Mit RingCube

Citrix setzt auf "persönliche Desktops"

16.08.2011 von Ronald Wiltscheck
Mit der Übernahme des US-amerikanischen Softwareherstellers RingCube möchte Citrix Nutzer-Personalisierung mit zentralem IT-Management der virtuellen Desktops verknüpfen. So soll die RingCube-Technologie möglichst bald in Citrix' "XenDesktop" integrierte werden, damit Reseller ihren Kunden schneller persönliche Desktop-Umgebungen zur Verfügung stellen können, ohne dass dabei der Speicherbedarf nennenswert zunimmt.

Mit der Übernahme des US-amerikanischen Softwareherstellers RingCube möchte Citrix Nutzer-Personalisierung mit zentralem IT-Management der virtuellen Desktops verknüpfen. So soll die RingCube-Technologie möglichst bald in Citrix' "XenDesktop" integrierte werden, damit Reseller ihren Kunden schneller persönliche Desktop-Umgebungen zur Verfügung stellen können, ohne dass dabei der Speicherbedarf nennenswert zunimmt.

Jens Lübben, Zentral-Europa-Chef bei Citrix Systems: "Verschiedene Typen an virtuellen Desktops"

Bisher hatten Citrix-Kunden die Wahl zwischen zwei verschiedenen Methoden, virtuelle Desktops zu nutzen. Im ersten Verfahren, dem "dedicated VDI", musste für jeden einzelnen User ein einzelnes Desktop-Image im Rechenzentrum vorgehalten werden. Da dieser Ansatz verhältnismäßig kostenintensiv ist, etablierten viele Citrix-Reseller bei ihren Kunden das so genannte "pooled VDI Modell", bei dem getrennte Images von Windows-Betriebssystem und Anwendungen im Rechenzentrum vorgehalten werden. Der virtuelle Benutzer-Desktop wird in diesem Fall aus dem zentralen Betriebssystem-Image zur Laufzeit erstellt. Dieser Ansatz ist laut Citrix zwar wesentlich kostengünstiger, schränkt jedoch auch die Einsatzmöglichkeiten ein: So besteht etwa keine Möglichkeit, selbst eigene Anwendungen installieren zu können, da alle Benutzer mit unterschiedlichen Präferenzen nur einen identischen zentralen Desktop nutzen.

Mit der Software von RingCube ist es nun prinzipiell möglich, die Vorteile des "dedicated VDI"-Ansatzes mit den Vorzügen des "pooled VDI"-Modells zu verknüpfen. Die Technologie legt dazu für jeden Mitarbeiter eine so genannte vDisk an, die ausschließlich die persönlichen Anwendungen, Einstellungen und Daten für diesen Nutzer enthalten. Für gemeinsam genutzte Elemente - wie Firmen-Anwendungen und Windows-Betriebssystem - wird hingegen für alle Mitarbeiter nur eine einzige Kopie im Rechenzentrum angelegt. Als Ergebnis bekommt jeder Nutzer beim Hochfahren seinen eigenen individuellen Desktop angezeigt, während die IT-Abteilung weiterhin von den Kostenvorteilen zentral verwalteter Windows-Instanzen und Unternehmens-Anwendungen profitiert.

Auch der Schritt weg von traditionellen hin zu virtuellen Desktops wird mit RingCube Technologie deutlich vereinfacht, so Citrix. Die Einbettung aller Nutzer-spezifischen Anwendungen und Einstellungen in der persönlichen vDisk stellt sicher, dass ein neuer VDI-Desktop sich exakt wie der vorherige physische Desktop verhält. Gleiches gilt auch für die Administratoren: Sie können davon ausgehen, dass ihre Tools zur System- und Benutzerverwaltung ebenfalls weiterhin problemlos funktionieren.

Das RingCube-Portfolio ist ab sofort mit vollem Support für Citrix XenDesktop 5 erhältlich. Bestandskunden werden weiterhin durch Citrix-Partner betreut. Jens Lübben, Area Vice President Central Europe und Geschäftsführer Deutschland, Citrix Systems, freut sich schon, die RingCube-Technologie bald einsetzen zu können: "Mit dieser Akquisition unterstreichen wir unser Hauptziel, Desktops und Anwendungen kostengünstig und von jedem Endgerät aus verfügbar zu machen. Unsere Kunden setzten bei der Einführung von Desktop-Virtualisierung vermehrt auf einen ganzheitlichen Ansatz. Daher sind wir bestrebt, unseren Kunden eine breite Palette an Virtualisierungstechnologien und verschiedene Typen an virtuellen Desktops anzubieten. RingCube bringt nun eine weitere Technologie in unser Lösungsportfolio, mit der unsere Resller ihren Kunden flexible und individuelle VDI Desktops zu deutlich geringeren Kosten bereitstellen können."

Res Software "not amused"

Nicht ganz so glücklich üben den neuesten Erwerb von Citrix scheint Res Software zu sein. Der Technologie-Partner des Virtualisierungsspezialisten ließ etwa verlauten, dass "bei Akquisitionen häufig zu Unklarheiten und Fragen kommt, insbesondere wenn sich - wie zwischen RingCube und Res Software - die Funktionalität der Produkte ähnelt". "Auch nach der Akquisition von RingCube bleiben wir 'Citrix Ready Leadership Partner', um unseren gemeinsamen Kunden einen schnelleren Return on Investment (ROI) zu ermöglichen, wenn sie ihre Desktop-Landschaft auf eine On-Demand-Infrastruktur umstellen", so Bill Corrigan, Chef-Marketier bei Res Software.

Bill Corrigan, Chef-Marketier bei Res Software: "Mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten"
Foto: RES Software

"Wir begrüßen die Strategie von Citrix, in enger Zusammenarbeit mit Technologiepartnern das Benutzererlebnis nachhaltig zu verbessern. Wir erhöhen den Mehrwert aktueller Citrix-Projekte entscheidend, und wir sehen auch weiterhin viele Ansätze, die zukünftig von Citrix offerierten Personalisierungsfunktionen zu ergänzen. Unsere Produkt-Suite geht weit über einfaches Profil-Management und Personalisierung hinaus, so dass wir von einer exponentiell wachsenden Kundenzahl ausgehen, die sich für Res Software aufgrund der bewährten Workspace- und Automation-Management-Lösungen entscheiden. Unsere Lösungen liefern derzeit den größten Funktionsumfang, wenn es um die effiziente Verwaltung komplexer, hybrider Desktop-Umgebungen geht”, so der Res-Manager weiter in Anspielung auf RingCube.

Obwohl es bei RingCube und Res Software einige Gemeinsamkeiten bei den Features gibt, überwiegen laut Corrigan die Unterschiede. Seiner Meinung nach bietet Res Software auch eine Workspace-Management-Lösung und Sicherheitstechnologien für hybride Desktop-Umgebungen, die ein einheitliches Benutzererlebnis beim Einsatz von XenApp, XenDesktop, klassischen Desktops oder anderen Endgeräten, Betriebssystemen und Bereitstellungsplattformen erlaubt.

Außerdem würde Res Software zusätzliche Funktionen liefern, etwa eine Desktop-Analyse als Cloud-basierten Service oder alslokaler Dienst. Hinzu kämen der Werkzeuge zur Task-Automatisierung mit Self-Service-Funktionalität. Damit ausgestattet könnten Citrix-Reseller bei ihren Kunden das traditionelle IT-Management durch IT as a Service (ITaaS) ersetzen. (rw)