenlose Lite-Version ist erhältlich. Die iPad-App kostet 3,99 Euro.

Air Video

Der Streaming-Client Air Video geht einen anderen Weg. Statt die Filme auf das iPhone zu kopieren und dort abzuspielen, überlässt Air Video die Hauptlast der Dekodierung dem Rechner. Dort wird eine Serversoftware installiert, die den Film als Videostream überträgt, den Air Video empfängt und anzeigt. Der Flaschenhals ist damit nicht mehr die CPU des iPhone, sondern die Geschwindigkeit der Netzwerkverbindung. Die Serversoftware ist kostenlos für Windows und Mac-OS X erhältlich.

Das Video-Streaming kann im lokalen Netz oder über Internet erfolgen, wenn Ihr Router oder dessen Firewall UPnP oder NAT-PMP erlaubt. Das iPhone kann den Stream über WLAN oder UMTS empfangen. Statt die Filme in Echtzeit aufzubereiten, lassen sie sich auch vorab konvertieren. Dieser Vorgang kann direkt vom iPhone gestartet werden.

Air Video kostet 2,39 Euro, optimiert für iPhone und iPad. Sie können die App mit der LiteVersion kostenlos ausprobieren, die immer nur eine zufällige Auswahl der auf dem Server vorhandenen Filme anbietet.

iTunes nutzen

Fremdformate konvertieren

Um nur mal schnell ein Video im Fremdformat anzuschauen oder auf eine fremde Sammlung zuzugreifen, ist ein zusätzlicher Player eine gute Wahl. Haben Sie aber zum Beispiel Videos im Urlaub aufgenommen, so wandelt man diese am besten in H.264 um und verwaltet sie über iTunes. Von dort aus lassen sie sich bequem auf Apple TV, iPhone oder iPad übertragen. Ein anderes Beispiel sind Filme, die Sie mit einem DVB-T-Empfänger am Rechner aufgenommen haben. Um eine Sammlung aufzubauen, empfiehlt sich die Umwandlung der MPEG-2-Files in ein besser komprimiertes Format. Wenn man sich die Arbeit schon macht, ist das sehr effektive H.264 für iTunes-Nutzer die beste Wahl.

Mac-Anwender können Quicktime mit der Freeware Perian auch weitere Formate beibringen. Liegt ein Film bereits in einem Quicktime-kompatiblen Format vor, können Sie ihn direkt in iTunes importieren und dort mit dem Befehl "Erweitert > Version für iPod oder iPhone erstellen" eine H.264-Version erzeugen. Für eine Version mit höherer Auflösung benutzen Sie den Befehl für iPad und Apple TV.

Der Apple-Player

Ein Vorteil der Filmverwaltung mit iTunes ist die einfache Übertragung auf das iPhone über die Synchronisierung. Dafür schließen Sie das iPhone an und wählen es in der Medienspalte aus. Im rechten Teil des Fensters klicken Sie dann auf den Reiter "Filme". Hier zeigt iTunes alle in der Mediathek liegenden Filme, die sich einzeln über Checkboxen auswählen lassen. Ist ein Film nicht mit dem iPhone kompatibel, weist iTunes beim Abgleich darauf hin. Sind es mehrere, können Sie sich in der Meldung mit "Details" eine Liste der Problemfälle zeigen lassen. Diese Filme können Sie wie eben beschrieben mit iTunes in H.264 umwandeln. Auf dem iPhone erscheinen die Filme in der iPod-App, wo sie sich über den integrierten Player abspielen lassen.

Weitere Player

AV Player Der sehr interessante Player zeichnet sich durch die variable Abspielgeschwindigkeit, Farbeffekte und eine flexible TV-Ausgabe aus. Der Wi-Fi-Transfer wird ebenfalls unterstützt (2,39 Euro).

Movie Player Ein einfach bedienbarer Multiformat-Player mit deutscher Oberfläche. Die Universal App wird momentan zum Einführungspreis von 1,59 Euro angeboten.

Stream to Me Ein weiterer Streaming-Client, der von einer Serverapplikation auf PC oder Mac bedient wird. Die App spielt Musik, Filme und Fotos, ist iPad-optimiert und erlaubt die TV-Ausgabe (2,39 Euro).

Das bringt ebenfalls einige Vorteile mit sich. Da dessen H.264-Dekodierung auf dem iPhone hardwarebeschleunigt abläuft, sind Auflösungen bis 720p möglich. Außerdem unterstützt nur der Apple-Player Kaufvideos aus dem iTunes Store und die Ausgabe von Videos auf Air-Play-fähigen Geräten. (Macwelt/haf)