Erwartungsgemäß euphorisch

CeBIT-Organisatoren ziehen positives Fazit - Bitkom-Appell an Politik

21.03.2016
Fünf Tage lang hat die CeBIT den Trendsuchern den Weg zum digitalen Wandel gewiesen. Zum Abschluss machen Aussteller und Organisatoren in Euphorie und sprechen von der besten CeBIT aller Zeiten. Es gibt aber auch mahnende Worte.

Neue Formate, neue Themenschwerpunkte, neue Kundenstruktur: Die CeBIT sieht sich bestätigt bei ihrer Neuausrichtung von einer Computermesse hin zur großen Digitalbühne. "Wir haben ihr ein klareres Profil gegeben", sagte Messe-Chef Oliver Frese am Freitag zum Abschluss der diesjährigen Leistungsschau. Der Chef des IT-Branchenverbands Bitkom, Bernhard Rohleder, bemühte sogar einen Superlativ und meinte: "Das war die beste CeBIT jemals." Die Messe werde immer effizienter. Für die Aussteller bestätigte Vodafone-Manager Jan Geldmacher diese Einschätzung: "Das Konzept geht voll auf, für die Ausstellerschaft ist das Ziel erreicht."

CeBIT-Chef Oliver Frese (Mitte) und Bitkom-Geschäftsführer Bernhard Rohleder (rechts) ziehen zufrieden Bilanz.
Foto: Bitkom

Messe-Chef Oliver Frese stellte vor allem die starke Verzahnung von Ausstellung und Kongress bei der vor drei Jahren eingeleiteten Neuausrichtung heraus. Die Messe sei durch die Fülle und Bandbreite der Konferenzen und Foren zur weltweit wichtigsten Veranstaltung für die Digitalisierung geworden. Der kurzfristig erstmals ins Programm genommene Themenbereich Drohnen sei gut angenommen worden und soll daher 2017 auch mit Diskussionsrunden weiter ausgebaut werden. Frese: "Das Drohnenthema hat eine Heimat auf der CeBIT gefunden."

Eine weitere Erkenntnis der diesjährigen CeBIT: Bei den Besuchern treten Vertriebs-, Personal-, Finanz- oder Logistikmanager heute anders als früher im Tandem mit den IT-Verantwortlichen auf. "Wir haben es geschafft, neue Zielgruppen zu erreichen", erklärte Frese.

"Pepper" war einer der Stars auf der diesjährigen CeBIT: Der Roboter ist nicht nur multilingual unterwegs, er zeigt auch Gefühle.

Die CeBIT begrüßte in diesem Jahr rund 3 300 Unternehmen aus 70 Nationen auf der Ausstellerseite und sprach von einem "stabilen Niveau". Ebenso stabil habe sich die Veranstaltung beim Zuspruch der Besucher gezeigt - im Vorjahr waren 221.000 Besucher gezählt worden. Jeder vierte Fachbesucher kam aus dem Ausland, auch hier sehen sich die Verantwortlichen auf Vorjahresniveau. Jeder CeBIT-Gast besuchte laut Messe 32 Unternehmen, gegenüber 26 im Vorjahr. "Die internationalen Besucher hatten dabei durchschnittlich fast 220 000 Euro Investitionsvolumen in digitale Anwendungen im Gepäck", so die CeBIT-Macher.

Bitkom: Politik muss sich "aufschlauen"

Bitkom-Chef Rohleder forderte beim digitalen Wandel ein dringend notwendiges "Aufschlauen" von Politik und Gesellschaft. Die rasante Vernetzung von Mensch und Maschine sei bei den Spitzen der Politik zwar angekommen, doch hake es auf den Ebenen darunter. "Wir haben kein Digitalministerium", kritisierte er und meinte mit Blick aufs Messethema: "Das Thema ist letztes Jahr angewärmt worden; wir sind jetzt raus aus den Startlöchern und müssen richtig Tempo machen."

Nötig sei daher ein enger Schulterschluss zwischen Bund, Ländern und Kommunen, um strukturelle Hindernisse auszuräumen und den Umbruch auf allen Ebenen zu stemmen. Nach Ansicht des Geschäftsführers des Schweizer Branchenverbands ICT Switzerland gehört dazu unbedingt auch die Nachwuchsförderung. "Fachkräfte sind in der Schweiz wie auch in Deutschland und anderen Ländern sehr knapp", sagte Andreas Kaelin.

Die Schweiz als diesjähriges CeBIT-Partnerland zog ebenfalls eine positive Bilanz ihrer Messe-Präsenz; die Resonanz bei den Ausstellern sei hervorragend gewesen. Ähnlich äußerte sich der IT-Anwenderverband VOICE e.V., der die Interessen der CIOs vertritt. "Nach einem verhaltenen Beginn am Montag entwickelte sich die Zahl unserer Gäste sehr positiv", sagte der Vorsitzende Thomas Endres.

CIOs machen erstmal die Hausaufgaben

Die von VOICE präsentierte "CIO Agenda" sorgte für rege Diskussion. Mit den Themenprioritäten Availabilty, Security und Enterprise Collaboration wichen die Ergebnisse zum Teil erheblich von den Resultaten vergleichbarer Analysten- und Anbieterstudien ab. Entscheider aus Anwenderunternehmen beurteilen Trends realistischer und sehen den Weg, den sie noch zu gehen haben, bis Themen wie Cloud oder Machine to Machine Communication tatsächlich in ihrem Unternehmens-Alltag angekommen sind, so der Tenor der anschließenden Diskussion. "Die Anwender-Community sieht sich durchaus als Gestalter und Treiber von Innovationen, sie weiß aber auch, dass es erheblicher Umsetzungskompetenz bedarf", kommentierte Endres.

Wie kritisch Anwender die Preisgestaltung der Software-Anbieter sehen, offenbarte der erstmals von VOICE vorgelegte Zufriedenheitsindex Lizenzpreisgestaltung. Die großen Anbieter schnitten durch die Bank unterdurchschnittlich ab. "Die Lizenzpolitik muss einfacher und transparenter werden. Die Anbieter sollten vor allem in Bezug auf Cloud Computing einfachere und preisgünstigere Alternativen zur bisherigen Lizenzpolitik entwickeln. Das Software Asset Management droht sonst noch aufwendiger zu werden", warnte Endres. "Die Resultate rufen förmlich nach einer konstruktiven Diskussion mit den Lizenzgebern, in die wir gern auf unseren Veranstaltungs- und Forumsformaten einsteigen." (dpa/hv)