Afrika-Connection

Betrugsversuche mindestens einmal pro Woche

30.07.2013 von Armin Weiler
Distributoren und Händler sind ständig Zielscheibe von Betrügern. Nachdem ChannelPartner über die neuen Tricks der "Afrika-Connection" berichtet hatte, machen Distributoren auf neue Betrugsseiten aufmerksam.

Mit einer E-Mail fängt es an. "Unsere Firma ist an Ihren Produkten interessiert", schreibt der angebliche CEO einer großen französischen Systemhausgruppe. Er wolle ein Kundenkonto eröffnen mit einem Zahlungsziel von 30 Tagen.

Gibt man den Domain-Part aus der E-Mail des Absenders "siifrance.com" in den Browser ein, erhält man eine rudimentäre, schlecht gemachte Webseite. Wie die wirkliche Internet-Plattform der französischen Systemhausgruppe aussieht, erfährt man unter der echten Adresse www.groupe-sii.com. Dieser dreiste Betrugsversuch ist nur ein Beispiel aus einer langen Reihe von kriminellen Aktivitäten, die ihren Ausgangspunkt meistens in Nigeria oder Elfenbeinküste haben.

Dass dies kein Einzelfall ist bestätigen uns mehrere Distributoren: "Solche Anfragen kommen mindestens einmal pro Woche", erzählt ein Vertriebsmitarbeiter. Dort überprüft die Exportabteilung die Anfragen. "Wenn die Domain auf '-fr.com' endet oder 'france' in der Domain ausgeschrieben wird, ist das verdächtig", erklärt der Manager. Dies mache eigentlich keiner in Frankreich.


Hier bestellten die Betrüger im Namen von Immotique Distribution Waren im Wert von über 80.000 Euro.

Mit dieser Mail wollen die Gauner ihren Betrug anbahnen.

Überprüft man die Domain siifrance.com landet man auf dieser Seite. Angeblich wird die Internetpräsenz gerade überarbeitet und soll in vier Tagen wiederöffnet werden.

Die Adresse der SII Group gibt es tatsächlich, die Telefonnummer führt aber zu den Betrügern.

So sieht die originale SII-Seite aus.

Hier die echten Kontakdaten der SII Group.

Ein weiterer Betrugsversuch: Hier wird der Mobilfunk-Etailer Ascendeo missbraucht.

Die Domain der E-Mail-Adresse ascendeo-sas.fr führt ins Leere.

Das Original ist unter ascendeo.net zu finden.

Vorsicht! Auch die Internet-Seite www.symboltechnologies.fr ist eine Fälschung.

Die AGBs wurden einfach von einem anderen Distributor kopiert. Dabei vergaßen die Gauner zweimal, den Namen zu ersetzen.

Aus früheren Betrügereien der Afrika-Connection: So sah die originale Internet-Seite unter www.bestware.fr von Best'Ware in Frankreich aus.

Die von den Betrügern angegebenen www.bestware-france.fr führt ins Nirgendwo.

So sieht die Original-Seite von Conectis aus.

Bei der Fälschung ist außer den Bildern, die nicht geladen werden, kein Unterschied zu erkennen.

Die Kontakt-Seite verweist aber auf unterschiedliche E-Mail-Adressen, hier das Original...

... und hier die Fälschung.

Gar keinen Unterschied erkennt man bei der Riso-Seite, hier das Original...

... und hier die Fälschung.

Den Unterschied erkennt man bei den Kontaktdaten: Falls es telefonische Rückfragen gibt, wird anstatt der hier abgebildeten Original-Telefonnummer...

... die Fälschung angezeigt.

Mit solchen E-Mails werden die Betrügereien angebahnt. In diesem Fall wird Immotique Distribution missbraucht.

Hier muss Textorm als Namensgeber herhalten.

Name-Napping auch bei RCO.

Der französische Distributor ECP warnt Kunden auf seiner Homepage.

Schaden in Millionenhöhe

Auch der Vertriebsleiter eines anderen Distributors ist nahezu wöchentlich mit den Betrügern konfrontiert. Seinen Informationen nach hat es erst neulich einen Lieferanten aus Wien erwischt. Der Schaden soll fast eine Million Euro betragen.

Kontaktdaten verifizieren
Da die vorherigen Punkte durch die gefälschten Firmenadressen nicht immer greifen, ist es wichtig, die angegebenen Kontaktdaten genau zu überprüfen. Dabei reicht es nicht, nur auf die in E-Mails angegebenen Telefonnummer, E-Mail-Adresse oder Webseite zu reagieren, denn auch die können gefälscht sein. Werden Sie misstrauisch, wenn bereits versendete Ware auf dem Weg umgeleitet werden soll.
Kreditversicherung
Hat das Unternehmen einen durch Kreditversicherer abgesicherten Kreditrahmen?
Branchenverzeichnisse überprüfen
Gibt es das anfragende Unternehmen wirklich? Ist es in anerkannten Branchenverzeichnissen (in Frankreich beispielsweise www.societe.com, www.pagesjaunes.fr oder www.itdistri.com) aufgeführt?
Viele Fehler
Wenn eine Anfrage beispielsweise in schlechtem Englisch oder Deutsch gestellt wird, ist Vorsicht geboten. "Die Gauner sind oft nicht rechtschreibsicher", weiß Alain Godet vom europäischen Distributionsverzeichnis ITdistri.com.

Auch wenn manche Gaunereien der meist in Afrika sitzenden Betrüger durchaus raffiniert eingefädelt sind, lassen sich die Betrugsversuche in der Regel leicht erkennen. Doch lässt oft die Hoffnung auf eine schnelle, lukratives Geschäft alle Vorsicht vergessen "Gegen Dummheit ist man eben nie versichert", meint dazu der Vertriebsleiter. (awe)

Aktuelle Betrüger-Anfrage:

Von: demay.patrice@siifrance.com [mailto:demay.patrice@siifrance.com]

Gesendet: Montag, 29. Juli 2013 15:31

An: demay.patrice@siifrance.com

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