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Ausweitung der OS-Kampfzone auf alle mobilen Systeme

30.03.2010
"Ausweitung der Kampfzone" heißt ein Roman von Michel Houellebecq. Genau das spielt sich laut iSuppli derzeit bei mobilen Betriebssystemen ab. So wie Smartphones werden auch Netbooks und MIDs immer mehr in den OS-Kampf gezogen.

"Ausweitung der Kampfzone" heißt ein Roman des französischen Schriftstellers Michel Houellebecq. Genau das spielt sich laut iSuppli derzeit bei mobilen Betriebssystemen (Operating Systems oder kurz OS) ab. So wie Smartphones werden auch Notebooks, Netbooks und MIDs immer mehr in den OS-Kampf gezogen.

Die erweiterte Schlacht um die mobile OS-Dominanz zwingt die Entwickler, Anwendungen und Content (Inhalte) zu entwerfen, die plattformübergreifend genutzt werden können, so die Analysten von iSuppli.

"Mobile Betriebssysteme, angefangen von Googles Android bis hin zu Symbian und Microsofts Windows Mobile, haben sich einen heißen Kampf um den boomenden Smartphone-Markt geliefert", sagt Wireless-Research Chefanalyst Jagdish Rebello.

"Wireless-Betreiber unterstützen allerdings heute mehrere Gerätetypen in ihren Netzwerken, weshalb der mobile OS-Krieg sich über den für Smartphones auf das weit größere Feld von Mobile Internet Devices (MIDs) ausdehnt, eine Kategorie, die Geräte wie Netbooks, Portable Navigation Devices (PNDs), MP3-Player, Automotive Infotainment Systems und Web-Zugangsgeräte wie Internet Access Devices (IADs) einschließt. Da die Betreiber auch mehrere Betriebssysteme unterstützen, stehen die Entwickler vor der Herausfoderung, Anwendungen und Content zu bieten, die multiple Plattformen ansprechen", fügt Rebello hinzu.

Potenziell riesiger Markt

Die Analysten von iSuppli erwarten, dass die weltweiten Absatzzahlen von Smartphones und anderen drahtlosen Internetgeräten sich bis 2014 nahezu verdreifachen wird, von 262,7 Millionen im Vorjahr (2009) auf 735,6 Millionen Stück. Etwa ein Drittel der Geräte soll dann aus anderen Kategorien als Smartphones kommen.

iSuppli spricht dabei von Mobilized Connectable Devices (mobilen Internet-Zugangsgeräten) und definiert diese als "Gadgets" mit integriertem WLAN, Wireless Metropolitan Area Network (WMAN) oder 3G- beziehungsweise noch fortschrittlicherem Worldwide Wide Area Network (WWAN).

In den letzten zwei Jahren haben sich laut iSuppli "industrieschwergewichte" wie Nokia, Apple, Microsoft, RIM (Blackberry) und Google eine Megaschlacht um Smartphone-Betriebssysteme und Marktanteile geliefert.

Die ständig steigende Verfügbarkeit von Software Development Kits (SDKs) und die aktive Förderung von energetischen Anwenderentwicklungsgemeinden spiegeln laut iSuppli wieder, dass Anwendungen und Software-Interfaces (Schnittstellen) in der Kundenwahl bei Smartphones immer wichtiger werden. Die wachsende Beliebtheit des iPhone gründet nicht zuletzt darauf.

Heute arbeiten alle großen OS-Anbieter an der Schaffung eines aktiven Ökosystems für Softwareentwickler, um ein möglichst breites, attraktives Angebot von Anwendungen sowie von einfach zu bedienenden, individuell anpassbaren Benutzeroberflächen zu ermöglichen.

Die Anbieter, allen voran Apple statten ihre Geräte von Hause aus mit den populärsten Social-Networking-Anwendungen (wie Facebook) aus und eröffnen App-Stores, auch um über die Anwendungen mehr Umsatz zu generieren.

Da Content- und Application-Sharing zwischen mehreren Geräten für die Verbraucher immer wichtiger wird, hält Konnektivität auch in vielen anderen Consumer-Electronic-Produkten Einzug. Plattform-übergreifende Kompatibilität wird dabei laut iSuppli zum wesentlichen Marktfifferentiator.

Die OS-Anbieter reagieren auf den Trend mit der Strategie, möglichst mehrere Gerätekatagorien mit ihren jeweiligen Betriebssystemen zu unterstützen.

Nokia und Google sind da nicht alleine. Apple hat angekündigt, dass das mit viel Vorschusslorbeeren bedachte iPad dasselbe Betriebssystem wie das iPhone 3G haben wird. Microsofts neuestes mobile OS, WinMo 7, scheint nicht nur auf Smartphones, sondern auf mehrere mobile Produkte abzuzielen, so iSuppli.

Neue Display-Designs gefordert

Die meisten Displays für mobile Geräte sind Spezialanfertigungen und auch auf das jeweilige Betriebssystem zugeschnitten, weiß Vinita Jakhanwal, iSuppli-Analystin für kleinere und mittlere Displays.

Wenn die OS-Anbieter nun Tools entwickeln, die es ermöglichen, die Anwendungen zu portieren oder (über-) tragbar zu machen, stellt das die Display-Hersteller vor neuen Herausforderungen, so Jakhanwal.

Als Beispiel, wie unterschiedlich Smartphone-Displays sein können, nennt iSuppli dieses: Apples Betriebssystem bietet auf einer Display-Fläche von 3,5 Zoll das halbe VGA-Format von (480 x 320 Pixel), das Android-OS unterstützt dagegen 800 x 480 Pixel, und das unabhängig von der Bildschirmgröße.

Features wie Multitouch und Zoomen haben die Display-Designs maßgeblich beeinflusst. Größte Herausforderung wird es aber laut Jakhanwal sein, Anwendungen plattformübergreifend mitnehmen zu können, ohne dass der Nutzer groß Unterschiede in der Auflösung, Bildgröße, Pixelzahl oder dem Seitenverhältnis merkt.

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"Displays und die Display-Auflösungen sind ein sehr wichtiger Bestandteil der Nutzer-Seherfahrungen und werden große Auswirkungen auf den Erfolg eines Gerätes, des Betriebssystems und der Anwendungen haben, so die Analystin. (kh)