Produkte und Lösungen

Besuch der Provi-AV-Messe ISE lohnt sich auch für IT-Fachhändler

05.02.2009
Noch wird professionelle AV-Technik, Thema der ISE 2009 in Amsterdam, hauptsächlich vom AV-Channel vertrieben. Mit Netzwerk-Knowhow kann und sollte sich aber auch der IT-Fachhandel einbringen.

Noch wird professionelle AV-Technik, Thema der ISE 2009 in Amsterdam (3.-5.02.09), hauptsächlich vom AV-Channel vertrieben. Mit Netzwerk-Knowhow kann und sollte sich aber auch der IT-Fachhandel einbringen.

So die Botschaft vieler Aussteller auf der Integrated Systems Europe, die vom 3. bis 5. Februar 2009 erst zum sechsten Mal stattfindet und für Viele schon zu der Leitmesse für professionelle Bild- und Tontechnik im Innen- und Außeneinsatz geworden ist.

Im Vordergrund steht das Lösungsgeschäft mit Public Displays und Projektoren für Digital Signage, sprich die digitale Beschilderung, eines der meistgehörten Schlagworte der Messe. Einsatzbereiche sind Supermärkte und Warenhäuser ebenso wie Schulen und Universitäten, Konferenzräume in Unternehmen und Behören bis hin zu Konzertsälen und Sportarenen.

Die Prognose von DisplaySearch, dass der Weltmarkt für Public Displays 2009 um ganze 45 Prozent wachsen wird, haben viele Hersteller angesichts der weltweiten Rezession für ein sehr sportliches bis unrealistisches Ziel gehalten. Samsung-Manager Jürgen Reinhard hofft zumindest nahe daran zu kommen.

LG-Manager Dieter Speidel hält die Zahlen von DisplaySearch seit Langem für übertrieben und weiß auch nicht, woher sie kommen mögen. Denn sein Unternehmen gebe zum Beispiel keine Zahlen mehr an den Marktforscher weiter. Wenn die Umsätze gehalten werden können, dann sind die meisten Hersteller schon froh.

Ein Bereich, der sich laut Aussage vieler Hersteller immer besser entwickelt, ist auch der Vermietservice, für Aktionärsversammlungen zum Beispiel, für Open-Air-Konzerte und Bilanzpressekonferenzen großer Unternehmen.

Warum das dafür nötige Equipment, einen Projektor mit 15.000 Ansi-Lumen etwa, teuer kaufen, wenn man es nur ein- oder zweimal jährlich braucht? Händler, die sich ein zweites Standbein schaffen wollen, können auch davon profitieren.

Ob Hersteller wie JVC Lösungen inklusive Netzwerkmodule und Software Lösungen aus einer Hand bieten oder nur die reine Bild- oder Tonausgabe-Hardware, gibt es AV- oder IT-Profis aus dem Fachhandel viele Möglichkeiten, Geschäfte zu generieren.

So müssen die Geräte zum Beispiel mit Inhalten gefüttert werden, und dazu bedarf es unter anderem eben Netzwerk-Kenntnisse. Die Geräte müssen verkabelt werden. Hinzu kommen die Montage sowie die Schalttechnik, die in großen Konferenzräumen vielfach genauso wichtig ist wie die Lichttechnik.

Der deutsche Hersteller und Distributor Kindermann zum Beispiel wendet sich mit solcher Schalttechnik, mit Leinwänden, Deckenhalterungen und neuerdings auch Konferenzraummöbeln immer mehr dem Lösungsgeschäft zu, zumal die Umsätze mit Projektoren angesichts des starken Preisverfalls stetig sinken.

Die Durchschnittspreise von Projektoren liegen um die 1.000 Euro, XGA-Geräte mit 2.000 Ansi-Lumen bekommt man schon für unter 700 Euro, von SVGA-Modellen ganz zu schweigen.

Aber es gibt natürlich auch so erlauchte Hersteller wie Christie, Barco, SIM2 aus Italien oder projectiondesign aus Norwegen, deren Preise meist erst im fünfstelligen Bereich anfangen.

Eine 3D-Lösung von projectiondesign, basierend auf einem von einem CP product expert getesteten 1-Chip-DLP-Beamer für rund 14.000 Euro, kostet zum Beispiel mindestens 20.000 Euro netto. Einsatzbereiche sind unter anderem die Simulation, die bei verschiedenen Anwendungen wie im Fahrzeugbau immer mehr Bedeutung gewinnt.

Bei Spezialanfertigungen fürs Militär etwa, wo es auf hohe Robustheit ankommt und die Gehäuse keine Plastikteile aufweisen dürfen, kennen die Display- und Beamer-Preise kaum eine Obergrenze. Offen reden dürfen die Hersteller darüber natürlich nicht, weder über den militärischen Einsatz noch über die Preise.

Die meisten der auf der ISE 2009 gezeigten Projektoren bewegen sich jedoch durchaus im Rahmen von unter tausend bis mehreren tausend Euro.

Barco, neben Christie und NEC einer der drei Hersteller, die für Hollywood-Kino zugelassen sind, musste nach einem Riesenauftritt vor einem Jahr der ISE 2009 übrigens fernbleiben. So auch Sony und Sharp.

Sanyo hat man die bevorstehende Übernahme durch Panasonic nichts angemerkt. Der vor einem Jahr schon riesige Stand ist in den auf der ISE 2009 im Amsterdamer RAI neu belegten Halle 10 noch einmal leicht gewachsen. Dort hat der japanische Hersteller unter anderem mit sieben lichtstarken Full-HD-Projektoren der 5.000-Lumen-Klasse eine der breitesten gebogenen nahtlosen Panoramabilder der Messe aufgebaut.

Solche gebogenen Panoramabilder sind natürlich immer recht publikumswirksam. Ebenso LED-Bildwände für den Außeneinsatz. Mitsubishi hat zum Beispiel wieder mal die größte dieser LED-Bildwände mitgebracht. Diese ist modular aufgebaut, hat einen Dot Pitch (Pixel-Abstand) von 6 mm und würde mehrere hunderttausend Euro kosten. Mitsubishi zufolge ist heute schon ein Pixel-Abstand von 3 mm möglich, aber damit steigen die Kosten natürlich noch mehr.

Dagegen sind Bildwände aus LCD- oder Plasma-Displays vergleichsweise günstig, aber der Vorteil von LEDs ist die Helligkeit bei Tag und Nacht. Bei Flat-Displays für Public Viewing geht der Trend zu sehr schmalen Rahmen, während die Verringerung der Bautiefe hier anders als bei TVs nach Meinung vieler Hersteller noch keine große Rolle spielt.

Dem widerspricht Marco Schulz von Panasonic und verweist darauf, dass es nicht nur bei der Wandmontage durchaus Szenarien gibt, bei denen Bautiefe auch im B2B-Einsatz entscheidend sein kann.

Der japanische Riese hatte unter anderem einen 150 Zoll großen und entsprechend schweren Plasmaboliden dabei, der sich mit Technik von Flatlift hinter einen Wand versenken lässt. Ein Referenzkunde des Panasonic-Flat-Liftgespanns ist übrigens der Kreml. Denn in barocken Prunksälen des Regierungspalastes würde ein großer schwarzer Bildschirm einfach nur stören.

Wie dem auch sei, Samsung hat auf der ISE eine Riesenbild aus ultradünnen TFT-Displays mit einem Bildschirm- zu Bildschirmabstand von nur 7 mm gezeigt. Eine vergleichbar große LED-Bildwand würde mehr als das Zehnfache kosten.

3D-Displays und Single- oder Multi-Touch-Lösungen mit bis zu 82 Zoll großen Bildschirmen hat der koreanische Riese, nach NEC Nummer zwei bei TFT-basierenden Public Displays, ebenso mitgebracht wie auch einen Coca-Cola-Automaten mit integriertem Flachbildschirm für den US-Markt.

An Litfasssäulen erinnert nicht nur der Name Litefast der deutschen Firma Kinoton GmbH, die säulenartige LED-Displays entwickelt und vertreibt. Als Referenzkunden sind unter anderem O2 und die IFA Berlin angegeben.

Überhaupt scheint sich die Branche wieder der Tatsache zu verschreiben, dass die Welt nicht flach, sondern rund oder gebogen ist. Diesen Realitäten stellen sich zum Beispiel die Projektorenhersteller.

Am Panasonic-Stand ist der Beamer zwar vorübergehend aus gewesen, aber in der Praxis will der Hersteller demonstriert haben, dass sich auch eine antik anmutende Wand als Projektionsfläche eignet.

Toshiba zufolge kann man theoretisch auch eine rohe Felswand für die Projektion "geradebiegen". Alles was man für die Kalibration braucht, ist eine Digitalkamera. Laut Toshiba tut es auch eine Notebook-Kamera. Diese nicht die Unebenheiten der Wand auf, die Software stülpt eine Art Raster darüber, und dann braucht man das Bild an den Eckpunkten nur noch geradeziehen.

Außerdem hat Toshiba auch einen weißen LED-Mini-Beamer mit 100 Lumen vorgeführt. Die Zahl der Hersteller, die solche Geräte bis hin zu Pico-Projektoren im Portfolio haben, ist noch relativ begrenzt.

Grund dafür ist die geringe Helligkeit. Der amerikanisch-taiwanesische Hersteller Vivitek hat schon auf der IFA 2008 am Stand von Texas Instruments einen Full-HD-Heimkinoprojektor gezeigt, der es mit LED als Lichtquelle auf 600 Ansi-Lumen brachte.

Neu am ISE-Stand der Delta-Tochter war ein Gerät mit 800 Ansi-Lumen. Und das geht schon in die Richtung, bei der die extrem langlebige neuartige Lichtquelle auch für andere Hersteller interessant werden könnte. Viele von ihnen haben gesagt, dass mindestens 1.000 Ansi-Lumen drin sein müssten, um sich damit ernsthaft zu beschäftigen.

So wie die Litfasssäule mit moderner Technik ein Revival findet, könnte es auch das gute alte Wackelbild. Jeder kennt solche den Inhalt je nach Blickwinkel verändernden Bilder aus Kindheitstagen.

Eine Weltneuheit von LG auf der IFA und jetzt auch wieder auf der ISE in Amsterdam zu sehen, nennt sich Triple View. Das Display zeigt je nach Blickwinkel ein anderes Bild. Bis zur Marktreife können aber laut LG-Manager Dieter Speidel noch Monate vergehen.

Überhaupt hält der koreanische Hersteller auch wegen der Rezession eine Reihe von Neuentwicklungen noch zurück. Bereits marktfähig sind hingegen längliche Bildschirme, die eines Tages die Anzeigetafeln in Bahnhöfen ersetzen könnten oder auch dafür gedacht sind, im Ladengeschäft zusätzlich Anzeigefläche zu schaffen, wo ein großer Bildschirm keinen Platz findet. (kh)