Systemstart optimieren

Blitzstart: So bootet Windows wieder schnell

18.09.2015 von Michael Rupp
Vom Druck auf den Einschaltknopf bis zum fertig gestarteten Windows kann es nie schnell genug gehen. Mit eine paar Tricks lässt sich das Hochfahren des Rechners beschleunigen.

Ein frisch installiertes Windows glänzt durch eine kurze Boot-Dauer – und mit jeder neuen Windows-Version startet der PC normalerweise ein wenig schneller, denn Microsoft weiß, dass flottes Booten zu den Hauptwünschen der Benutzer gehört. Doch sobald Sie die ersten Treiber, Anwendungen und Tools installiert haben, dauert es länger, bis Windows hochfährt. Und je länger Sie Ihren PC nutzen, umso mehr verlängert sich normalerweise auch die Dauer der Startphase.

Gegenwirken können Sie mit einer SSD: Beim Windows-Start warten Sie auf einem Desktop-PC oder Notebook mit Festplatte um ein Vielfaches länger als bei einem SSD-Laufwerk. Wer auf eine kurze Boot-Dauer Wert legt, kommt um eine SSD als Systemlaufwerk für Windows nicht herum. Damit ist Windows in wenigen Sekunden komplett einsatzbereit.

Ob Festplatte oder SSD: Durch immer mehr Ballast in Form von automatisch startenden Anwendungen, defekten Treibern oder gar heimlich eingeschleuster Malware verzögert sich der Startvorgang merklich. Diesen Ballast müssen Sie mit Hilfe von Tools und manuellen Eingriffen beseitigen. Auf den folgenden Seiten erfahren Sie Tricks und Anleitungen, wie Sie Ihren PC optimal konfigurieren.

Autostart-Umgebung in Windows bereinigen

Der offensichtlichste Ballast beim Hochfahren des Rechners findet sich in der Regel im Autostart-Ordner und im Bereich der zahlreichen Autostartrampen innerhalb der Registry. Besonders gravierend wirken sich für einen Autostart vorgemerkte Programme auf den Zeitraum vom Anmeldebildschirm bis zur uneingeschränkten Nutzbarkeit des Systems aus. In den meisten Fällen werden Sie als Anwender übrigens gar nicht erst gefragt, ob Sie einen automatischen Software-Start wünschen. Vielmehr registriert sich eine ganze Reihe von Programmen ohne Ihre explizite Zustimmung in Windows als Autostarter. Um die Leistung Ihres PCs während der Startphase auf Dauer zu erhalten, sollten Sie – gerade wenn Sie viele Programme installieren – regelmäßig Ihre Autostartbereiche kontrollieren.

Auch in Windows 8/8.1 und 10 gibt es den Autostart-Ordner.

Prüfen Sie zunächst die Einträge im Ordner „Autostart“ darauf hin, ob die verlinkten Anwendungen wirklich bei jedem Windows-Start mitgeladen werden müssen. In Windows 7 erreichen Sie den Autostart-Ordner über das Startmenü, in Windows 8/8.1 und Windows 10 verwenden Sie das Tastenkürzel Windows-R, gebenshell:startup ein und klicken auf „OK“. Einträge löschen Sie bei Bedarf mittels Rechtsklick mit der Option „Löschen“. Theoretisch könnten Sie alle entfernen. Das würde zwar den Startvorgang Ihres Rechners beschleunigen, allerdings auch auf Kosten des Komforts gehen. Programme, die Sie täglich verwenden, sollten Sie daher im Autostart belassen.

Alle Autostart-Einträge unter Kontrolle bringen

Die Einträge im Autostart-Ordner sind allerdings nur ein Teil des Boot-Ballasts in Windows. Das Betriebssystem startet wesentlich mehr Anwendungen und Tools mit, als Sie hier sehen können. Ihnen kommen Sie in Windows 8/8.1 und 10 mit dem Task-Manager auf die Spur. Sie starten ihn mittels Rechtsklick auf die Taskleiste und wählen dann „Task-Manager“. Wechseln Sie zur Registerkarte „Autostart“. Hier werden alle in der Registry verknüpften Programme aufgelistet, die beim Systemstart von Windows aktiviert werden.

In Windows 8/8.1 und Windows 10 lassen sich Autostart-Programme im Task-Manager abschalten.

Tempo-Check: Besonderes Augenmerk sollten Sie auf die Spalte „Startauswirkungen“ ganz rechts richten. Hier erfahren Sie, wie sich der Start des einzelnen Programms auf die Startgeschwindigkeit des Betriebssystems auswirkt. Kennzeichnet Windows dort ein Programm mit „Hoch“, verzögert es den Startvorgang deutlicher als Programme, die mit „Mittel“ oder „Niedrig“ eingestuft werden. Über einen Klick in den Spaltenkopf können Sie die Einträge nach ihrer Startauswirkung sortieren lassen.

Infos einholen: Nach einem Rechtsklick auf einen Eintrag und „Eigenschaften“ können Sie den Dateinamen, den Speicherort auf dem PC sowie unter „Details“ Angaben zum Hersteller des Programms einsehen. Sagt Ihnen der Name eines Autostartprogramms partout nichts, starten Sie nach einem Rechtsklick im Kontextmenü über „Online suchen“ eine Web-Recherche nach dem Programmnamen.

Autostarter abschalten: Programme lassen sich mit einem Rechtsklick deaktivieren und bei Bedarf wieder einschalten.

So verhindern Sie unerwünschte Autostarts in Windows 7

In Windows XP und 7 halten Sie Programme mit dem Systemkonfigurations-Tool Msconfig vom automatischen Start beim Booten ab, wenn Sie sie nicht benötigen. Rufen Sie das Systemkonfigurationsprogramm über „Start -> Ausführen“ auf. Tippen Sie msconfig ein, und klicken Sie auf „OK“. Auf der Registerkarte „Systemstart“ werden Ihnen nun eine ganze Reihe von Elementen angezeigt, die der PC beim Booten mitlädt. Sie deaktivieren ein Element, indem Sie das Häkchen ganz vorne entfernen.

Nachteil von Msconfig: Das Tool zeigt im Unterschied zum Task-Manager in Windows 8/8.1 und 10 keine Zusatzinfos zu den einzelnen Elementen an. Nur versierte Nutzer können anhand von Befehl und Pfad entscheiden, ob ein Element notwendig ist oder nicht.

Startprotokollierung mit dem Systemkonfigurations-Tool

Mit Msconfig finden Sie auch heraus, welche Treiber das Betriebssystem beim Hochfahren des Rechners lädt. Das „Microsoft System Configuration Utility“ – kurz Msconfig – ist ein wenig beachtetes, aber doch praktisches Diagnose-Bordwerkzeug in Windows. Es ist es auf jedem PC mit Windows 7, 8 und 10 vorinstalliert und daher stets zur Verfügung, wenn es Probleme im Rahmen des Windows-Starts zu lösen gilt. Über seine spartanisch wirkende Bedienoberfläche kann man eine Reihe von Einstellungen in Windows verändern und das System in verschiedenen Konfigurationen, darunter auch im abgesicherten Modus hochfahren.

Mit Msconfig finden Sie heraus, welche Treiber beim Windows-Start geladen werden.

Protokoll aktivieren: Sie starten Msconfig über das Tastenkürzel Windows-R, die Eingabe vonmsconfig und einen Klick auf die Schaltfläche „OK“. Bringen Sie die Registerkarte „Start“ nach vorne. Setzen Sie ein Häkchen vor die Option „Startprotokollierung“ und bestätigen mit „OK“. Starten Sie den Rechner dann neu. Während des nächsten Hochfahrens des Systems speichert Windows jeden geladenen Treiber in der Protokolldatei ntbtlog.txt.

Protokoll einsehen: Nach Abschluss des Startvorgangs öffnen Sie mit der Tastenkombination Windows-E den Explorer und wechseln in den Windows-Ordner – auf den meisten Rechnern ist das C:\Windows. Suchen Sie dann nach der Datei ntbtlog.txt. Wenn Sie das Betriebssystem auf einem anderen Laufwerk installiert haben, suchen Sie dort nach der Datei ntbtlog.txt. Mit einem Doppelklick öffnen Sie das Protokoll in Ihrem Editor – normalerweise ist das Notepad.

Aktuellen Eintrag öffnen: Die Protokolldatei enthält eine chronologische Liste der von Windows geladenen Treiber. Bei jedem Systemstart wird das Protokoll um die aktuelle Treiberliste erweitert. Blättern Sie daher ganz ans Ende der Textdatei, um die neueste Aufzeichnung zu sehen. Den Anfang des jeweiligen Protokollblocks erkennen Sie an der Kopfzeile mit der Uhrzeitangabe.

Einträge checken: Interessant sind vor allem Einträge, die nicht aus dem üblichen Windows-Ordner \SystemRoot\System 32\ oder einem Unterordner davon geladen werden. Solche Treiber halten sich nicht an die offiziellen Microsoft-Vorgaben. Wenn Sie die jeweilige Datei nicht zuordnen können, suchen Sie im Internet danach – es könnte sich ein Schadprogramm oder zumindest eine überflüssige Software dahinter verbergen.

Protokollierung abschalten: Starten Sie Msconfig erneut und deaktivieren Sie im Register „System“ die Option „Startprotokollierung“. Dann starten Sie den PC neu.

Treiber aufspüren, die den Windows-Start verzögern

Veraltete oder defekte Treiber können Windows beim Hochfahren ausbremsen und dadurch zu einer spürbaren Verlangsamung des Startvorgangs führen. Das Protokoll des Systemkonfigurations-Tools Msconfig zeigt Ihnen zwar eine Liste aller gestarteten Treiber an, allerdings verrät es nicht genau, an welcher Stelle es denn zu Verzögerungen beim Systemstart kommt. Das finden Sie mit dem kostenlosen Process Monitor aus der Sysinternals Suite von Microsoft heraus (Download unter http://tinyurl.com/nskw2ba). Es gestattet eine Treiberprotokollierung unter Windows 7 und 8/8.1, funktionierte im Test aber nicht in Windows 10 Technical Preview.

In Process Monitor schalten Sie die Boot-Überwachung ein, ummögliche Startverzögerungen aufzuspüren.

Treiberprotokoll erstellen: Entpacken Sie das englischsprachige Tool und starten Sie es mit einem Doppelklick. Klicken Sie zunächst in der Symbolleiste auf die Lupe, um das Mitschreiben der Prozessaktivitäten im Programmfenster zu unterbrechen. Dann schalten Sie die Treiberprotokollierung unter „Options -> Enable Boot Logging“ ein. Bestätigen Sie das nun erscheinende Dialogfenster mit „OK“ und starten Windows neu.

Startprotokoll checken: Nachdem Windows vollständig hochgefahren ist, starten Sie Process Monitor erneut. Es erscheint die Meldung „A log of boot-time activity was created [...] Do you wish to save the collected data now?“. Mit einem Klick auf die Schaltfläche „Ja“ speichern Sie das Protokoll unter dem vorgeschlagenen Dateinamen bootlog.pml in einem leeren Ordner oder auf dem Desktop. Nun lädt die Software das Protokoll ins Programmfenster. Es umfasst meist mehrere Tausend Zeilen und verzeichnet jeden Datei-und Registry-Zugriff sowie jede Prozessaktivität.

Filter anwenden: Um aus dieser Datenmasse mögliche Boot-Verzögerungen durch Treiber herauszufinden, wenden Sie einen Filter an. Gehen Sie zu „Filter -> Filter“, markieren Sie in der Filterliste die Zeile „Process Name is System Exclude“ und klicken Sie auf die Schaltfläche „Remove“. Wählen Sie nun im Dialogfenster über die Ausklappfelder ganz oben „Process Name“, dann „is“ und „System“ sowie „Include“ und klicken auf „Add“. Auf diese Weise beschränken Sie die Protokollanzeige ausschließlich auf die Aktivitäten des Systemprozesses, der die Treiber lädt. Fügen Sie einen weiteren Filter hinzu, indem Sie über die Aufklappfelder „Path“, „ends with“, „.sys“ und „Include“ und dann auf „Add“ klicken. Nun werden Ihnen nur noch Zugriffe auf Treiber mit der Endung SYS angezeigt.

Problemtreiber aufspüren: Sehen Sie das Protokoll vorne in der Spalte „Time of Day“ durch – eventuell müssen Sie die Spalte breiter ziehen. Hier zeigt Process Monitor an, zu welcher Uhrzeit welcher Treiber geladen wurde.

Wenn zwischen zwei aufeinanderfolgenden Einträgen mehr als zehn Sekunden vergangen sind, handelt es sich beim ersten Eintrag vermutlich um den Verursacher des Startproblems auf Ihrem PC. Lesen Sie dann aus der Spalte „Path“ den Dateinamen des Treibers ab, und geben Sie diesen in eine Online-Suchmaschine ein, um herauszufinden, um welches Gerät es sich handelt. Wenn Sie den problematischen Treiber ermittelt haben, erneuern Sie ihn, indem Sie auf der Website des Herstellers nach einer neuen Version suchen. Steckt das Gerät nicht mehr im Rechner, deinstallieren Sie diese Hardware im Geräte-Manager.

Boot-Auswahl bei mehreren Betriebssystemen abkürzen

Selbst wenn Sie neben Windows noch ein weiteres Betriebssystem auf Ihrem Rechner installiert haben, verwenden Sie doch in den meisten Fällen Windows. Sie benötigen daher in der Regel nicht viel Zeit, um sich beim Systemstart im Auswahlmenü für das Betriebssystem für Ihr Haupt-Windows zu entscheiden. Standardmäßig wird Windows im Boot-Menü aber erst nach 30 Sekunden gestartet. Diese Wartezeit lässt sich verkürzen.

Drücken Sie Windows-R, geben Sie msconfig ein, und klicken Sie auf „OK“. Auf der Registerkarte „Start“ ändern Sie die Angabe bei „Timeout“ von 30 Sekunden auf einen geringeren Wert, mindestens aber drei Sekunden. Wird neben Windows kein weiteres Betriebssystem angezeigt, so ist auf Ihrem Rechner das Boot-Menü des alternativen Betriebssystems aktiviert. In diesem Fall starten Sie über das Boot-Menü Ihr Zweitsystem und ändern dort die Wartezeit beim Systemstart.

(PC-Welt/ad)