Cebit 2002: Aus für Disti-Konzept in Halle 10 - Umziehen ist angesagt

08.11.2001
Unter der anhaltenden Wirtschaftsflaute leidet die Deutsche Messe AG nicht: Die Cebit 2002 ist wieder ausgebucht. Das Reseller-Zentrum für Distributoren in Halle 10 wird es im nächsten Jahr allerdings nicht mehr geben. Hersteller und Distis sind damit zwar unzufrieden, beugen sich aber dem Willen der Messegesellschaft.

Als "Leitmesse der ICT-Branche", wie sich die Cebit selbst gerne bezeichnet, kann die Messegesellschaft schalten und walten, wie sie will. Die Zahlen sprechen für sich: Trotz Wirtschaftsflaute, Verlusten und Insolvenzen haben sich bereits 8.000 Aussteller für das Hannover-Event 2002 angemeldet. 5.000 Unternehmen sollen laut Brancheninsidern noch auf der Warteliste stehen. Rezession? Vielleicht für die Industrie, nicht aber für die nächste Cebit.

Volle Hallen und eine lange Warteliste geben der Messegesellschaft Freiraum - auch für unbeliebte Entscheidungen: Entweder die Aussteller beugen sich ihrem Willen oder bleiben zu Hause. So praktizierte man es bereits in den Vorjahren mit den Broadlinern: Ingram Macrotron und Computer 2000 verweigern auch im nächsten Jahr den Messeauftritt in Hannover.

Hallenzuweisung nach Themenschwerpunkten

Und schon holt die Cebit zum nächsten Schlag aus: Halle 10 ist für die Distributoren dicht, stattdessen wird dort - in der ehemaligen "Lampenhalle" mit den tiefliegenden Decken - der Job-Markt untergebracht. Offizielle Begründung: "Das Messegelände wird im nächsten Jahr nach Themenschwerpunkten wie IT, TK oder neuen Technologien aufgeteilt. Die Distributoren stellen dann in den ihnen zugeordneten Hallen aus", erklärt Gabriele Dörries, verantwortlich für die Cebit bei der Deutschen Messe AG. Viele Aussteller seien mit dem Konzept der Halle 10 auch nicht glücklich gewesen, weil dort zuwenig Publikum unterwegs gewesen sei.

"Ich habe keine Erklärung dafür, warum die Distributoren von der Cebit so schlecht behandelt werden", rätselt Michael Links, bisher mit Computerlinks Aussteller in Halle 10 und damit eigentlich ganz zufrieden: "Wir haben das Beste daraus gemacht: Man musste die Leute nur mit einem speziellen Konzept anlocken, dann kamen auch die Besucher." TK-Disti NT-Plus, nach gebuchter Fläche einer der größten Aussteller in Halle 10, hat nach zwei Versuchen im nächs-ten Jahr der Cebit eine Abfuhr erteilt.

Geplanter Reseller-Park stößt auf wenig Gegenliebe

"Für einige Hardware-Hersteller könnte die nächste Cebit auch die Letzte sein: Eine IT-Messe ohne Distributoren ist einfach ein unmöglicher Weg", schimpft ein japanischer Monitoranbieter. Hardware wird 2002 in Hannover in den Hallen 1 und 2 sowie 19 bis 25 gezeigt. Hat man als Aussteller Pech gehabt, landet man in den abgelegenen Hallen 24 oder 25.

Ebenfalls in Halle 25 - aufgrund ihrer Lage von Vielen als "unattraktiv" bezeichnet - versucht jetzt Jan Nintemann, Geschäftsführer bei Multimedia Home, verschiedene Aussteller für einen "Reseller-Park" zusammenzutrommeln. Der Dealers-Only-Bereich auf der Münchener Systems fungiert dabei als Vorbild. "Nachdem die Halle 10 für Distributoren aufgegeben und die Mehrheit der Aussteller in Halle 25 verlegt wurde, haben wir gemeinsam mit führenden Marktteilnehmern das Projekt Reseller-Park konzipiert. Ziel ist es, Distributoren und Cebit-Ausstellern, die ausschließlich den Fachhandel ansprechen wollen, eine effektive Plattform bereit zu stellen", heißt es in einem Rundschreiben an die potenziellen Interessenten, das der ComputerPartner-Redaktion vorliegt. Die Mehrzahl der Angeschriebenen übt sich allerdings in Zurückhaltung und will erst mal abwarten, wer überhaupt mitmacht.

"Mit 400 Quadratmetern ist der Bereich viel zu klein. Außerdem fehlen attraktive, große Aussteller und die finanzielle Power für entsprechendes Marketing. Fachhändler, die nach Hannover kommen, werden nur die für sie wirklich interessanten Hersteller besuchen und die fehlen im so genannten Reseller-Park", gibt sich ein Aussteller skeptisch, der Nintemann und seinem Konzept bereits eine Absage erteilte.

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