Avnet: RKE-Integration undReorganisation abgeschlossen

06.06.2002
Der US-Disti Avnet musste mit dem Kauf von Raab Karcher Electronik Systems (RKE) neue Strukturen für den europäischen Markt einführen und eine weltweite Umstrukturierung vornehmen. Mit der Ernennung von Ger Coppus zum Europachef für Avnet Applied Computing (AAC) setzt das Unternehmen vorerst einen Schlusspunkt hinter seine Reorganisation.

Im Jahr 2000 ging Avnet auf Einkaufstour: Am 31. Oktober kaufte der US-Distributor das Veba-Distributionsgeschäft. Darin enthalten waren: Raab-Karcher, die EBV-Gruppe, zwei Distis für Halbleiter und Atlas Service, Logis-tiker der EBV. Für 740 Millionen Dollar - der Kaufpreis für die Veba-Sparte - wollte Avnet endlich einen Fuß in den begehrten deutschen Markt bekommen. Rund eineinhalb Jahre hat das US-Unternehmen für die Integration seiner Zukäufe gebraucht.

Im Zuge der Reorganisation der Avnet Applied Computing (AAC), in der die frühere RKE aufgegangen ist, hat Avnet-CEO Ed Kamins neue Führungspositionen für drei globale Regionen geschaffen. Ger Coppus, ehemals als Regionaldirektor für Mitteleuropa bei Raab Karcher verantwortlich, ernannte Kamins kürzlich zum Chef der Region Emea (Europa, Mittlerer Osten, Afrika). Dieter Lott, ebenfalls früherer RKE-Manager, steht ihm als Vice President Finance und Administration zur Seite (siehe ComputerPartner 19/02, Seite 44).

"Wir hatten vorher in den verschiedenen europäischen Ländern jeweils andere Namen und Strukturen. Mit der Namensänderung in Avnet Applied Computing haben wir für Kunden und Lieferanten ein Rebranding vorgenommen", berichtet Coppus im Gespräch mit ComputerPartner. Ebenfalls zur Reorganisation gehörte ein Abbau des Lieferanten-Portfolios um 50 Prozent, damit ein Straffen der Produktlinien und die Gründung der ACMD (Applied Computing Market Development), die am 1. Juli unter Regie von Gerhard Hundt ihre Arbeit aufnimmt (siehe ComputerPartner 08/02, Seite 50). Der neue Geschäftsbereich wird künftig Eizo-, NAS- und SAN-Produkte betreuen.

Expansion vorantreiben

Als wichtigste Punkte auf seiner To-Do-Liste nennt Coppus: Cross-Selling-Aktionen zwischen AAC und Applied Computing Enabling Technologies (ACET) verstärken, Synergien zwischen den verschiedenen Europa-Niederlassungen schaffen, um diese verstärkt vor allem im Vertrieb zu nutzen. Außerdem wird der frischgebackene Europachef die Expansion in Osteuropa (geplante neue Standorte: Russland und Polen) sowie in Middle-East/Africa (Dubai und Südafrika) vorantreiben.

Das Geschäftsjahr 2001/02 (Ende: 30. Juni) will Avnet Applied Computing mit einem Umsatz von 800 Millionen Dollar abschließen Für das kommende Jahr plant AAC einen Umsatzzuwachs von stolzen 25 Prozent. Coppas begründet das angepeilte Wachstumsziel "mit Steigerungsquoten im Solution-Geschäft im dreistelligen Bereich". Außerdem kämen im kommenden Jahr noch die geplanten neuen Auslandsniederlassungen hinzu. Und darauf ist der Manager stolz: "Wir arbeiten profitabel." Entlassungen seien, trotz schwacher Konjunkturlage, bei Avnet nicht geplant: "Wir haben bereits bei der Raab-Karcher-Integration Strukturen angepasst und Personal abgebaut, daher trifft uns die Marktschwäche nicht so hart wie Wettbewerber." Dennoch beurteilt Coppus die kommenden Monate "als schwierig". "Das zweite Halbjahr wird von der Umsatzentwicklung stabiler. Aber von den Zuwachsraten der Vergangenheit können wir uns wohl auch im nächsten Jahr verabschieden", stellt der Europachef klar.

www.aac.avnet.com

ComputerPartner-Meinung:

Die umfassende Reorganisation hat Avnet viel Zeit und wahrscheinlich auch Geld gekostet. Der Vorteil: Das Unternehmen hat bereits - in besseren Zeiten - bei Mitarbeitern, Lieferanten und Produkten abgespeckt. Aufgaben, mit denen Wettbewerber erst kürzlich aufgrund der Marktlage begonnen haben. (ch)