IBM-Studie

Big Data ist nicht nur was für große Unternehmen

28.08.2013 von Thomas  Cloer
Einer aktuellen IBM-Studie zufolge befassen sich mittlerweile auch viele Mittelständler mit Großdatenanalyse - sie wollen damit vor allem ihre Kunden besser verstehen und gezielter auf deren Wünsche eingehen.
Im Mittelstand beginnt Big Data bereits bei 1 TB Datenvolumen, sagt die IBM-Studie.
Foto: Ben Chams - Fotolia.com

von Thomas Cloer
Die IBM-Studie "Analytics: The real-world use of big data" zeigt, dass der Mittelstand weltweit das Thema Big Data in Angriff nimmt - etwa drei Viertel der befragten Unternehmen haben bereits mit Big-Data-Projekten begonnen oder planen solche. Mehr als die Hälfte der Unternehmen wollen mit Big Data besser auf ihre Kunden und deren Wünsche eingehen. Und ein Vergleich mit Großunternehmen zeigt einer Mitteilung zufolge: Im Mittelstand beginnt Big Data deutlich früher, nämlich bereits bei einem Datenvolumen von einem Terabyte (bei großen Unternehmen erst bei 100 Terabyte). Doch nicht nur die Datenmenge mache Big Data aus, sondern Menge, Form, Geschwindigkeit und Verlässlichkeit der Daten.

Erfahrungen beim Einsatz von Big-Data-Techniken
Es ist nicht so, dass noch niemand Big-Data-Projekte angegangen wäre. Es gibt sogar einige Beispiele von Unternehmen, die solche Projekte mit Erfolg absolviert haben.
Deutsche Welle
„Essenziell auch für Big-Data-Projekte sind eine klare Aufgabenstellung, Fokus auf die Lösung und die Nutzer dieser Lösung (weniger auf neueste Informationstechnik) und nicht zuletzt auch ein Gespür für Usability und Funktionsumfang eines Reporting-/Analyse-Dashboards. Weniger ist hier meistens mehr.“
DeutschlandCard GmbH
„Nur ein minutiöser Migrationsplan mit mindestens einer kompletten Generalprobe inklusive Fallback-Test sichert die Betriebssicherheit einer solch komplexen Applikation mit ihren zahlreichen Schnittstellen zu externen Partnern.“
Schukat Electronic
„Big Data Analytics ist nicht nur eine Herausforderung für Großunternehmen. Auch der Mittelstand muss sich immer mehr mit diesem Thema beschäftigen, um im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu sein. Das Anwendungsbeispiel verdeutlicht den Nutzen im Vertrieb. Aber beispielsweise auch in der Produktion mit Sensordaten etc. gibt es vielfältige Szenarien in den Fachabteilungen.“
Otto Versand
„Wir haben erkannt, dass für unsere Anforderungen ein selbstlernendes System notwendig ist, das sich stetig ändernde Einflussfaktoren wie Ansprache und Artikel- Ranking oder im Printbereich Seitenanteil und Katalogausstoßmenge berücksichtigt. Damit steigt unsere Prognosequalität kontinuierlich, und die prognostizierten Absatzmengen werden immer präziser. Außerdem können wir uns frühzeitig auf künftige Entwicklungen einstellen.“
Macy‘s
„Der Business-Nutzen zeigt sich erst, wenn Prozesse, die aufgrund fehlender Möglichkeiten bewusst eingeschränkt waren, verbessert werden. In diesem Fall ist es die früher gar nicht mögliche, sehr viel häufigere Preisoptimierung im Gesamtsortiment. Auch können nun sehr viel aktuellere Abverkaufszahlen mit in die Analyse einbezogen werden.“
Telecom Italia
„Bestehende Segmentierungsmodelle können um rollenbasierte Modelle erweitert werden, indem der Einfluss auf das soziale Umfeld durch Leader, Follower etc. verdeutlicht wird. Leader gelten als Kommunikations-Hubs und haben einen starken Entscheidungseinfluss auf ihr Umfeld. Marketing- Strategien und Ansätze zur Kundenakquise können durch SNA optimiert werden. Eigenschaften der Communities, Wechsel zwischen den Communities und die Identifikation von Teilnehmern in Schnittstellenbereichen ermöglichen Rückschlüsse auf neue Kundensegmente und Zielgruppen.“
Netapp
„Das auf Apache Hadoop basierende System arbeitet sicher, zuverlässig und höchst performant. Die Java-basierende Plattform verwendet offene Technologien und ist somit flexibel erweiterbar. Kunden vermeiden so bei niedrigen Betriebskosten (TCO) ein Vendor-Lock-in.“
Semikron GmbH
„Big-Data-Projekte sind komplex. Oft sind Unternehmen nicht in der Lage, ihre tatsächlichen Datenbestände für die geplanten Projektvorhaben hinsichtlich ihrer Volumenentwicklung abzuschätzen. Bei Semikron hat sich beispielsweise gezeigt, dass sie von einem viel größeren Datenvolumen ausgegangen sind, als es tatsächlich der Fall war. Bei dem durchgeführten Proof of Concept stellte sich heraus, dass zwar die Vielzahl an Daten, die in den typischen Produktionsprozessen anfallen, sehr hoch ist, nicht aber das Datenvolumen.“
Vaillant Group
„Allein die Umstellung der Systemlandschaft auf innovative Big-Data-Architekturen aus technischer IT-Perspektive ergibt belastbare Business Cases zur Reduzierung des TCO. Noch deutlich übertroffen werden für Fachabteilungen die Resultate aus dem Mehrwert der neuen Lösungen und Möglichkeiten in Verbindung mit der drastischen Reduzierung der Bearbeitungszeiten durch die Anwender.“
TomTom
„Um die kompletten Anforderungen des Kunden in Big- Data-Projekten erfüllen zu können, ist übergreifendes Know-how erforderlich, das die Konfiguration von Hard- und Software, das Tuning und technisches Consulting umfasst.“
United Overseas Bank (Singapur)
„Entscheidend ist das Denken in Geschäftsprozessen. Wird nur ein Teil beschleunigt, der Gesamtprozess bleibt aber unangetastet, so lässt sich der Vorteil nicht realisieren. Sowohl das Daten-Management im Vorfeld als auch die Echtzeit-Nutzung der Echtzeit-Ergebnisse sind bestimmende Faktoren für den erfolgreichen Einsatz dieser neuen Lösung.“
Xing
„In kürzester Zeit stellten sich positive Effekte bei Xing ein, vor allem eine deutliche Verbesserung bei den Analysen. Prozesse können durch die neue Lösung schneller entwickelt und Ad-hoc Anfragen zügiger beantwortet werden. Es sind keine langen Workarounds mehr notwendig, alle BI-Mitarbeiter nutzen das neue System effektiv. Die Komplexität und die Wartung des Systems wurden merklich verringert. Bei der Arbeit mit der neuen Lösung konnte eine steile Lernkurve seitens der Anwender verzeichnet werden, auch wird spürbar produktiver gearbeitet.“
In eigener Sache:
Mit diesen Anwenderzitaten wollen wir Ihnen Lust machen auf das nächste Heft in unserer vierteiligen Quadriga-Reihe. Titelthema ist Big Data. Anwenderbeispiele, visionäre Konzepte und Meinungen runden das Thema ab. Auch auf die Megatrends Mobility, Cloud Computing und Social Media werden wir wieder eingehen. Erscheinungstermin: 10. Juni 2013.

Die Wünsche der Kunden von den Daten - statt den Augen - ablesen, das ist demnach das große Ziel, das der Mittelstand weltweit mit Big Data Analytics erreichen will. Zudem wollen die Unternehmen mit ihrer Datenanalyse schneller neue Chancen im Markt erkennen und auf veränderte Geschäftsanforderungen reagieren. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse, die IBM aus der Studie gewonnen hat. Für die Erhebung haben das IBM Institute for Business Value und die Saïd Business School der University of Oxford 2012 weltweit mehr als 1100 Unternehmen befragt, mehr als die Hälfte davon Mittelständler.

60 Prozent der befragten Mittelständler erwarten sich inzwischen von Big Data Wettbewerbsvorteile erwarten - vor zwei Jahren lag dieser Wert bei nur 36 Prozent. Gut 20 Prozent der Befragten wollen ihre analysierten Daten sofort in Echtzeit zur Verfügung haben, ein weiteres Viertel innerhalb von einem Tag. Nur einem Drittel genügt es, wenn die Datenauswertung am nächsten Geschäftstag für die Entscheidungsfindung genutzt werden kann.

4 Kriterien, die für Big Data kennzeichnend sind (Quelle: IDC, 10/2012)
Big Data Technologie-Stack (Quelle: IDC, 10/2012)
Permanentes Datenwachstum (Quelle: IDC, 10/2012)
Datenwachstum aus unterschiedlichsten Quellen (Quelle: IDC, 10/2012)
Einschätzungen der Anwender zum Datenwachstum (Quelle: IDC, 10/2012)
Herausforderung bei Datenmanagement und Datenhaltung (Quelle: IDC, 10/2012)
Technologische Herausforderungen beim Datenmanagement(Quelle: IDC, 10/2012)
Was ist neu an der Big-Data-Technologie? (Quelle: IDC, 10/2012)
Neue Generation von Technologien und Architekturen(Quelle: IDC, 10/2012)
Big Data: Lösungen und Technologie (Quelle: IDC 10/2012)
Big Data - Herausforderungen aus Sicht der IT-Entscheider(Quelle: IDC, 10/2012)
Potenzial von Big Data aus Business-Sicht (Quelle: IDC, 10/2012)
Big-Data-relevante Geschäftsbereiche (Quelle: IDC, 10/2012)
Organisationsmodelle für Big Data (Quelle: IDC, 10/2012)
Welche Anbieter bevorzugen Anwender bei der Umsetzung von Big-Data-Projekten? (Quelle: IDC, 10/2012)
Wie groß sind 1 Zettabyte? (Quelle: IDC, 10/2012)

Der Mittelstand nutzt vor allem interne Daten für Big Data Analytics - mit 88 Prozent stehen die Daten aus Transaktionen ganz oben auf der Liste, 81 Prozent der Informationen stammen aus dem Datalogging (= Prozessen, wo ein Maschine-Sensor-System die Daten erfasst). Zudem nutzt der Mittelstand weiteres Wissen, das aus E-Mails (58 Prozent) und Events (56 Prozent) generiert wird. Externe Daten aus sozialen Netzen wie Facebook oder Twitter nutzen bisher 43 Prozent der befragten Mittelständler für Big Data.(rb)