Chinas stark wachsende IT-Industrie am Dollartropf

11.05.2005
Der Druck, den chinesischen Yuan (Renminbi) vom Dollarkurs zu entkoppeln wird immer größer. Sollte die chinesische Regierung dem nachgeben, würden die IT-Preise explodieren.

Der Druck, den chinesischen Yuan (Renminbi) vom Dollarkurs zu entkoppeln wird immer größer. Sollte die chinesische Regierung dem nachgeben, würden die IT-Preise explodieren.

In atemberaubendem Tempo bündelt China immer größere Teile der weltweiten IT-Produktion. Da die chinesische Währung (Yuan oder Renminbi) an den immer schwächer werdenden US-Dollar gekoppelt ist, werden IT-Exporte zunehmend günstiger. Seit geraumer Zeit machen die USA und andere Industrienationen Druck auf die chinesische Regierung, ihre Währung vom US-Dollar zu entkoppeln.

Und tatsächlich gab es Ende April 2005 laut Marktforscher Gartner erste Anzeichen einer Lockerung, die immer wahrscheinlicher wird. Das hat wiederum für Spekulationen gesorgt, dass die Regierung in Beijing (Peking) den chinesischen Yuan vom Kurs des US-Dollars entkoppelt, sprich eine Aufwertung der eigenen Landeswährung zulässt. Aufgrund solcher Spekulationen ist der New Taiwan Dollar (NT $) eine prompte Abwertung erfahren.

Der Inselstaat beherrscht über OEM-Verträge mit großen internationalen Unternehmen wie Dell, IBM und HP über 70 Prozent der weltweiten Produktion aller Motherboards, Notebooks, Routern, WLAN- und vielen anderen Hardware-Produkten. Aber allein im letzten Jahr ist der festlandchinesische Produktionsanteil von taiwanesischer Hardware von 63 auf 85 Prozent gestiegen.

Sollte der chinesische Yuan tatsächlich vom Kurs des US-Dollar entkoppelt werden, könnte das Auswirkungen auf die IT-gestützten Lieferketten haben, warnt Gartner. Denn das würde für viele internationale Anbieter "auch die finanziellen Beweggründe für den Einkauf in China entkräften". Außerdem soll sich eine Neubewertung des chinesischen Yuan "negativ auf das Niveau der IT- und Prozessanpassung auswirken, die Hersteller bereit sind, für die Handelsketten zu erbringen". Als Beispiel nennt Gartner die Bereiche globale Datensynchronisation oder RFID (Radio Frequency Identification).

Das Marktforschungsinstitut rät Unternehmen zu keiner überhasteten Reaktion, allerdings sollten die Entscheidungsträger über alternative Beschaffungswege für IT nachdenken und ein Insourcing der Lieferkette in Betracht ziehen. (kh)