"iForum" 2009

Citrix setzt auf "Consumerization" der IT

25.06.2009
Sein gut besuchtes iForum nutzte Citrix, um zu zeigen, wo es seine künftige Ausrichtung sieht: in Virtualisierung und Server. Nur so könne die sich abzeichnende Verwischung von Privat- und Unternehmens-Anwendungen.für Unternehmen produktiv gemacht werden.
Wer "dazzlt", wählt Unternehmensapplikationen on demand aus einem Pool aus.

Mit dem 2005 von Marktforscher Gartner geprägten Buzzword "Consumerization" ging Citrix auf seinem in München veranstalteten, dreitägigem "iForm 2009" auf Verständnistour. Denn nicht alle erschienenen 300 Partner wussten sogleich mit dem Begriff etwas anzufangen - obwohl CTO Simon Crosby es in seiner Rede gezielt einsetzte, um ihnen noch nicht verfügbare Client-Anwendung "Dazzle" nahezubringen. Bei "Dazzle" handelt es sich um eine Art -Portal, bei dem Benutzer sich ihr persönliches Portfolio an Unternehmensapplikationen und -Services zusammenstellen und ausleihen können. Damit versucht Citrix, wenn auch in der Praxis wahrscheinlich von Unternehmen streng reglementiert, einer neuen Beobachtung in Unternehmen nachzukommen, die Crosby so beschrieb: Die Anwender kommen mit ihren Geräten in die Firma, sie erwarten, dass sie mit diesen arbeiten können und sie gehen davon aus, dass sie auch gut funktionierende firmenfremde Anwendungen - Beispiele Google Mail oder Xing - auf jedem Gerät einsetzen können.

Anders als vielen Software-Anbietern kommt Citrix diese unkontrollierte Ausbreitung von Technologie sehr zupass: Der Softwareanbieter propagiert die Trennung von Anwendungen, Workloads, Daten- und Nutzerprofilen sowie Endgeräten - und das heißt nichts anderes als die umfassende Zentralisation von Anwendungen aller Art auf Servern beziehungsweise Serverfarmen und ihren virtuellen Pendants, auf denen alle Anwendungen ablaufen, auf die Nutzer netz- und geräteunabhängig zugreifen.

Kurzum: Citrix machte klar, dass es mit seinen Terminal-Services und Virtualisierungs-Portfolio sich bestens gerüstet für die gegenwärtigen Anwendungsszenarien wie auch die kommenden Cloud- und SaaS-Szenarien.

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Weshalb Crosbys Kollege Gordon Payne, Senior Vizepräsident der Delivery Services Division, auch sagte: Allein mit der konsequenten Virtualisierung von Servern, Anwendungen und schließlich der Clients könne man den Anforderungen der Kunden und deren Mitarbeitern entsprechen; und Edwin Sternitzky, Director Marketing Central Europe, ergänzte, dass die Verwischung von Unternehmens- und Privatanwendungen darauf hinauslaufe, dass Unternehmen sich auf das "On-Demand"-Bereitsstellen von Software als Services einrichten müssten.

Solcherart sei der baldigen "Consumerization" der IT zu begegnen - mit Citrix als dem Platzhirsch. Noch vor VMware, Microsoft, zugleich Partner und Virtualisierungs-Wettbewerber und anderen wie Sun/Oracle und anderen mehr. Denn es sei auch klar: Allein mit konsequenter Virtualisierung und künftig Cloud-Computing könne man dem überholten, aber vorherrschenden IT-Paradigma "Fat Client plus uferlosem Software-Einsatz" entkommen.

Citrix stellt Produkte vor

Privat unbd geschäftlich, voneinander abgeschottet auf einem Desktop.

Konkret auf Produkte bezogen hieß das in München: Citrix stellte eine frühe Version von "XenClient" vor. Diese hatte es zusammen mit Intel unter dem Arbeitstitel "Project Independence" Anfang dieses Jahres angekündigt. Dieser virtuelle Client lauft als Hypervisor Typ 1 auf der Hardware und könne damit, so Crosby, Anwendern eine komplette Firmenumgebung inklusive Offline-Fähigkeiten anbieten. Der Desktop wird zentral gemanagt, wobei der Citrix-Manager versprach, dass Anwender über ihren lokalen Client, abgeschottet von dem Firmenclient, jederzeit Herr sein werden.

Auf dem Weg zur Desktop-Virtualisierung haben Citrix und Intel einen gemeinsamen Plan. AMD kommt derzeit für Citrix nicht in Frage.

Daran sieht Citrix auch den wirklichen Vorteil: Im "XenClient" laufen mehrere Betriebssystemen in virtuellen Maschinen (VMs) parallel, so das Firmen- und Privatanwendungen gleichzeitig genutzt werden können. Für Administratoren bedeutet das: Sie haben jederzeit und von überall die Kontrolle über die Firmensoftware, ohne private Rechte einzuschränken. Allerdings kontrolliert der Hypervisor die Hardware insgesamt, weshalb Eingriffe in alle Programme theoretische möglich sind. Apart an dem Client. Geht etwa das Firmen-Notebook verloren, können Administratoren beim Start des Notebooks alle Daten löschen. Citrix nannte das "Kill Pill".

Des Weiteren stellte Citrix den "XenServer 5" vor. Diese kostenlose, ab Ende dieses Jahres erhältliche Software-Version bietet nun unter anderem die Zusammenarbeit mit VMwares Containerformat VMDK und Microsofts VHD-Format an; zudem beherrscht sie auch das Open Virtualization Format (OVF), ferner die Einbindung in Microsofts Verwaltungswerkzeug "Active Diretctory" und neue Backupfunktionen wie die Sicherung von Daten von Gastssystemen in den virtuellen Maschinen beziehungsweise deren Systemabbildern. Als neue Linux-Gastsysteme lässt es nunmehr unter anderem Suse Linux Enterprise Server 11, Debian 5.0 und RedHat/CentOS/Oracle 5.3 zu. Citrix versprach, nach und nach alle wichtigen Linuxe zu unterstützen.

Partner waren sich einig, dass Citrix mit diesem XenServer einen wichtigen Schritt in Richtung Konkurrenzfähigkeit zu Marktführer VMware und dessen Pendant ESXi getan habe.

Ebenso stellte Citrix die Version 5.5 von "Essentials" vor. Mit diesem Verwaltungstool für virtuelle Maschinen können Administratoren unter anderem für den dynamischen Lastverteilung: von VMs sorgen sowie für Snapshoots von Speichersystemen.

Aber Citrix packte auch Künftiges aus. So werden nun Partner zusammen mit den Experten von Microsoft darin geschult, wie sie die Virtualisierungsprodukte beider in gemeinsamen Umgebungen einsetzen können. Mehr dazu finden Partner ab 2. Juli auf der Webseite www.v-alliance de

Des Weiteren kündigte Citrix an, ähnlich wie VMware und Cisco, einen virtuellen Switch anzubieten, der auf dem XenServer eingesetzt werden soll, sowie Erweiterungen der hauseigenen Protokoll- und Übertragungstechnologie "HDX" an. Benutzer, die XenApp oder XenDesktop nutzen, sollen Anwendungen inklusive Videostreams und CAD-/CAM-Bearbeitungen so erleben, als liefen sie auf lokalen Workstation ab. In diesem Zusammenhang erklärte Citrix, sein ehrwürdiges Terminal-Protokoll ICA sei, anders als VMware behaupte, noch lange nicht am Ende.

Citrix kümmert sich um Partner

Konkret für seine Vielzahl von Partnern stellte Citrix einige Marketingtools wie "Citrix TV" und "Synergy-in-a-Box" vor. Letzteres Paket stellt eine Zusammenfassung wichtiger Materialien von der Endkundenveranstaltung von Citrix dar; Partner können sie auf ihrer Webseite Kunden präsentieren. Citrix TV zeigt Videos von der letzten "Synergy"-Konferenz; auch diese Materialen können Partner auf ihren Webseiten stellenbeziehungsweise an Kunden senden.

Bereits Anfang Mai hatte Citrix angekündigt, sein Enterprise-Lizenzprogramm überarbeitet zu haben. Nun könnten alle Partner, unabhängig von ihrem Status, nicht nur erweiterte Discounts auf sämtliche Produkte erhalten, sondern, wichtiger noch, sie bekommen durchgängig Discounts bei allen Produkten. Dazu zählen auch die Online-Produkte wie GoToMeeting, GoToMyPC und GoToAssist, die Citrix bis dato seinen Kunden lieber direkt anbot.

Schließlich hat Citrix auch hausintern sein Lead-Management-Programm verbessert, so dass Partner nun schneller Informationen über den Stand der Projekte, ihre Umsatzplanung und anderes mehr erhalten. Extern gab es Verbesserungen bei der Partner-Zertifizierung. Diese betreffen den Partnerstatus sowie die Zertifizierungen. Damit reagierte Citrix nicht zuletzt auf die zunehmende Spezialisierungsanforderung seiner eigenen Programme - trotz der Wolken, die Unternehmens-IT integriert umspannen sollen.

Insgesamt, so sagten einige Partner in München, sei Citrix auf dem einem guten, für den indirekten Kanal klar überschaubaren Weg in Richtung Virtualisierung und VMware-Konkurrenz. Der Kauf von XenSource im Sommer 2007 mache sich bezahlt.

Allerdings: "Consumerization" stelle sie noch aktuell noch nicht vor Probleme. Der das sagte, führte dann einem Bekannten eine neue Apple-Store-Anwendung auf seinem iPhone vor. (wl)