KY Lee, Chairman von Taiwans größtem LCD-Panel-Hersteller AU Optronics sowie der BenQ Group mit Qisda als neuem Hauptarm, betont die Bedeutung der Panel-Industrie für sein Land und gibt Prognosen für den LCD-Panel-Markt ab.
Mit über 90 Firmen, die direkt oder indirekt beteiligt sind, habe die LCD-Panel-Industrie Taiwans 2007 umgerechnet 35,25 Milliarden Euro (1,7 Billionen NT Dollar) oder 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet.
Anders als die einheimische Schaltkreisindustrie (IC-Industrie) ist die Panel-Industrie nicht als Regierungsprojekt ins Leben gerufen und gefördert worden, sondern aus den Unternehmen des Landes selbst entstanden, entweder durch Technologietransfer oder in Zusammenarbeit mit dem inseleigenen Industrial Technology Research Institute (ITRI).
Um gegen die südkoreanischen Mitbewerber (Samsung und LG Display) konkurrenzfähiger zu werden, müsse Taiwans Industrie aber noch autarker werden. Die 7G-Werke in Südkorea sind es schon zu 100 Prozent die 8G-Werke von Samsung und Sony zu 50 Prozent.
Da Taiwans IC-Industrie früher sehr stark von importiertem Equipment abhing, wurde nicht viel für dessen Produktion investiert. Das soll sich mit Hilfe der Panel-Hersteller und dem Amt für Industrieentwicklung nun ändern, sagte Lee auf der 10-Jahresfeier des taiwanesischen Marktforschungsinstituts und News-Service "Digitimes".
Der Markt
Neue Anwendungen wie größere Handy-Displays, Mobile Internet Devices und CE-Produkten wie digitale Bilderrahmen haben laut Lee dazu geführt, dass die älteren 3G-Panel-Werke voll ausgelastet sind. 2 bis 3 Zoll große Panels werden auch immer mehr in 4G-Werken produziert, 7 bis 9 Zoll große Panels (für Mini-Notebooks wie den Eee PC von Asus) in den 5G-Werken.
Monitor-Panels werden auch immer größer. Aktuell würden die meisten Monitore ab 20 Zoll Bilddiagonale TV-fähig (MoniTV) sein. Dazu gehören größere Blickwinkel und Motion Picture Processing (Bewegtbildverarbeitung).
Crossing-over (Konvergenztendenzen) beobachtet Lee auch zwischen TVs und Public Displays (PIDs). Mit der nächsten Generation von Panel-Werken können PIDs in Größen zwischen 10 und 100 Zoll gefertigt werden.
Ein Ende des Wachstums für die LCD-Industrie sieht Lee nicht so bald. In fünf Jahren werde sich der Markt für flexible Displays entwickeln, aber auch diese, ob es E-Paper oder OLEDs sind, basierten letztendlich auf LCD-Substraten als Kerntechnologie.
China und andere Schwellenländer Asiens werden künftig Europa und Nordamerika als größte TV-Märkte ablösen. Hürden sind aber hohe Importzölle für fertige TV-Geräte, in China 30 Prozent in Indien 35 Prozent. Daher müssen die Panel-Hersteller wie in Europa auch in den Ländern Asiens Assemblierungswerke aufbauen.
Es wird erwartet, dass der weltweite Markt für in Monitor und Digitalkameras (DSCs) verbauten Panels bis 2009 von 150 auf 200 Millionen Stück wachsen wird. Notebook-Panels sollen 2010 die 200-Millionenmarke passieren. 2007 waren es 100 Millionen Stück. 2013 soll der weltweite LCD-TV-Markt bei 200 Millionen Stück anlangen.
2014 soll der Weltmarkt für alle Panel-Größen auf 5 Milliarden Stück anwachsen.
AUO-Chairman Lee wies auch auf die Klimaveränderung und deren Auswirkungen hin. Als Beispiel nannte er die Schneestürme in China Anfang 2008, welche neben der Finanzkrise in den USA ebenfalls die Pläne der Panel-Hersteller durchkreuzt haben.
Ein Weg, um LCDs noch umweltfreundlicher zu machen, sei der Einsatz von quecksilberfreier LED- statt CCFL-Hintergrundbeleuchtung.
Künftig soll LED-Backlight rund 40 Prozent der Weltproduktion von weißen LEDs schlucken. AUO hat bereits Pläne offenbart, ein eigenes LED-Werk zu bauen und will mit LED-Hintergrundbeleuchtung für Notebooks beginnen. Die Zahl der LED-Chips pro Notebook-Panel ist mit 40 bis 80 Stück überschaubar.
Ein TV-Panel braucht aber rund 2.000 LED-Chips. Und darin sieht Lee einer gute Absatzchance. (kh)