Sun-Gründer versus Cisco

Arista Networks treibt 10 GB-Switches voran

22.03.2010
Womöglich hat die Start-up Company Arista Networks eine erste brauchbare Antwort auf die Anforderungen eines Datencenters nach Stabilität der Netzkomponenten gefunden. Doch vergleichsweise offen ist, wie das Unternehmen sich am Markt beteiligen kann.

Von Wolfgang Leierseder

Seitdem Andreas von Bechtolsheim bei der Start-up-Firma Arista Networks an 10 GB-Switches für Rechenzentren (respektive Datacenter) arbeitet, hat sich dieser Markt dramatisch geändert. Die Anforderungen an solche Switches seien seit 2005, als Google eine entsprechende Produktanforderung formulierte, eindeutig: "10.000 GB-Ports mit Non blocking-Architektur für 100 Dollar pro Port", erinnert er sich im Gespräch mit ChannelPartner.

Dass Google damals eine bejahende Antwort auf seine Anforderung erhielt, ist dem Sun-Gründer und jahrelangem Cisco-Chefentwickler nicht bekannt. Alkerdings weiß er noch gut, dass damals die Netzwerkbranche inklusive dem Branchenprimus ein Wecksignal erhielt, dessen Lautstärke das Ohr so manches Chief Technologist in Silicon Valley und anderswo klar überforderte. "Für 10.000 Dollar pro Port wären einige Netwerker bereit gewesen", so von Bechtolsheim, aber 100 Dollar? Keine Chance."

Doch war mit diesem Aufruf klar geworden, wohin die Reise in Datencentern, gleich ob in Firmen-Netzen oder in den Netzen von Providern, Suchmaschinen-Anbietern oder Hosting-Anbietern betrieben, gehen würde: "Um die geforderten Datendurchsätze realisieren zu können, mussten die kommenden Netze beides sein: sehr schnell und sehr stabil", so der Gründer von Arista, das in Silicon Valley angesiedelt ist.

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Seitdem haben sich zwei Dinge verändert: Erstens kann sich jeder Netzwerker auf dem Markt Netzwerkchips (full costom chips) besorgen, so dass die sündteure Eigenentwicklung von Switches-ASICs, wie sie etwa Cisco und Juniper Networks betreiben, nicht mehr zwingend notwendig ist, und zweitens sind die Datenströme in den Rechenzentren so deutlich breiter geworden, dass zusätzlich zu GB-Switches auch 10 GB-Switches eingesetzt werden sollten.

"Die Software entscheidet bei Switches"

Und trotzdem stünden auch die schnellsten Chips den Datenanforderungen bremsend im Weg, wenn sie nicht von Software gesteuert werden, die zum einen ebenso trickreich mit den rund 60 Protokollen, die in Switches eingesetzt werden, umgehen, zum andern aber Fehlerkorrekturen, etwa von korrupten oder verlo9ren gegangenen Datenpaketen, im laufenden Betrieb vornehmen können. Man könne sagen, so fasst von Bechtolsheim seine Sicht auf die vergangenen fünf Jahre zusammen, "es tut sich wieder was im Switches-Markt".

Genau deshalb habe sich seine Firma darauf spezialisiert, GB- und 10 GB-Switches für Datencenter zu bauen, die über eine ausgeklügelte Software zur Steuerung und Verwaltung der Netzkomponenten verfügten.

Sie heißt bei Arista EOS ("Extensible Operation System") und sie ist modular so geschrieben, dass sie bei laufendem Betriebs eines Datencenters Ausfälle von Komponenten inklusive virtuellen Servern korrigieren kann. Des Weiteren nutzt EOS diverse Protokolle, etwa Spanning tree und SNMP, ferner Link Aggregation, um Ports bescheunigend zu addieren, und andere Möglichkeiten, etwa Load balancing und Sicherheits-Features für Applikationen, um den Netzbetrieb rund um die Uhr und ohne nennenswerte Latenz zu sichern.

Zwar sei damit, wie Bechtolsheim sagt, noch lange nicht alles getan, um Kunden, neben Providern etwa Finanzanbieter, ganz zufrieden zu stellen, doch sei damit mehr getan, als derzeit die Konkurrenten - Cisco mit Nexus und dem Catalyst 4948, Extreme Networks mit dem Summit x450a, Brocade mit dem Foundry-Switch FastIron LS 648 oder HP Procurve mit dem ProCurve 6120 - in die Waagschale werfen könnten.

"Wir haben in die Software Millionen investiert. Wir sind jetzt bei rund drei Millionen Codezeilen, und es werden voraussichtlich noch zwei Millionen Zeilen dazu kommen", sagt Bechtolsheim. Fortwährende stabile Verbindungen seien nur möglich, wenn man auf jeder Netzschicht (Layer 0 bis 7) die sich ergebende Probleme sauber angehe. Etwa auf Layer 0-Ebene die Probleme mit Netzwerkkarten (NICS), auf Layer 2 und 3-Ebene solche der virtuellen LANs (VLAN) und der redundanten Netzverbindungen (Spanning tree); WAS virtuellen Servern eine wichtige Rolle spiele.

Hinzu komme, dass "jeder Kunde sein eigene Netzwerk hat, mit x Zusätzen, Policies, Applikations-Parametern, die auch in virtuellen Umgebungen gelten sollen, etc. etc.".

Da Arista seine Switches - die 7100-Serie sowie den GB-Switch 7048 mit 48 Ports - bei Dutzenden Kunden bereits im Betrieb habe, könne man mit Genugtuung sagen, dass es bei Support-Anfragen so gut wie keine Probleme lösen musste, die die Switches oder EOS selber hervorgerufen hätten. Marktführer Cisco dagegen müsse bei rund 50 Prozent der Supportanfragen Eingriffe in seine Switches oder das vielversionige Betriebssystem IOS vornehmen, so der Sun-Gründer, der von 1996 bis 2003 bei dem Netzwerkriesen Hochleistungs-Switches entwickelte.

Seiner Ansicht nach ist seine Firma dem Riesen weit voraus.

Vertrieb in Deutschland

In Deutschland werden die Switches derzeit von dem Kölner Distributor Consolidate IT und dem Ismaninger Distributor Seicom angeboten. Laut Bechtolsheim hat Arista im Moment nicht vor, hierzulande ein eigenes Vertriebsbüro zu gründen.

Auf die Frage nach dem Kundenvertrauen, ein Muss für jedes Unternehmen, das in Hochleistungs-Switches investiert, antwortet Bechtolsheim am Ende des Gesprächs: "Wir sind eine kleine Firma, zu klein, um in diesem sich auftuenden Milliardenmarkt Cisco wirklich in die Quere zu kommen."

Dennoch: Nachdem der Ex-Cisco-Manager genau weiß, dass Cisco auch Firmen vom Markt wegkauft, damit diese den Riesen nicht mehr stören, sind die Aussichten für Arista so, wie sie in diesem Markt für alle kleinen Netzwerker sind: hoffnungsvoll, aber von der Möglichkeit eines Aufkaufes begleitet. Letzteres wehrt Bechtolsheim ab. Sein Unternehmen sei bei Firmen, die weltweit mit Währungen handeln, bereits de Nummer eins. "Wir sind per default gesetzt."

Ein wirkliches Dementi klingt anders. Allerdings lässt der Sun-Gründer sehr deutlich anklingen, wie froh er sei, in seiner eigenen Firma kurze Entscheidungswege zu haben. "Wir haben kein ineffektives Sector council, der entscheidet, was in der Firma getan wird und getan werden soll."

An eine Rückkehr zu dem Netzwerkriesen denke er nicht. Wenn er auch dessen Erfolg sehe, so sei er sich sicher, in der richtigen Firma zu arbeiten. "Und ich hoffe, das sehen unsere Kunden genau so." (wl)