Huawei Vision & MediaPad

Android-Geräte zu Kampfpreisen aus China (Kurztests)

02.11.2011
Erste Eindrücke eines Smartphones und Tablet-PCs des chinesischen Unternehmens Huawei.
Wertige Optik und beeindruckendes Tempo: das Smartphone "Vision" von Huawei
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Bis vor kurzem war der chinesische Hersteller Huawei hierzulande als Smartphone- und Tablet-Hersteller noch gänzlich unbekannt. Das erste unter eigenem Namen geführte Smartphone war das "Ideos X3". Spätestens seitdem die Discounter-Kette Lidl das Gerät in der ersten Septemberwoche zum Kampfpreis von knapp 100 Euro angeboten und es sich bestens verkauft hat, ist Huawei aber vielen Leuten ein Begriff. Kurz darauf hat der Mobilfunkanbieter Fonic das Ideos X3 in sein Repertoire aufgenommen. Und auch das jetzt vorgestellte Android-Smartphone "Huawei Vision" wird exklusiv bei Fonic für etwa 300 Euro angeboten – der UVP liegt bei 349 Euro. Der ebenfalls neue Android-Tablet-PC "Huawei MediaPad" hat einen UVP von 399 Euro.

Das Smartphone Vision kann sich wirklich sehen lassen. Es liegt ausgesprochen gut in der Hand und vermittelt dem Nutzer einen wertigen Eindruck. Zudem ist es nur 9,9 Millimeter dünn und wiegt 121 Gramm – diese Werte sind selbst bei Highend-Smartphones nicht immer zu finden.

Die gesamte Vorderseite besteht aus gewölbtem Glas, das sich hervorragend in das Aluminiumgehäuse einfügt. Das Super-Clear-Display misst 3,7 Zoll und zeigt seine Inhalte mit 480 x 800 Pixeln. Großes Lob gibt es für die Bedienung des Touchscreens, der zu keiner Zeit versagte und stets flott auf Eingaben reagierte.

Auch das Tablet MediaPad braucht sich vor der Konkurrenz nicht zu verstecken. Das Gehäuse des 7-Zoll-Tablets ist ebenfalls aus Aluminium gefertigt und fühlt sich dank guter Verarbeitung hochwertig an. Auch das nicht zu hohe Gewicht von 395 Gramm macht den Umgang mit dem Tablet sehr angenehm. Das Display bietet neben einer Standardauflösung von 1.076 x 600 Pixel auch einen HD-Modus, der 1.280 x 800 Pixel zeigt. Insgesamt wirkten grafische Inhalte wie Bilder und Filme scharf und detailiert.

Die Konnektivität mit einem TV-Gerät über ein HDMI-Kabel funktionierte in einem ersten Test einwandfrei. Mit einer Bluetooth-Tastatur und -Maus konnten wir die vom MediaPad auf den TV-Bildschirm duplizierte Android-Oberfläche erfolgreich bedienen. Auch auf dem MediaPad navigierten wir schnell und flüssig durchs Menü.

Prozessoren und Kameras

Ein 7-Zoll-Tablet: das "MediaPad" von Huawei
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Im Huawei Vision arbeitet ein 1-GHz-Prozessor von Qualcomm. Unser erster Eindruck der Geschwindigkeitsleistung fiel durchwegs positiv aus. Nicht nur die Navigation im Menü gelang schnell, sondern auch das Ausführen von Apps und Spielen ging schnell über die Bühne.

Der interne Telefon-Speicher fasst 1 GB, der mit einer MicroSD-Speicherkarte erweiterbar ist. Der Akku mit 1.400 mAh ist wie beim Apple iPhone nicht wechselbar und fest im Gehäuse integriert. Zur Akku-Laufzeit liegen zwar noch keine konkreten Zahlen vor. aber Huawei spricht davon, dass eine Akku-Ladung bei durchgehender Benutzung über einen Tag lang durchhalten sollte.

Die Kamera auf der Rückseite knipst mit 5 Megapixeln und filmt in HD-Qualität (1.280 x 720 Pixel). Allerdings ist diese nicht so flott wie die restlichen Anwendungen – das Starten der Kamera dauert lange und das Kamerabild hängt der Bewegung des Fotografen hinterher. Das ist bei der Videofunktion ähnlich.

Der im Huawei MediaPad verbaute Qualcomm-Dual-Core-Prozessor MSM8x60 ARM Cortex A9 ist mit 1,2 GHz getaktet. Da verwundert es nicht, dass die Bedienung erfreulich gut funktionierte. Der interne Speicher ist mit 8 GB gut für viele Dateien gerüstet. Er lässt sich zudem durch eine microSD-Karte noch aufrüsten. Im Tablet ist auch ein SIM-Karten-Slot für die mobile Internetnutzung vorhanden. Die Akkukapazität ist 4.100 mAh hoch. Die Betriebszeit ist mit 6 Stunden angegeben.

Die Kamera des löst ebenfalls mit 5 Megapixeln auf, filmt dafür aber in FullHD, sprich: 1.920 x 1.080 Pixel. Allerdings konnte die Kamera wie beim Huawei Vision nicht zu Höchstleistungen auffahren und wirkte etwas langsam.

Betriebssystem

Auf dem Huawei Vision läuft Android in der Version 2.3.5, auch bekannt als Gingerbread. Ob auch das kürzlich vorgestellte Android 4.0 auf dem Smartphone laufen wird, ist noch nicht bekannt. Huawei erklärte auf unsere Nachfrage hin, dass man erst prüfen müsse, ob das Update für den Nutzer spürbare Vorteile bringen würde.

In Verbindung mit der eigenen Nutzeroberfläche mit 3D-Elementen ist das Huawei top ausgestattet. Der Nutzer kann seine sieben Homescreens individuell gestalten. Klickt man in die Mitte auf die so genannte Karussell-Ansicht, findet der Nutzer nicht nur seine sieben Homescreens, sondern noch einige selbst anlegbare Screens mehr. Insgesamt sind dort 20 Fenster möglich, die er in einem 3D-Karussell angezeigt bekommt und durch Wisch-Gesten navigiert. Das funktionierte in unserem Test ausgesprochen flott, wir bemerkten keinerlei Wartezeiten oder Ruckler.

Die pfiffige Bedienoberfläche des Vision will Huawei aber nicht unter einem eigenen Namen vermarkten - ein klarer Unterschied beispielsweise zu HTC mit seinem bekannten Sense-Aufsatz für Android. Spezielle Cloud-Dienste sind mit den beiden Android-Geräten übrigens derzeit noch nicht verbunden. Huawei stellt also keinen Service zur Verfügung, um beispielsweise verlorene Smartphones lokalisieren oder per Remote-Befehl sperren zu können. In China würde es zwar bereits einige derartige Cloud-Dienste geben, wie Huawei auf unsere Nachfrage erklärte, doch für Europa müssten diese erst noch angepasst werden. Das liegt vor allem daran, dass Huawei in China keine Google-Dienste nutzt, sondern eigene beziehungsweise aus China stammende Dienste.

Im MediaPad kommt Android 3.2 (Honeycomb) zum Einsatz. Erst diese Version läuft einwandfrei auf 7-Zoll-Tablets, da sie nun auch für kleinere Bildschirme optimiert wurde .Beim MediaPad stellt sich die Frage nach einer speziellen Bedienoberfläche nicht, weil dort Android 3.2 pur läuft (also ohne spezielle Anpassungen wie es beispielsweise Samsung beim Galaxy Tab 10.1 mit der Screenshot-Taste gemacht hat).

Huawei packt seinen beiden Neuheiten viel Software in den Speicher. Dazu gehören unter anderem die Netzwerke Facebook und Twitter sowie das allseits beliebte Spiel Angry Birds und die Musik-Erkennung Shazam.

Bei der Office-Ausstattung unterscheiden sich Smartphone und Tablet-PC: Auf dem Vision ist das bewährte Documents to Go installiert, wohingegen das MediaPad mit einem eigens entwickelten Huawei Office kommt. Auf unserem Testgerät war noch die englischsprachige Version von Huawei Office installiert, bis zum Verkaufsstart in Deutschland soll es aber noch in deutscher Sprache erscheinen.

Tablet-PCs im Test
Medion Lifetab S9512
Google Nexus 7
+ sehr günstig<br> + sehr flüssige Bedienung<br> + hohe Bildschirmauflösung<br> – kein 3G, kein Kartenleser<br>
Samsung Galaxy Note 10.1
+ Stifteingabe<br> + flüssige Bedienung<br> + 3G, Telefon und Fernbedienung<br> – durchschnittliche Akkulaufzeit<br>
Toshiba AT270-101
+ farbstarkes Display<br> + leicht und flach<br> + 32 GB Speicher<br> – kein 3G<br>
Asus Vivo Tab RT TF600T
Apple iPad
+ hochauflösendes, farbstarkes Display<br> + sehr flüssige Bedienung<br> – kaum Anschlüsse<br> – teuer<br>
Toshiba AT200
+ sehr flach und leicht<br> + viele Anschlüsse<br> + viele vor-installierte Apps<br> – Akkulaufzeit mittelmäßig<br>
Sony Tablet P
+ sehr leicht und kompakt<br> + flüssige Bedienung<br> – unterschiedliche Displayqualität<br> – mäßige Akkulaufzeit<br>
Amazon Kindle Fire
Huawei MediaPad
Medion Lifetab P9516
HP TouchPad
Eo-Link Camargi FM600
ViewSonic ViewPad 7
+ Telefon-Funktion<br> + Zugang zum Android-Market<br> + recht leicht<br> – mäßige Akkulaufzeit<br>
Asus EeePad Transformer
Sony Tablet S
Fujitsu Stylistic Q550
Acer Iconia Tab A100
Dell Streak 7
A-rival Pad 80
AOC Breeze
Pearl Tablet X2
Toshiba Folio 100
Samsung Galaxy Tab

Bildschirm und Zubehör

Samsung brachte einst mit dem Galaxy Tab P1000 das erste Android-Tablet mit 7-Zoll-Bildschirm auf den Markt. Das Gerät verkaufte sich nur mäßig. Samsung räumte schließlich ein, dass der Form-Faktor 7 Zoll nicht optimal gewesen sein. Doch Huawei lässt sich davon nicht abschrecken und setzt nun ebenfalls auf 7 Zoll. Warum, wollten wir von Huawei wissen.

Huaweis Antwort: Ein 10-Zoll-Tablet ist optimal für zu Hause und fürs Büro. Doch für unterwegs sind 10 Zoll zu viel. So lasse sich beispielsweise die virtuelle Tastatur eines 10-Zöllers nicht mehr bequem mit beiden Händen bedienen. Ein 7-Zoll-Tablet könne man dagegen durchaus noch komfortabel mit beiden Händen halten und darauf tippen. Zudem passe ein 7-Zoll-Gerät wie das MediaPad problemlos in die Jacken- und Hosentasche. Deshalb habe sich Huawei für 7 Zoll als Größe entschieden.

In Sachen Zubehör konnte Huawei uns nur eine kleine Einstecktasche für das MediaPad vorstellen. Damit kann man es geschützt in der Jacke oder Hose tragen. Besondere Funktionen wie beispielsweise das Smart Cover von Apple für das iPad bietet diese schlichte Hülle jedoch nicht, ein Aufstellen des Tablets ist damit beispielsweise nicht möglich. Huawei zufolge würde derzeit diverses Zubehör für den Tablet entwickelt, beispielsweise eine Docking-Station. Konkrete Beispiele wie zum Beispiel eine Kfz-Halterung konnte uns Huawei aber nicht vorführen.

Fazit

Das Vision und das MediaPad können beide durch ihr schickes Design und die tollen Haptik punkten. Lob gibt es auch für die aktuellen Android-Versionen. Das ist bei Geräten dieser Preisklasse nicht immer zu erwarten. Auch die Arbeitsgeschwindigkeit konnte voll und ganz überzeugen. Allerdings ist nicht alles Gold, was glänzt: Die Kamera beider Geräte reagierte etwas zu langsam.

Insgesamt bekommt man aber einiges für sein Geld geboten. Sowohl das Huawei Vision als auch das MediaPad sind absolut konkurrenzfähig.

Dass Huawei als Betriebssystem für Smartpones und Tablet-PCs auf Android setzt, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Denn immerhin stammt Android von Google - und in China hat Google einen schweren Stand: Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen der chinesischen Regierung und dem Suchmaschinen-Konzern. Einige Google-Dienste stehen in China nicht zur Verfügung, die bevorzugte Internetsuchmaschine im Land der Mitte ist demzufolge auch nicht Google, sondern Baidu. Huawei hat deshalb auch eigene Cloud-Dienste entwickelt (siehe oben), die verschiedene Google-Dienste ersetzen sollen. Einen ernsthafte Alternative zu Android gibt es derzeit aber nicht, wie man uns auf Nachfrage erklärte: Die Entwicklung von Windows Phone 7 würde man aber beobachten und dann gegebenenfalls darauf reagieren. (PC-Welt/tö)

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Smartphones/Handys im Test
Sony Xperia U
+ Überdurchschnittliche Akkulaufzeit<br> + Optische Design-Features<br> – Kleiner interner Speicher<br> – Foto- und Videoqualität wenn nur Mittelmaß<br>
Samsung Galaxy Beam
+ Eingebauter Projektor<br> + Lange Akkulaufzeit<br> – Kein Update auf Android 4.0<br> – Gehäuse wirkt etwas klobig<br>
Nokia Lumia 900
Sony Xperia Go
Samsung Galaxy S III
+ Großes, hochauflösendes Display<br> + Leistungsstarke Quad-Core-CPU<br> + Lange Akkulaufzeit<br> – Kunststoffgehäuse vermittelt keinen hochwertigen Eindruck<br>
Huawei Ascend P1
+ Mit 7,69 Millimetern sehr dünn<br> + Gute Gesamt-Performance<br> + Überdurchschnittliche Akkulaufzeit<br> – Autofokus bei der Videofunktion mit Schwächen<br>
Sony Xperia P
Sony Xperia Sola
+ Sehr lange Akkulaufzeit<br> + Gute Gesamt-Performance<br> – Knarzendes Kunststoffgehäuse<br> – HD-Videofunktion mit schlechter Videoqualität<br>
HTC Desire C
RIM BlackBerry Curve 9380
Huawei Ascend Y200
Panasonic Eluga
+ Mit nur 7,8 Millimetern sehr flach<br> + Display mit hohem Kontrast und Schwarzwert<br> – Schwache Akkulaufzeit<br> – Bild- und Videoqualität sind maximal mittelmäig<br>
HTC One S
+ Schnelle Dual-Core-CPU<br> + Browser mit hohen Arbeitstempo<br> – Speicher nicht erweiterbar<br> – Akkuleistung nur Durchschnitt<br>
Nokia Lumia 710
Huawei Honour
Samsung Galaxy Xcover
HTC Explorer
HTC Sensation XL
HTC Velocity 4G
Samsung Galaxy Note
Huawei Vision
BlackBerry Bold 9900
Sony Ericsson Xperia Play
LG Optimus Speed
Samsung Star 2 S5260
Apple iPhone 4S
Trekstor Smartphone
LG P920 Optimus 3D
Samsung Galaxy Gio S5660
RIM Blackberry Torch 9800
Sagem Puma Phone
HTC Desire HD und HTC Desire Z
Samsung Galaxy S
Sony Ericsson Xperia X10 Mini