CE-Praxis: Surround-Systeme richtig aufstellen

23.11.2005
Raumklang-Systeme bieten Hörgenuss pur - aber nur, wenn die Boxen richtig aufgestellt sind. Die Kollegen unserer Schwesterpublikation DigitalWorld verraten, was bei der Wahl eines perfektem Rundum-Sound-Paketes zu beachten ist.
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Der kleine Fischkutter knarrt und ächzt bedrohlich. Riesige Wellen türmen sich wie in Zeitlupe auf, nur um einen Augenblick später mit heftigem Getöse über dem Kahn zusammenzuschlagen. Trotz des peitschenden Regens und dem dumpfen Donnergrollen ist die Verzweiflung in den Schreien der Fischer herauszuhören. Das tosende Unwetter lässt einem schier den Atem stocken...

Hätte Wolfgang Petersen die entfesselten Naturgewalten in "Der Sturm" noch etwas realistischer eingefangen, müsste man wohl nach Filmende mit dem Nasssauger durchs Zimmer gehen. Diesen hohen Grad an Realismus verdanken solche Filme aber oft weniger ihren beeindruckenden Bildern als vielmehr ihrem digitalen Mehrkanalton, der es vermag, jedes Ereignis und jeden Ort akustisch direkt ins Wohnzimmer zu transportieren.

5.1, 6.1, 7.1 - was ist was?

Damit der Film von DVD auch im Wohnzimmer gut klingt, sollte man bei seinen Abspielgeräten unbedingt auf Eignung für digitalen Mehrkanalton achten, namentlich Dolby Digital oder DTS. Das ältere, von Videokassetten und aus dem Fernsehen bekannte Surround-System Dolby Pro Logic bringt zwar auch zusätzliche Beschallung von hinten, aber aufgrund seines analogen Funktionsprinzips in deutlich schlechterer Qualität. Doch wie sieht ein ordentlicher Surround-Aufbau überhaupt aus?

Auf der DVD existiert für jeden Lautsprecher, der später einmal tönen soll, eine eigene Informationsspur, Kanal genannt. Üblicherweise sind auf den DVDs 5.1-Kanäle abgemischt, damit sind dann fünf normale Lautsprecher plus ein Subwoofer gemeint. Der Subwoofer steht dabei hinter dem Punkt, weil er nur zur Basswiedergabe fähig ist.

Natürlich ist für jeden Kanal auch ein definierter Platz im Raum vorgesehen, denn nur so können die Querschläger im Kugelhagel auch von vorn links nach hinten rechts am Zuhörer vorbeizischen. Neben zwei Hauptlautsprechern vorn und hinten gibt es zur Verbesserung der vorderen Mittenortung auch noch den Center-Kanal, der - man ahnt es schon - über einen Lautsprecher zwischen dem gewohnten Stereo-Paar wiedergegeben wird. Dieser Mittenkanal gewährleistet, dass auch etwas seitlich sitzende Zuhörer z. B. Dialoge immer stabil aus der Mitte wahrnehmen.

Daneben gibt es noch die neueren 6.1- und 7.1-Tonformate, die dann so klangvolle Namen wie Dolby Digital EX oder DTS ES discrete tragen. Hier wurden zusätzliche Lautsprecher zur Verbesserung der Mittenortung im hinteren Bereich eingeführt, was vor allem sinnvoll ist, wenn der Hörplatz oder die Lautsprecheraufstellung nicht ideal ist.

Lautsprecher auswählen

Für die Wiedergabe von 5.1-Ton braucht man also, der Bezeichnung entsprechend, 5 "normale" Lautsprecher und einen Subwoofer, oder? Nicht ganz, denn sind die Frontlautsprecher ausreichend basspotent, kann auf den Subwoofer auch verzichtet werden.

Darüber hinaus ist bei Installationen für nur eine oder zwei Personen, die optimal zwischen den beiden Stereo-Lautsprechern sitzen, auch der Mittenlautsprecher entbehrlich. Analog verhält es sich mit den hinteren Mittenkanälen bei 6.1- oder 7.1-Konfigurationen. Diese bringen nur in großen oder ungünstig geschnittenen Räumen eine klare Verbesserung der Rückraum-Effekte. Unter normalen Bedingungen steht der Aufwand an Extrakabeln und -boxen nicht im Verhältnis zum Klanggewinn. Außerdem gilt es die eigenen Hörgewohnheiten zu analysieren.

Liegt der Schwerpunkt auf Musik, empfehlen sich für den Rückraum gewöhnliche Direktstrahler, wohingegen man bei überwiegendem Filmgenuss auch so genannte Dipole in Erwägung ziehen kann. Diese spezielle Bauform strahlt den Schall in zwei Richtungen an der Wand entlang ab, also nicht direkt auf den Zuhörer, wodurch sich ein sehr diffuses, räumliches Klangfeld ergibt, das eher dem bekannten Eindruck aus dem Kino entspricht als bei konventionellen Boxen. In dieser Hinsicht heißt es also: Ausprobieren, was gefällt

Besonders bei den Frontlautsprechern ist es sehr wichtig, darauf zu achten, dass die Stereo- und der Mittenlautsprecher möglichst identisch klingen. Das ist vor allem dann gewährleistet, wenn man überall die gleichen Boxen verwendet, wobei zumindest der Center magnetisch abgeschirmt sein sollte, damit es nicht zu Bildfehlern auf dem Fernseher kommt.

Die meisten Hersteller bieten allerdings für den Center-Kanal nicht ganz mit den Hauptlautsprechern baugleiche Boxen, sondern lediglich ähnlich bestückte, aber besser platzierbare Exemplare. Diese sind unter wohnlichen und ästhetischen Aspekten die geschicktere Wahl, wenn sie denn gegenüber dem restlichen Ensemble klanglich nicht zu sehr aus der Reihe tanzen. Denn nur selten ist man bereit, seinen bereits eingerichteten Wohnraum umzugestalten, nur damit Filme von DVD noch eindrucksvoller klingen.

Bei Platzmangel bietet sich auch die Verwendung eines Subwoofer-/Satelliten-Systems an, bei dem allein der Subwoofer die tiefen Frequenzen wiedergibt und die Satelliten durch diese Entlastung klein und unauffällig ausfallen können. Diese Lösung ist allemal besser, als sich große und damit in der Regel zwar bessere Lautsprecher anzuschaffen, diese aber dann ungünstig in die freien Ecken im Zimmer zu quetschen und damit deren Qualitätsvorsprung wieder zunichte zu machen.

Die korrekte Aufstellung der Lautsprecher trägt nun mal entscheidend zum akustischen Endergebnis bei. Es lohnt sich auf jeden Fall, die oben genannten Schritte akribisch zu verfolgen, die Belohnung dafür bekommen Sie nämlich bei jedem Film aufs Neue zu hören. Eine nur um zehn Zentimeter optimierte Lautsprecheraufstellung kann schon riesige Unterschiede hörbar machen. Experimentieren Sie ruhig und spielen Sie den Boxenschieber.

Tipp: Anlage optimieren

Hilfreich bei der Optimierung Ihrer Anlage sind spezielle Test-DVDs, wie zum Beispiel die DVD-Discovery von Burosch für etwa 50 Euro. Infos unter www.burosch.de.

Lautsprecher aufbauen

Steht der Lautsprecher zum Beispiel ungünstig hinter einem Vorhang oder einer Leinwand, werden hohe Töne unangenehm bedämpft, steht der Lautsprecher dagegen im Regal, kann es auch mal scheppern, weil durch den Lautsprecher das ganze Möbelstück in Schwingung gebracht wird. Und wenn sich die Entfernungen der Boxen zum Hörplatz stark unterscheiden, dann verrutscht auch die akustische Mitte. All das sind Effekte, die man tunlichst vermeiden möchte. An dieser Stelle erklären wir Ihnen, wie Sie systematisch am besten vorgehen, um auch in Ihrem Wohnzimmer zum optimalen Klangerlebnis zu kommen.

1. Der Center findet seinen Platz über bzw. auf dem Fernseher, die Stereo-Lautsprecher mit zwei bis drei Metern Abstand links und rechts daneben. Die Mittel- und Hochtöner aller drei Boxen befinden sich am besten auf Ohrhöhe. Wenn das nicht möglich ist, sollte man die entsprechenden Lautsprecher zumindest entsprechend anwinkeln.

Die Surround-Lautsprecher befestigt man bevorzugt seitlich neben, ansonsten hinter dem Hörplatz, etwa 60 cm über Ohrhöhe in den Raum gerichtet. Dipole gehören seitlich neben den Hörplatz auf Ohrhöhe.

2. Der Subwoofer kommt meist zwischen den Center und die Frontboxen, darf aber prinzipiell frei im Raum platziert werden, da tiefe Töne unter 200 Hz ohnehin akustisch nicht ortbar sind.

Tipp: Ein guter Trick zur Aufstellung des Subwoofers ist übrigens, den Subwoofer kurz auf den Hörplatz zu stellen, dann durch den Raum zu kriechen und den Subwoofer anschließend dort zu platzieren, wo es beim Herumwandern am besten geklungen hat. In aller Regel überträgt sich dieser Klang dann analog auf den Hörplatz.

3. Beim Verkabeln der Lautsprecher dürfen Sie Plus und Minus des Lautsprecherkabels nicht vertauschen, sonst leidet die räumliche Abbildung dramatisch. Achten Sie auf entsprechende Markierungen. Danach müssen Sie im Menü des Verstärkers noch die Lautsprechergrößen einstellen. Große, zur Basswiedergabe fähige Boxen stellen Sie dabei auf "large", kleinere Modelle auf "small", nur so werden die tieffrequenten Anteile der entsprechenden Kanäle auf potente Lautsprecher wie den Subwoofer umgeleitet und gehen nicht verloren.

4. Abschließend justieren Sie im Menü die Entfernungen der Boxen zum Hörplatz. Ist das geschehen, wird meist mit "Test" ein Rauschton aktiviert, der reihum von einer Box zur anderen wandert. Per Ohr oder - noch besser - Pegelmessgerät werden dann alle Boxen am Hörplatz auf dieselbe Lautstärke eingepegelt.

Welche Lösung für welchen Raum?

Kleines Zimmer: Ein Subwoofer-/Satelliten-Set ist ideal. Wenn hinter dem Hörplatz wenig Raum für die Surrounds ist, fehlt der Raumeindruck. Probieren Sie dann über Ohrhöhe, von der Decke oder gegen die Wand gerichtet spielend, bis Sie die Boxen nicht mehr einzeln hören.

Normales Wohnzimmer: Im Frontbereich verwenden Sie Standboxen als Stereo- Lautsprecher - es geht auch ohne Subwoofer. Surround-Boxen (meist im Regal) und Center dürfen in Größe und Klang nicht zu sehr von den Stereo-Boxen abweichen.

Heimkino-Raum: Eine akustisch transparente Leinwand, hinter der die Frontlautsprecher verschwinden, ist ideal, aber teuer. Auch der Aufwand bei der Einrichtung mit Sitzgelegenheiten und Verkleidung der Wände ist nicht zu unterschätzen.

Lexikon

DIPOL: Offenes Lautsprechersystem, das den Schall in zwei entgegen gesetzte Richtungen gleichzeitig abgibt.

DOLBY DIGITAL: Gängigstes Tonformat, das sich auf allen DVDs und beim digitalen Fernsehen findet. Üblicherweise im 5.1-Format, aber teilweise auch in Stereo-Form zu finden.

DOLBY DIGITAL EX: 6.1-Variante von Dolby Digital, mit zusätzlichem Mittenkanal im Rückraum.

DTS Steht für Digital Theatre Systems, das Konkurrenzformat zum weiter verbreiteten Dolby Digital. Man sagt dem Format einen besseren Klang nach, der aber zumeist in einer anderen Abmischung begründet liegt.

DTS ES: 6.1-Variante von DTS, mit zusätzlichem Mittenkanal im Rückraum.

PRO LOGIC, PRO LOGIC II: Analoges Surround-Format von Dolby, das gewöhnliche Stereo-Signale auf mehrere Lautsprecher verteilt. Filme von DVD noch eindrucksvoller klingen.

Viele weitere ausführlich erklärte Begriffe, finden Sie auch in unserer Rubrik CE-Wissen. (cm)