iPad Pro und iOS 11

Bilder und DSLR-Kameras unterwegs verwalten

25.08.2017 von Bastian Gruber
Der Mac gilt als Standardwerkzeug für alle Fotografen. Mit einem MacBook Pro mit SD Karten Slot und Adobe Lightroom sind Hobby sowie professionelle Fotografen bestens ausgerüstet. Wir haben uns eine leichtere Alternative genauer angeschaut: Das iPad Pro mit SD Karten Adapter.
Unterwegs auf Reisen kann ein iPad Pro das Macbook durchaus ersetzen.
Foto: guteksk7 - shutterstock.com

Mit der Einführung des 10,5" iPads Pro bringt Apple nicht nur eine größere Bildschirmdiagonale auf den Markt, auch die Displays ist bei den neuen iPads ein Stück weit besser als die der Macbooks. Mit iOS 10 und bald auch iOS 11 hat Apple aber die eigene Fotos Anwendung so weit verbessert, dass für Standardaufgaben gar keine Drittanbieter App mehr von Nöten ist.

Ausstattung und Ansprüche

Unsere Testumgebung besteht aus einem iPad Pro 10,5" mit 512 GB, dem SD-Karten-Adapter von Apple und einer Nikon D3300. Zudem benutzen wir eine 64GB große SD-Karte, die mit bis zu 45 MBit/s schreiben und lesen kann. Die SD-Karte sowie die Spiegelreflex spielen hier im Einstiegsbereich. Außerdem haben wir iOS 11 Beta 4 im Einsatz. Die Fotoanwendung hat also mehr Funktionen als unter iOS 10.

Unsere Ansprüche sind auch hier nicht Bilder á la National Geographic zu veröffentlichen, sondern Bilder für Erinnerungen, Freunde und Familie zu schießen und zu bearbeiten. Die Qualität ist aber gut genug, um erste Ergebnisse auf Fotowebseiten wie 500px zu veröffentlichen.

RAW-Bilder importieren

Die Nikon hat die ersten Bilder aufgenommen, und im eigenen RAW-Format abgespeichert (.NEF). Diese sind circa 10-15 MB groß. Der SD-Karten-Adapter von Apple lässt sich problemlos am iPad anschließen, und die SD-Karte einführen.

Zum Importieren der Bilder öffnen wir die Anwendung Fotos, die mit iOS standardmäßig mitgeliefert wird. Das iPad erkennt die Bilder im RAW-Format und lässt den Anwender entweder alle auf einmal, oder selektiv importieren. Nach dem erfolgreichen Import bietet iOS automatisch an, alle gerade importieren Bilder von der SD-Karte zu löschen.

Bilder bearbeiten

Zum Bearbeiten der einzelnen Bilder bietet Apple seit iOS 11 erweitere Werkzeuge an. Wie von professionellen Bearbeitungsanwendungen gewohnt können Belichtungszeit, Farbräume und weitere Basiswerte verändert werden.

Mit iOS 11 bringt Apple Verbesserungen beim Editieren von Fotos. Unter anderem lassen sich Lichteinstellungen wie Belichtung und Schwarzpunkt granular nachjustieren.

Außerdem arbeitet das automatische Verbessern von Bilder seit der letzten Version erheblich besser als noch unter iOS 10. Bilder die im RAW-Format aufgenommen wurden, lassen mit einem Klick auf den Zauberstab automatisch anpassen. Belichtung, Farben und andere Werte werden von der Software von selbst angepasst.

Die Ergebnisse lassen sich sehen. Zwar werden hier keine Meisterwerke abgeliefert, aber der Algorithmus erkennt Unterbelichtung und zu geringe Schwarzpunkte von selbst, und verbessert sogar Farbräume erstaunlich gut. Bei Nachtaufnahmen jedoch, die meist sehr granulare Abstimmungen erfordern, scheitert die Anwendung.

Dieses Bild wurde mit einer Spiegelreflex-Kamera aufgenommen, und automatisch von der Fotos App in iOS verbessert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Die Software versucht hier die Dunkelheit mit einer höheren Belichtung und Helligkeit aus zu gleichen, ohne auf die Details zu achten. Was wir aber fest stellen konnten ist: Um Bilder Familien gerecht auf zu bereiten, ohne hunderte Bilder selbst nach zu justieren, ist die Anwendung Fotos in iOS 11 durchaus in der Lage. Nur ab und an mussten wir selbst Hand anlegen.

Mit Nacht Bildern hat das automatische Verbessern noch seine Probleme. Bilder werden meist zu hell retuschiert. Der Nacht-Effekt geht so verloren.

Bilder teilen

Auf den ersten Blick macht es keinen Unterschied ob die Bilder via macOS oder iOS geteilt werden. Im Detail betrachtet ist ein iPad jedoch der mobilere Begleiter. Eine SIM-Karte ermöglicht es, ohne Weiteres unterwegs Bilder auf beliebige Webseiten hoch zu laden, oder Bilder via E-Mail zu teilen.

Und auch fernab der europäischen Zone ergibt ein iPad mehr Sinn. Es ist einfach portabler und kann auf Autobahnraststätten schnell unter den Arm genommen und mit dem WLAN von McDonalds und Co verbunden werden. Anders als macOS, das erst hochfahren muss, ist ein iPad rasend schnell verbunden. Auch nimmt es auf Reisen weniger Platz weg.

Es gelten also ähnliche Argumente wie beim iPhone. Durch den psychologischen Vorteil der Portabilität und einfachen Bedienung schalten Nutzer es häufiger ein und nehmen es an unterschiedlicheren Plätzen mit. Es macht schlicht und ergreifend mehr Spaß und ist daher ein perfekter Begleiter für unterwegs.

Professionelle Bearbeitung

Geht es in die professionelle Richtung, so ist das automatische Verbessern nicht zu empfehlen. Der App Store bietet hier mit Affinity Foto eine Anwendung, die vielen Fotografen den Umstieg von macOS und Adobe Lightroom erleichtert. Wer im Forum der Anwender liest, kann sehen, dass seit dem iPad Pro mit 10,5" viele Fotografen den Umstieg wagen, und auf Affinity Foto als Bearbeitungswerkzeug zurückgreifen.

Nach dem Importieren eines Bildes im RAW-Format zeig Affinity Photo automatisch die passende Werkzeugpalette zum Editieren an.

Bilder die im RAW Format aufgenommen wurden, bekommen ein extra Kennzeichen in der Bildauswahl.

Auch stößt das iPad wegen der limitierten Bildschirmgröße schnell an seine Grenzen. Bei Fotografen die mit höheren Auflösen Bilder schießen, werden die 10,5 Zoll schnell zum Hindernis. Denn bei aufgeklappter Werkzeugpalette bleibt nicht mehr viel Platz für das Bild selbst. Auch ist die Fotos-Anwendung unter iOS auf eine große Bibliothek limitiert.

Kontrollverlust bei Dateiformaten

Einmal als RAW-Foto importiert bleibt ein Bild auch als RAW in der Fotos-Bibliothek. Ändert der Nutzer zum Beispiel den Farbraum oder nimmt andere Änderungen vor, so speichert Apple das Bild automatisch als JPEG ab. Der Nutzer ist nicht in der Lage beide Formate zu behalten, oder importiere RAW-Bilder separat abzuspeichern, wie es zum Beispiel unter macOS und in einem professionellen Arbeitsablauf üblich ist.

Hier helfen Apps wie Affinity Foto weiter. Importiere Bilder können so im RAW-Format in der Fotos-Bibliothek bleiben, und anschließend via Affinity Foto geöffnet werden. Nach dem Bearbeiten kann der Nutzer das Bild in einem Ordner in iCloud Drive abspeichern, ohne das Originalbild zu verändern.

Fazit

Anders als der Mac ist das iPad mit einer SIM-Karte immer mit dem Internet verbunden, und mit einem Eingabestift und dem bessern Bildschirm bestens für das Bearbeiten von unterwegs ausgerüstet. Auch bedient sich iOS wesentlich einfacher als macOS, und ist zielgerichteter.

Ein großer Kritikpunkt ist die Handhabung von RAW-Bildern. Zwar ist es möglich diese zu bearbeiten, allerdings geht anschließend das Originalbild verloren. Professionelle Fotografen werden daher um macOS nicht herumkommen. Für Einsteiger und Fortgeschrittene, die das Bild nur einmal bearbeiten wollen um es anschließend mit Freunden und Familie zu teilen, reicht es jedoch aus.

Zur Massenbearbeitung von Bildern und dem Erstellen von mehreren Foto-Bibliotheken reicht es noch nicht ganz, weswegen wir professionellen Fotografen das iPad eher als zusätzliches Werkzeug an die Hand legen würden anstatt als Macbook-Ersatz. Einsteiger und Fortgeschrittene sollten aber durchaus überlegen das iPad beim nächsten Foto-Shoot mit zu nehmen, uns hat es jedenfalls überzeugt. (Macwelt)