Smartphone mit UMTS

Blackberry 9000 Bold im Praxistest

10.12.2008
Ein Handy mit Volltastatur gehört nicht zu den kompaktesten Mobiltelefonen auf dem Markt, daher gehen die enorme Breite von 66 Millimetern und die Tiefe von 15 Millimetern noch in Ordnung. Die Konkurrenz ist allerdings deutlich schlanker, das vergleichbar ausgestattete Nokia E71 misst nur 57x10 Millimeter. Immerhin wirkt das Blackberry Bold durch die starken Rundungen etwas schlanker, als die harten Fakten vermuten lassen.

Lieferumfang / Verarbeitung

Ein Handy mit Volltastatur gehört nicht zu den kompaktesten Mobiltelefonen auf dem Markt, daher gehen die enorme Breite von 66 Millimetern und die Tiefe von 15 Millimetern noch in Ordnung. Die Konkurrenz ist allerdings deutlich schlanker, das vergleichbar ausgestattete Nokia E71 misst nur 57x10 Millimeter. Immerhin wirkt das Blackberry Bold durch die starken Rundungen etwas schlanker, als die harten Fakten vermuten lassen.

Beim Blackberry Bold setzt Hersteller RIM auf einen seltenen Materialmix. Neben schwarzem Kunststoff wird das Telefon von einer auffälligen Aluminiumleiste eingerahmt, die Rückseite besteht aus grob strukturiertem, schwarzem Kunstleder. Wenn man sich das Bold anschaut, dann muss man plötzlich an alte Herren mit Zigarre und Krokotasche denken. Das mit modernster Technik ausgestattete Smartphone würde perfekt in eine Filmklamotte aus den 70er Jahren passen.

Bei der Verarbeitung patzt RIM. Weder Blitzlicht noch Kameraoptik sind durch eine Abdeckung geschützt, einfache Löcher verhelfen beiden zum Durchblick. Während der seitliche microSD-Karten-Einschub von einer präzisen Verschlusskappe geschützt wird, liegen der 3,5-Millimeter-Eingang für Kopfhörer und der miniUSB-Port frei.

Das 2,6 Zoll große Display unterstützt nur 65.000 Farben, bietet allerdings eine hohe Auflösung von 480x320 Bildpunkten. Inhalte werden so scharf dargestellt, dass die niedrige Farbanzahl nicht weiter ins Gewicht fällt. Die Tastatur wirkt auf den ersten Blick gedrängt, doch der Eindruck täuscht. Mit dem Bold trägt man ein äußerst effizientes Schreibwerkzeug in der Tasche. Die Kombination aus ultrakurzem Tastenhub, knackigem Druckpunkt und Anschliff jeder einzelnen Taste sorgt für eine hohe Tippgeschwindigkeit.

Ausstattung

Die 2-Megapixelkamera des Blackberry Bold hat nur Alibifunktion. Sie verfügt weder über einen Autofokus, noch über sonstige Finessen, lediglich ein Fotolicht hebt die Bildqualität bei schlechten Lichtverhältnissen. Die LED gehört allerdings zu den schwächsten ihrer Art, die Objekte höchstens auf einen halben Meter Entfernung ausleuchtet. Als Highlight kann man GPS aktivieren, das den Bildern Geodaten anhängt. So kann man später in Google Maps schauen, wo das Foto geknipst wurde.

Das Blackberrey Bold verfügt über einen Speicher von 1 Gigabyte, der über einen microSD-Kartenslot erweitert werden kann. Vier Gigabyte von Sandisk wurden in unserem Test anstandslos akzeptiert. Die Synchronisation von Musikdateien über den Windows Media Player verläuft im Massenspeichermodus zügig und problemlos, in knapp drei Sekunden ist eine Standard-MP3 auf das Smartphone kopiert. In der Musikbibliothek lassen sich Songs nach Interpreten, Alben und Genres filtern. Eigene Wiedergabelisten kann man direkt auf dem Bold erstellen. Diverse Klangpresets erlauben zusätzlich eine grobe Anpassung des Klangs an den eigenen Musikgeschmack. Obwohl die Kopfhörer des mitgelieferten Kabelheadsets nicht übermäßig hochwertig erscheinen, überraschen sie doch mit klarem Sound. Selbst bei hoher Lautstärke treten keine Verzerrungen auf. Noch besser wird der Klang, wenn man hochwertige Kopfhörer anschließt, dank 3,5 Millimeter-Klinkenstecker ist das kein Problem. Über Bluetooth A2DP lassen sich auch drahtlose Kopfhörer koppeln. Auf ein Radio müssen Blackberry Bold-Nutzer leider verzichten.

Trotz des hochauflösenden Displays und schnellem 3G-Funk taugt das Blackberry kaum zum ausgiebigen Surfen im Internet. Seiten werden quälend langsam geladen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man über HSDPA oder WLAN angebunden ist. Für den Aufruf von Areamobile.de vergingen im Durchschnitt 1 1/2 bis 2 Minuten, Spiegel.de wird erst nach 1 Minute vollständig angezeigt. Besser schlägt sich das Bold beim E-Mail-Empfang. Nach wie vor steht der verzögerungsfreie "Push" von E-Mails im Zentrum eines jeden Blackberrys. Die Einrichtung eines Kontos ist kinderleicht. Sobald eine neue Mail eintrifft, wird das Endgerät unmittelbar darüber informiert und aktiviert die kleine LED am Kopf des Gehäuses. Zwischen dem Versand einer Mail und der Benachrichtigung auf dem Bold vergehen selten mehr als fünf Sekunden. Zusätzlich bietet das Bold zahlreiche Komfortfunktionen. In Verbindung mit dem hochauflösenden Display, variablen Schriftgrößen und der komfortablen Volltastatur wird das Blackberry-Smartphone zu einer äußerst effizienten E-Mail-Maschine.

Die Kontakt- und Kalenderverwaltung orientiert sich an professionellen Business-Ansprüchen. Wie alle Blackberry-Modelle spielt das Bold hier in der Oberliga. Einem Kontakt lassen sich neben vielfältigen synchronisierbaren Eigenschaften wie mehreren Telefonnummern, Post-, Email- und Webadressen auch individuelle Anruferbilder und Klingeltöne zuweisen. Der Geburtstag eines Kontaktes wird automatisch in den Kalender übernommen. Besser kann man es kaum machen.

Das Bold ist das erste Blackberry, das schnellen HSDPA-Funk (3,6 MBit/s) und WLAN unterstützt. Mit nur wenigen Klicks kann man sich mit einem lokalen Netzwerk verbinden. Unter dem Menüpunkt "Verbindungen verwalten" hat man alle Einstellungen von WLAN bis Bluetooth im Griff. Die Bluetooth-Schnittstelle bietet eine umfangreiche Profilauswahl. Neben A2DP ist vor allem das AVRCP-Profil interessant; in Verbindung mit kompatiblen Endgeräten kann das Blackberry Bold als Fernbedienung für einen Laptop genutzt werden. Auch SAP, das den Zugriff der Kfz-Freisprechanlage auf die SIM-Kontakte des Telefons erlaubt, wird unterstützt. Die Synchronisation von Kalender- und Kontaktdaten kann ebenfalls bequem via Bluetooth abgewickelt werden. Steht die Verbindung, dann leistet der Blackberry Desktop Manager von RIM hervorragende Arbeit: er synchronisiert Kalenderdaten, Adressbuch, Aufgaben und Notizen fehlerfrei und schnell mit Lotus oder Outlook. Mit dem Desktop Manager kann man darüber hinaus Drittanwendungen installieren oder alle Inhalte auf dem Bold komplett sichern und wiederherstellen. Für das Kopieren von Fotos oder Musik ist der Roxio Media Manager zuständig, der eine komfortable Medienverwaltung vom CD-Ripping bis zur Playlisterstellung erlaubt.

Die vorinstallierte Navi-Software ist abhängig vom Netzbetreiber: Wer das Blackberry Bold bei T-Mobile kauft, bekommt T-Mobile Navigate, bei unserem Vodafone-Testmodell war der Vodafone Navigator vorinstalliert. Die Software von Vodafone arbeitet nach dem Prinzip von Google Maps: der Nutzer gibt eine Adresse ein oder scrollt mit direkt mit dem virtuellen Fadenkreuz über eine 2D-Landschaft, entsprechende Kartendaten zieht sich das Programm via HSDPA vom Server. Die sprachgeführte Routenführung ist präzise, aber leiser als andere Handy-Navis. Für einen GPS-Fix vergehen im Durchschnitt nur 30-60 Sekunden.

Telefonfunktionen / Ausdauer

Ein mit 624 Megahertz getakteter Prozessor sorgt dafür, dass das Betriebssystem schnell, fast verzögerungsfrei auf Eingaben reagiert. Es ist auch kein Problem, mehrere Anwendungen parallel zu öffnen, der gleichzeitige Druck auf die "Alt"- und "Zurück"-Taste öffnet einen Taskmanager, der den bequemen Wechsel zwischen Browser, Musikplayer, Posteingang und anderen Anwendungen erlaubt. Im Hauptmenü befinden sich mehr als 20 Icons, die sich flink mit dem Trackball "durchrollen" lassen. Ihre Reihenfolge lässt sich beliebig verändern, so kann man das Menü ganz den eigenen Gewohnheiten anpassen.

Ein zweisekündiger Druck auf die linksseitige Taste öffnet die Sprachwahl, die dazu auffordert, ein Sprachkommando oder einen Kontakt aufzurufen. Man kann also bequem über das Headset anrufen, ohne das Smartphone aus der Tasche nehmen zu müssen. Empfangsleistung und vor allem Sprachqualität bewegen sich auf einem sehr hohen Niveau. Der Gesprächspartner ist sehr klar verständlich. Gespräche sind nahezu frei von Grundrauschen, Umgebungsgeräusche werden souverän herausgefiltert.

Obwohl der Akku eine Kapazität von 1500 mAh hat, muss das Blackberry Bold häufig an die Steckdose. Bei intensiver Nutzung hält das Smartphone höchstens 1 1/2 Tage durch, bei mäßiger Nutzung sind kann man die Ausdauer auf vier Tage strecken. Das Nokia E71 bietet eine längere Laufzeit.

Fazit

Das Blackberry Bold ist eine überzeugende Alternative zum Nokia E71. Es verfügt über ein besseres Display mit 480x320 Bildpunkten und bietet eine bequeme Bedienung mit Trackball und Volltastatur. Die Austattungsliste ist mit HSDPA, WLAN und GPS vollständig, auch die Sprachqualität kann sich sehen lassen. Ein 3,5 Millimeter Klinkenstecker schluckt herkömmliche Kopfhöhrer, Musik wird darüber hinaus mit einer beeindruckenden Lautstärke abgespielt. Beim mobilen Internet hat das Nokia-Handy aber die Nase vorn: der Browser des Blackberry Bold baut Seiten nur zögerlich auf und stellt sie oftmals fehlerhaft dar. Auch bei der Akkulaufzeit kann das Highend-Smartphone von Blackberry nicht mit dem E71 mithalten. Dafür bietet das Bold einen unerreichten Komfort beim mobilen E-Mail-Empfang.

powered by AreaMobile