Russen haben mehr Netto vom Brutto

Arbeitskosten in Ost- und Zentraleuropa

19.10.2011
Unter Arbeitnehmern Zentral- und Osteuropas beziehen russische Mitarbeiter das höchste Nettogehalt.

Umgerechnet 17.400 Euro beträgt der Nettolohn eines Arbeitnehmers in Russland, wenn er ein Bruttoeinkommen in Höhe von 20.000 Euro verdient. Bei den besserverdienenden Arbeitnehmern, die über ein jährliches Bruttogehalt von 100.000 Euro verfügen, zeigt sich ein ähnliches Bild: Hier werden in Russland und der Ukraine die höchsten Nettogehälter gezahlt. Dies ergab die Auswertung der Studie "Beschäftigung in Zentral- und Osteuropa (CEE)", die Kienbaum und ESCP Europe gemeinsam durchgeführt haben. Untersucht wurden Sozialversicherung, Arbeitsbedingungen und Besteuerung in zehnzentral- und osteuropäischen Ländern (CEE), jeweils am Beispiel eines ledigen Arbeitnehmers. "Die Studie verdeutlicht die großen Unterschiede bei den Nettogehältern in den zentral- und osteuropäischen Ländern. Auch bei den Gesamtbruttogehältern und den Gesamtarbeitskosten herrschen große regionale Disparitäten", sagt Maria Smid, Vergütungsexpertin der Managementberatung Kienbaum in Wien.

Geringe Einkommensabgaben in der Ukraine

Platz zwei in der Liste der höchsten Nettoeinkommen bei 20.000 Euro Bruttogehalt nach Russlandbelegen die ukrainischen ledigen Arbeitnehmer. Sie beziehen netto jährlich 16.161 Euro. Im Gegensatz dazu erhält ein lediger Arbeitnehmer mit dem gleichen Bruttoeinkommen in Ungarn lediglich 12.436 Euro netto ausgezahlt - somit sind die ungarischen Arbeitskosten in dieser Einkommensklasse am höchsten. Während Russland, die Ukraine und Ungarn bei der Untersuchung die größten Abweichungen vom Durchschnitt aufweisen, bewegen sich die weiteren untersuchten Länder Tschechien, Polen, Slowakei, Rumänien, Slowenien und Kroatien auf einem ähnlichen Niveau. Hier erhält ein lediger Arbeitnehmer zwischen 13.034 und 14.780 Euro Nettoeinkommen jährlich.

Russische Spitzenverdiener mit geringen Abgaben

Ein ähnliches Bild zeigt die Untersuchung der Arbeitskosten bei den Besserverdienenden in Zentral- und Osteuropa: Arbeitnehmer mit einem Bruttogehalt von 100.000 Euro haben in Russland (87.000 Euro) und der Ukraine (82.561 Euro) die höchsten Nettoeinkommen im Vergleich der CEE-Länder. Schlusslichterin der Rangliste der Nettolöhnebei den Spitzenverdienernsind Slowenien und Kroatien. Hier erhalten die Arbeitnehmer mit 50.227 Euro in Slowenien beziehungsweise 50.309 Euro in Kroatien nur rund die Hälfte ihres Bruttoeinkommens netto ausgezahlt.

Uneinheitliche Gesamtbruttogehälter bei geringeren Einkommen

Ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchung von Kienbaum und ESCP Europe waren die Gesamtbruttogehälter, also das Bruttogehalt inklusive der vom Arbeitgeber zu begleichenden Abgaben: Sie fallen bei den geringer Verdienenden in der Slowakei und Tschechien mit knapp 27.000 Euro am höchsten aus. In Slowenien (23.220 Euro) und Kroatien (23.440 Euro) sind die Gesamtbruttoeinkommen im Vergleich dazu am niedrigsten. In der Einkommensstufe 100.000 Euro zahlen die Arbeitgeber in Tschechien die höchsten Beiträge. Mit 134.000 Euro nimmt das Land den Spitzenrang der Untersuchung ein; Russland belegt den letzten Platz. Hier betragen die Arbeitgeberbeiträge lediglich 3.807 Euro.

Stark abweichende Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge

Betrachtet man die addierten Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge, schwanken diese bei 20.000 Euro Bruttoeinkommen zwischen 6.144 Euro in der Ukraine und 9.519 Euro in der Slowakei. Somit sind die Sozialabgaben der slowakischen Arbeitgeber und -nehmer um fast ein Drittel höher als die der ukrainischen. Noch gravierender sind die unterschiedlichen Gesamtarbeitskosten bei den Positionen mit 100.000 Euro Bruttogehalt: Während die Gesamtbeiträge in dieser Einkommensstufe in Tschechien 45.000 Euro betragen, belaufen sie sich in der Ukraine ebenfalls auf 6.144 Euro - dies entspricht den Gesamtbeiträgen der geringer verdienenden Arbeitnehmer mit 20.000 Euro Bruttoeinkommen.

Höchste Lohnsteuer in der Türkei und Kroatien

Ein Vergleich der Lohnsteuer in Zentral- und Osteuropa offenbart große Unterschiede:In der Türkei beträgt die Lohnsteuer bei einem ledigen Arbeitnehmer mit 100.000 Euro Bruttoeinkommen 30.114 Euro, in Kroatien 29.501 Euro. Dagegen zahlen rumänische Arbeitnehmer jährlich lediglich 14.557 Euro Lohnsteuer, russische mit 13.000 Euro noch weniger. Die Lohnsteuer auf 20.000 Euro Bruttoeinkommen wurde ebenfalls untersucht: Die Ungarn zahlen mit 4.064 Euro die höchsten Steuersätze, die Polen mit 1.567 Euro die niedrigsten im zentral- und osteuropäischen Vergleich.

Die Studie ist zum Preis von 220,- Euro (zzgl. MwSt.) bei Kienbaum Management Consultants Wien, Tuchlauben 8, 1010 Wien (Fax 0043 1 5335188-40) zu bestellen.

Weitere Informationen:

Dr. Alexander v. Preen (Tel.:0049 2261 703-602, E-Mail: alexander.vonpreen@kienbaum.de) und Mag. Maria Smid (Tel.: 0043 1533 5188-22, E-Mail: maria.smid@kienbaum.com)