LCD-Industrie

Bahnt sich in Taiwan ein Mega-Merger an?

24.11.2011
Taiwans Regierung drängt seit Jahren auf eine Konsolidierung der einheimischen LCD-Panel-Industrie. Das Treffen einer Ministerin mit CMI und AUO nährt Spekulationen, dass die beiden Riesen sich zusammenschließen sollen.
Wenn AUO und CMI zusammenlegen, würden sie in LCD-Industrie an der Spitze sein.

Taiwans Regierung drängt seit Jahren auf eine Konsolidierung der einheimischen LCD-Panel-Industrie. Das Treffen einer Ministerin mit CMI und AUO nährt Spekulationen, dass die beiden Riesen sich zusammenschließen sollen.

Wie Meko-Analyst Bob Raikes ChannelPartner gegenüber behauptete, sei Taiwans Panel-Industrie ständig in den roten Zahlen und ohne staatliche Hilfe gar nicht überlebensfähig.

Die Regierung in Taipei drängt besonders bei kleineren Herstellern der Insel seit Jahren auf eine Konsolidierung, so wie sie es auch bei DRAM-Herstellern gemacht hat. Sollten sich die beiden größten Panel-Hersteller der Insel zusammenschließen, würde global eine neue Nummer 1 entstehen.

Chimei Innolux (CMI mit Foxconn verbandelt) und BenQ-Schwester AU Optronics sind zwar Nummer 3 und 4 der Hersteller großer LCD-Panels, haben es aber schwer, sich gegen die beiden koreanischen Riesen Samsung und LG Display zu behaupten und schreiben auch wegen der beobachteten weltweiten Überkapazitäten seit vier oder fünf Quartalen ständig Minus, womit auch ihr Schuldenberg immer mehr ansteigt.

Ein Treffen der beiden Panel-Hersteller mit Christina Liu, Ministerin des Rates für Planung und Entwicklung, nährt laut ‚Digitimes‘ Spekulationen, dass Taiwans Regierung sich für einen Mega-Merger in der LCD-Panel-Industrie stark macht. Dabei ging es bei dem Treffen tatsächlich aber über Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zwischen den beiden größten Panel-Herstellern der Insel.

Ende des dritten Quartals 2011 hatte AUO eine innerhalb eines Jahres zu tilgende Schuldverschreibung von 43,8 Milliarden New Taiwan Dollar (umgerechnet 1,06 Milliarden Euro) bei einem Kassenstand von 83,42 Millarden NT Dollar, CMI hatte dagegen eine kurzfristige Schuldverschreibung von 156,3 Milliarden NT Dollar (rund 3,79 Milliarden Euro) bei einem Kassenbestand von lediglich 58,33 Milliarden NT Dollar.

Möglicherweise knapst das Unternehmen immer noch daran, dass es in einem EU-Kartellverfahren gegen fast alle Panel-Hersteller Ende 2010 als Nachfolgeorganisation von CMO die Höchstbuße von 300 Millionen Euro auferlegt bekam.

Zusätzlich schieben AUO und CMI langfristige Schulden in Höhe von 174,5 und 187,9 Milliarden NT Dollar vor sich her. Das Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenkapital (debt-to-equity ratio) von AUO lag Ende September bei 56 Prozent, das von CMI sogar bei 132 Prozent.

Wie Ministerin Liu nach dem Treffen bekanntgab, sei über eine Reihe von Möglichkeiten einer Kooperation zwischen den beiden Panel-Riesen gesprochen worden, so über gemeinsame Produktionskapazitäten, Technologie- und Patentaustausch sowie über gemeinsames Marketing.

AUO und BenQ Group Chairman KY Lee (Li Kunyao in der Pekingumschrift) hat dagegen erklärt, dass der Panel-Hersteller auf gesunden Beinen stehe und sehr wohl in der Lage sei, den aktuellen Geschäftsrückgang und die Schuldenlast auszugleichen. Einen möglichen Merger der beiden Unternehmen wollte er laut ‚Digitimes‘ nicht kommentieren. CMI sieht Möglichkeiten einer Zusammenarbeit, welche diese sein könnten, wollte das Unternehmen aber nicht sagen.

Auch wenn die Panel-Preise sich in jüngster Zeit wieder etwas stabilisiert haben, ist laut Industriekreisen nicht damit zu rechnen, dass CMI und AUO im vierten Quartal wieder profitabel sein würden. Schätzung zufolge wird AUO im Gesamtjahr 2011 einen Verlust von 50 bis 55 Milliarden NT Dollar (1,21-1,33 Mrd. €) wegstecken müssen, CMI von 55 bis 60 Milliarden NT Dollar. (kh)