Bandlaufwerke von Onstream: acht Spuren auf einen Schlag

16.11.2000
Um Bandlaufwerke ist es ruhiger geworden, obwohl sie als Speicherpioniere der Informationstechnologie gelten. Glaubt man den Fachleuten, steht dieser Markt aber vor einer verheißungsvollen Zukunft. Onstream hat die Zeichen der Zeit erkannt und möchte mit einer neuartigen Technologie hier kräftig mitmischen.

Mehr Informationen, größere Datenmengen, umfangreichere Applikationen - ständig tauchen neue Möglichkeiten auf, um den Speicherplatz im Computer noch schneller zu füllen. Schon von jeher verwenden Firmen zur Sicherung und Archivierung ihrer riesigen Datenmengen Bandlaufwerke als Wechselspeicherlösungen. Der Nachteil eines sequentiellen Zugriffs - man muss das Magnetband zunächst bis zur gewünschten Stelle spulen, bevor man mit dem Lesen der Daten beginnen kann - wird dabei in Kauf genommen.

Doch mit den Streamern ist das so eine Sache. Was die Formate betrifft, herrscht hier nämlich regelrecht eine Buchstabensuppe vor. Da gibt es Begriffe wie AIT und DLT, LTO und QIC, DDS und DAT. Onstream setzt jetzt noch einen drauf. Mit der ADR-Technologie glaubt der niederländische Hersteller eine Lösung gefunden zu haben, die hohe Kapazitäten und hohe Leistung kombiniert.

ADR (Advanced Digital Recording) bezeichnet ein spezielles Verfahren, mit dem ein Streamer ein acht Millimeter breites Magnetband linear mit Daten beschreibt. Das Besondere dabei: Der Schreib-/Lesekopf besitzt acht Kanäle, wodurch von den maximal möglichen 192 Spuren eines Bandes acht gleichzeitig beschrieben oder gelesen werden können. Dadurch weisen ADR-Streamer schon bei geringen Geschwindigkeiten hohe Transferraten auf.

Sich anpassen können

Ein weiterer Kernpunkt dieser Geräte sind die variablen Bandgeschwindigkeiten zwischen 0,5 und 2 MB/s, die sich den ständig wechselnden Transferraten des Computers anpassen können. Liefert der PC zum Beispiel die Daten nicht schnell genug, kommt es zu einem Überlauf des Laufwerks. Dieses muss daraufhin anhalten, den Kopf zurücksetzen und ihn bis zum letzten Datenpunkt beschleunigen, um dann erneut mit dem Schreiben zu beginnen. Tritt dies öfter auf, verlangsamt sich der Backup-Prozess erheblich.

Eine Lösung hierfür sind Bandlaufwerke mit abgestuften Geschwindigkeiten. Sie passen sich so lange an die niedrigste Transferrate des PCs an, bis der Schreibkopf am Bandende die Richtung ändert. Dadurch ist der Backup-Vorgang zwar etwas schneller, aber immer noch relativ langsam. Im Gegensatz dazu erlaubt die ADR-Technologie den Bandlaufwerken, sich zu jedem beliebigen Zeitpunkt an die vorherrschende Geschwindigkeit anzugleichen. Somit wird die schnellstmögliche Übertragungsrate gewährleistet.

Durch die Fähigkeit der Onstream-Laufwerke, auf allen acht Datenspuren gleichzeitig lesen oder schreiben zu können, verringern sich auch die Datenverluste. Grundsätzlich verlieren alle magnetischen oder optischen Medien im Laufe der Zeit geringe Datenmengen aufgrund fehlender oder unleserlich gewordener Bits. Um die Originaldaten dennoch vollständig lesen zu können, sind in die Bitspur in regelmäßigen Abständen so genannte Fehlerkorrektur-Codes (ECC, Error Correction Codes) eingebracht.

Der Achtkanal-Schreibkopf ist als einziger seiner Art in der Lage, solche Codes sowohl horizontal als auch vertikal über alle acht Spuren zu verteilen. Dadurch, betont Onstream, könne sogar eine ganze Spur fehlerhaft oder gelöscht sein, ohne dass ihre Daten verloren gingen. Onstream nennt dieses Prinzip den "räumlich verteilten Fehlerkorrekturcode" (spatially distributed ECC).

Ein zusätzliches Merkmal der ADR-Technologie ist das erweiterte Servosystem. Dieses erlaubt dem Schreib-/Lesekopf, den Spuren auf dem Band besser zu folgen - schließlich läuft kein Magnetband absolut gerade, sondern bewegt sich immer mit einem gewissen Spielraum auf und ab. Das kann zur Folge haben, dass sich der Kopf nicht in der korrekten Position befindet und es aufgrund dessen zu Lese- oder Schreibfehlern kommt. Servosignale, die auf beiden Seiten jeder Datenspur eingebettet sind, sorgen dafür, dass der Kopf schon bei der kleinsten Abweichung in die korrekte Position zurückgebracht wird.

Die Servosignale dienen darüber hinaus auch dazu, defekte Bandstellen noch vor dem Schreibvorgang zu erkennen. Wie bei anderen Speichermedien gibt es auch bei den Magnetbändern von Anfang an fehlerhafte Stellen, in denen sich keine Daten aufzeichnen lassen. Herkömmliche Streamer schreiben jedoch grundsätzlich erst die Daten und überprüfen danach, ob sie lesbar sind. Gegebenenfalls müssen sie dann an anderer Stelle erneut geschrieben werden.

Mit der ADR-Technologie lassen sich solche Probleme dagegen in einem einzigen Durchgang lösen. Empfängt der Schreibkopf nämlich keine Servosignale, bedeutet dies, dass das Magnetband an dieser Stelle defekt ist. Erst wenn die Signale wieder einwandfrei ankommen, setzt er das Schreiben fort. (tö)

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