Ballmer: "Open Source" verletzt Patente

20.02.2007
Für Microsoft-Chef Steve Ballmer steht fest: "Open Source"-Software verletzt Patente.

Für Microsoft-Chef Steve Ballmer steht fest: "Open Source"-Software verletzt Patente. Das sagte er vor Investoren und Analysten vergangenen Donnerstag in New York, wie in einem Blog des amerikanischen IT-Nachrichtendienstes "zdnet" zu lesen ist.

Er unterstrich, dass die Open Source-Community die Bedeutung von "geistigem Eigentum" anerkennen müsse, und wertete den Novell-Deal als Bestätigung für das Recht auf geistiges Eigentum.

Diese Abkommen würde zwar Microsoft nicht viel Geld einbringen, - die beiden Firmen haben vereinbart, dass Microsoft für jede "Suse Enterprise Server"-Lizenz eine Abschlagzahlung erhält -, doch stelle es klar, dass der Redmonder IT-Riese auf seine - nicht näher genannten - Patenten bestehe.

Ins Herz der Open Source-Community sollte seine Behauptung zielen, dass der Deal vollends klar mache, dass "Open Source das intellektuelle Eigentum Anderer und das jedes anderen Anbieters zu respektieren hat".

Dem widersprach Jeremy Allison, der nach dem Deal seinen Dienst bei Novell empört quittierte, in einem Interview mit der amerikanischen "Linuxworld", einer Schwesterpublikation von ChannelPartner.

Allison sagte, es handle sich bei diesem Abkommen um eine sogenannte "Cross Patent"-Absprache handle. Dies stelle aber einen klaren Verstoß gegen Paragraph 7 der GPL (General public license) dar. In diesem wird ausdrücklich festgestellt: "Wenn es Ihnen nicht möglich ist, das Programm unter gleichzeitiger Beachtung der Bedingungen in dieser Lizenz und Ihrer anderweitigen Verpflichtungen zu verbreiten, dann dürfen Sie als Folge das Programm überhaupt nicht verbreiten. Wenn zum Beispiel ein Patent nicht die gebührenfreie Weiterverbreitung des Programms durch diejenigen erlaubt, die das Programm direkt oder indirekt von Ihnen erhalten haben, dann besteht der einzige Weg, sowohl das Patentrecht als auch diese Lizenz zu befolgen, darin, ganz auf die Verbreitung des Programms zu verzichten."

Der jetzt bei Google arbeitende Samba-Programmierer argumentierte weiter, es sei eindeutig, dass die GPL keinem Unternehmen gestatte, sich Sonderabkommen zurechtzuschnitzen.

Seine skeptischen Einwände, was Microsofts Willen zur Interoperabilität seiner Software mit der anderer Anbieter betrifft, sind lesenswert, spielen in diesem Zusammenhang aber keine Rolle.

Jedoch lässt aufhorchen, dass Allison von aktuellen Lizenz-Verträgen spricht, die große Linux-Kunden mit Microsoft abgeschlossen haben, um mögliche Patentklagen der Redmonder gegen sie wegen des Einsatzes von Open Source-Software auszuschließen. "Zu mir sind Leute gekommen, die off record erzählten, dass sie mit Microsoft Cross-Patent-Verträge und Lizenzverträge abgeschlossen haben."

Insofern fällt die Aussage Ballmers schwerer ins Gewicht, als Novells CEO Ron Hovsepian bis heute wahr haben will: Microsoft wird nicht darauf verzichten, Open Source-Anwender zu verklagen.

Auch wenn die Patente, auf die sich Microsoft beruft, bis heute nicht offen gelegt sind. (wl)