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Cloud Computing auf dem Prüfstand

22.11.2011 von Stefan  Neitzel
Cloud Computing fasst langsam Fuß. Lesen Sie welche Dienste Unternehmen nachfragen und wie Sie Ihre Cloud-Lösung testen können.
Foto: L.Vynogradova_Fotolia

Cloud Computing fasst langsam Fuß. Lesen Sie welche Dienste Unternehmen nachfragen und wie Sie Ihre Cloud-Lösung testen können.
von Sefan Neitzel (Research Analyst TechConsult)

Elf Prozent von 200 befragten mittelständischen Unternehmen mit 20 bis 2000 Mitarbeitern hatten in den vergangenen drei Monaten Cloud-Computing-Lösungen im Einsatz. Zu diesem Ergebnis kommt der "HP Cloud Index", der von HP Deutschland und techconsult erstellt wurde. Gleicht man die Ergebnisse techconsult-Studien der letzten neun Monate zum Thema Cloud-Einsatz in mittelständischen Firmen ab, lässt sich derzeit folgender Marktstatus feststellen:

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Cloud Computing hat sich im deutschen Mittelstand bisher nur schwach etabliert und hinkt den Anbietererwartungen hinterher - der Einsatzgrad wird in den nächsten sechs Monaten jedoch um rund 40 Prozent ansteigen.

HP Cloud Index 2011
HP Cloud Index 2011
Cloud Computing fasst langsam Fuß. Zu diesem Ergebnis kommt der "HP Cloud Index", der von HP Deutschland und techconsult erstellt wurde.
HP Cloud Index 2011
Cloud Computing hat sich im deutschen Mittelstand bisher nur schwach etabliert und hinkt den Anbietererwartungen hinterher - der Einsatzgrad wird in den nächsten sechs Monaten jedoch um rund 40 Prozent ansteigen.
HP Cloud Index 2011
Obwohl Cloud Computing dem Großteil der Teilnehmer ein Begriff ist, haben sich 46 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen mit diesem IT-Modell noch nicht auseinandergesetzt. 20 Prozent der interviewten Firmen gaben an, sich oberflächlich mit Cloud Computing beschäftigt zu haben und planen kurz- oder mittelfristig die Nutzung derartiger Bezugsmodelle.
HP Cloud Index 2011
Cloud-Leistungen, so ergab die Befragung, wurden in den vergangenen drei Monaten zu über 40 Prozent in einem Private-Cloud-Modell bezogen beziehungsweise IT-Leistungen in Private-Cloud-Umgebungen überführt. Für die Zukunft tendieren allerdings viele Cloud-Nutzer zu einer hybriden Form.
HP Cloud Index 2011
Die befragten Unternehmen nutzen derzeit vor allem Software im Cloud-Modell (Software as a Service). Den Umfrageergebnissen zufolge wird sich SaaS auch weiterhin stark entwickeln. Obgleich auch hier Private-Cloud-Modelle bevorzugt werden, wecken Public-Cloud-Angebote zumindest Interesse. Von Nachteil ist jedoch, dass im Public-Cloud-Sektor SaaS-Verträge oft nicht flexibel gestaltbar sind. In der Regel laufen sie wie im klassischen Lizenzgeschäft über einen fest definierten Zeitraum.

Cloud Computing zur Kostenreduktion

Laut Stefan Neitzel, Research Analyst bei techconsult, hat die Etablierung von Instrumenten zur Virtualisierung und Automatisierung von IT-Prozessen in vielen mittelständischen Unternehmen bereits eine effizientere und flexiblere Nutzung der vorhandenen IT-Ressourcen ermöglicht. "Erschöpfen sich diese Effekte, ist Cloud Computing der nächste logische Schritt zur Kostenreduktion und Effizienzsteigerung. Voraussetzung ist allerdings das Auffüllen der in vielen Unternehmen noch vorhandenen Informationslücken zum Thema Cloud Computing", erklärt der Marktbeobachter die erwartete, steigende Nachfrage nach Diensten aus der Wolke.

CW-Webcast

„Mobilizing the Enterprise“ - Mobile Freiheit contra Sicherheit?

Unbestritten ist: Unternehmen müssen sich mobilisieren. Sind Mitarbeiter unterwegs von zeitkritischen Geschäftsabläufen abgeschnitten, ist diese Zeit unproduktiv. Immer mehr möchten zudem ihr vertrautes, privates Smartphone dienstlich nutzen. Und Tablet-PCs wecken auch im Unternehmen Interesse an neuen Geschäftspotenzialen. Mehr dazu im internationalen, englischsprachigen Video-Webcast von COMPUTERWOCHE und COMPUTERWORLD „Mobilizing the Enterprise“ – Mobile Freedom contra Security? Jetzt "on demand" abrufen!

Oberflächliches Wissen zum Thema Cloud

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Obwohl Cloud Computing dem Großteil der Teilnehmer ein Begriff ist, haben sich 46 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen mit diesem IT-Modell noch nicht auseinandergesetzt. 20 Prozent der interviewten Firmen gaben an, sich oberflächlich mit Cloud Computing beschäftigt zu haben und planen kurz- oder mittelfristig die Nutzung derartiger Bezugsmodelle. "Dies spricht deutlich für die Attraktivität des Modells auch für den Mittelstand. Der Stein muss nur ins Rollen gebracht werden", meint Neitzel.

Ulrich Seibold, Geschäftsbereichsleiter Vertriebspartner und Mittelstandskunden bei HP Deutschland sieht hier vor allem Potenzial für mittelständische IT-Dienstleister: "Den betreuenden Systemhäusern und IT-Partnern wird bei der Auflösung der Informationslücken und der Beratung der Unternehmen eine entscheidende Rolle zukommen." Diese Anbieter, so Seibold, seien für viele mittelständische Unternehmen die zentrale Anlaufstelle für die IT-Beschaffung, und ihre Empfehlungen hätten einen wesentlichen Einfluss auf die IT-Strategie im deutschen Mittelstand.

Private Cloud nimmt Sicherheitsängste

Cloud-Leistungen, so ergab die Befragung, wurden in den vergangenen drei Monaten zu über 40 Prozent in einem Private-Cloud-Modell bezogen beziehungsweise IT-Leistungen in Private-Cloud-Umgebungen überführt. Der Grund: Das Modell der Private Cloud zerstreut bei den Kunden häufig die mit Outsourcing verbundenen Sicherheits- und Kontrollverlustbedenken. Außerdem wird eine vereinfachte Einbindung in Legacy-Systeme erwartet.

Trend zu hybriden Cloud-Modellen

Für die Zukunft tendieren allerdings viele Cloud-Nutzer zu einer hybriden Form. Diese soll dazu beitragen, die eigenen Ressourcen mit den Vorteilen der Public Cloud kombinieren zu können. So verbleiben geschäftskritische Daten und Applikationen weiterhin im Unternehmen, können bei Bedarf aber durch die skalierbaren Public-Cloud-Dienste ergänzt werden, ohne dass sonst ungenutzte Infrastruktur vorgehalten werden muss.

Software as a Service als Treiber

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Die befragten Unternehmen nutzen derzeit vor allem Software im Cloud-Modell (Software as a Service). Den Umfrageergebnissen zufolge wird sich SaaS auch weiterhin stark entwickeln. Obgleich auch hier Private-Cloud-Modelle bevorzugt werden, wecken Public-Cloud-Angebote zumindest Interesse. Von Nachteil ist jedoch, dass im Public-Cloud-Sektor SaaS-Verträge oft nicht flexibel gestaltbar sind. In der Regel laufen sie wie im klassischen Lizenzgeschäft über einen fest definierten Zeitraum.

SaaS-Anbieter beharren auf Lizenzgeschäft

"Es bleibt abzuwarten, wie lange SaaS-Anbieter auf diesem Relikt aus dem klassischen Lizenzgeschäft beharren können. Das Versprechen der permanenten Skalierbarkeit erfüllt sich für die Anwender in diesen Fällen nicht", kritisiert Analyst Neitzel.

Zu den bevorzugten Cloud-Services zählen stark standardisierte Anwendungen wie zum Beispiel Collaboration-, Security- oder Finanzbuchhaltungs-Lösungen. Besonders auffällig ist der prognostizierte Einsatz von Office- und E-Mail-Lösungen: Cloud-Angebote wie Office 365 oder LotusLive scheinen im Mittelstand auf fruchtbaren Boden zu fallen.

Flexibler Einsatz von Infrastrukturdiensten

Im Vergleich zu den Software-Services werden Infrastruktur-Services (IaaS) im Mittelstand weitaus flexibler genutzt. Hier erfüllen sich für die Anwender bereits die Flexibilitäts- und Skalierbarkeitsversprechen des Cloud Computing. Das heißt, die Geschäftsprozesse werden punktgenau genutzt und bei Bedarf mit Servern, Rechenleistung und Speicherplatz unterstützt. Die Mehrzahl der IaaS-Nutzer setzt dabei auf externe Dienstleister - neben der Public Cloud auch auf von den Providern betreute Private Clouds.

Server und Storage aus der Cloud
IaaS Marktübersicht
Infrastructure as a Service (IaaS) gehört zu den wichtigsten Segmenten im Markt für Cloud Computing. Die besten Angebote finden Sie hier:
Amazon
Auf einen Blick:<br /> o on Demand<br /> o Pay as you go<br /> o Public Cloud Service<br /> o für Unternehmen und Entwickler<br /> o offene API<br /> o Abrechnung mit Kredikarte<br /> o kein Rechenzentrum in Deutschland vorhanden
IBM
Auf einen Blick:<br /> o on Demand<br /> o Pay as you go<br /> o nur für Unternehmen<br /> o nicht für Entwickler<br /> o Public Cloud Service für Unternehmen<br /> o keine offene API<br /> o Rechenzentrum in Deutschland
Domainfactory
Auf einen Blick:<br /> o on Demand<br /> o Pay as you go<br /> o Public Cloud Service<br /> o für Unternehmen und Entwickler<br /> o Rechenzentrum in Deutschland vorhanden<br /> o keine Kreditkarte erforderlich<br /> o offene API<br /> o Inklusiv-Traffic<br /> o inklusive Backup<br /> o nur Linux Distributionen<br /> o maximal 20 virtuelle Server pro Account. (Auf Anfrage gibt es mehr.)
T-Systems
Auf einen Blick:<br /> o Private Cloud<br /> o Pay as you go<br /> o on Demand<br /> o nur für Unternehmen<br /> o kein Public Cloud Service
Fujitsu
Auf einen Blick:<br /> o on Demand<br /> o Pay as you go<br /> o Rechenzentrum in Deutschland<br /> o nur für Unternehmen<br /> o keine offene API<br /> o kein Public Cloud Service<br /> o monatliche Verträge<br /> o Vertrag mit Channelpartner erforderlich
ICT Systems
Auf einen Blick:<br /> o Rechenzentrum in Deutschland<br /> o Webshop zum Einkaufen der Ressourcen<br /> o kein Public Cloud Service<br /> o keine offene API<br /> o sehr beratungsintensiv
1&1
Auf einen Blick:<br /> o Rechenzentrum in Deutschland<br /> o kein Cloud Computing<br /> o kein Public Cloud Service<br /> o monatlische Grundgebühr<br /> o kein on Demand<br /> o kein Pay as you go<br /> o keine offene API
Host Europe
Auf einen Blick:<br /> o kein Public Cloud Service<br /> o kein on Demand<br /> o kein Pay as you go<br /> o Rechenzentrum in Deutschland<br /> o dient zum Aufbau einer gehosteten Private Cloud<br /> o keine offene API<br /> o nur für Unternehmen
Filoo GmbH
Auf einen Blick:<br /> o noch kein Public Cloud Angebot<br /> o Cloud Computing Angebot im Aufbau<br /> o Rechenzentrum in Deutschland
Dunkel
Auf einen Blick:<br /> o keine offene API<br /> o kein Public Cloud Service<br /> o zunächst Anfrage über Kontaktformular oder Telefon<br /> o kein on Demand
Nionex
Auf einen Blick:<br /> o Rechenzentren in Deutschland<br /> o nur für Unternehmen<br /> o nicht für Entwickler<br /> o kein Public Cloud Service<br /> o keine offene API<br /> o Pay as you go<br /> o on Demand Bezug der Ressourcen nach Kontaktanfrage
GoGrid
Auf einen Blick:<br /> o Public Cloud Service<br /> o offene API<br /> o on Demand<br /> o kein Public Cloud Service<br /> o Pay as you go<br /> o Abrechnung über Kreditkarte<br /> o für Unternehmen, Privatanwender und Entwickler<br /> o kein Rechenzentrum in Deutschland
RackspaceCloud
Auf einen Blick:<br /> o offene API<br /> o Abrechnung über Kreditkarte<br /> o kein Rechenzentrum in Deutschland<br /> o Public Cloud Service<br /> o on Demand<br /> o Pay as you go<br /> o Managed Service Level kann hinzugebucht werden
CloudSigma
Auf einen Blick:<br /> o Public Cloud Service<br /> o Pay as you go<br /> o on Demand<br /> o Abrechnung über Kreditkarte oder Banküberweisung<br /> o Abonnement inkl. Rabatt möglich<br /> o Rechenzentrum in der Schweiz
SwissCloud
Auf einen Blick:<br /> o kein Public Cloud Service<br /> o keine offene API<br /> o für Unternehmen<br /> o nicht für Entwickler<br /> o dient zum Aufbau einer hosted Private Cloud<br /> o Rechenzentrum in der Schweiz
CityCloud
Auf einen Blick:<br /> o Public Cloud Service<br /> o offene API<br /> o on Demand<br /> o Pay as you go<br /> o Rechenzentrum in Schweden
HP
Auf einen Blick:<br /> o kein Public Cloud Service<br /> o nur für Unternehmen oder öffentliche Behörden<br /> o keine offene API<br /> o sehr umfangreiches und dadurch undurchsichtiges IaaS-Angebot
ccloud
Auf einen Blick:<br /> o on Demand<br /> o Pay as you go<br /> o Public Cloud Service<br /> o für Unternehmen und Entwickler<br /> o noch in der Beta Phase<br /> o bis 31.07.11 kostenlos testen

Platform-Services finden wenig Interesse

Der Laufzeit- und Entwicklungsdienst Platform as a Service (PaaS) spielt dagegen bei den befragten Anwenderunternehmen so gut wie keine Rolle. Mit Ausnahme von einzelnen Unternehmen, die auf Middleware- und Datenbankkomponenten setzen, sind derzeit für diese Unternehmen meist keine Vorteile in Platform-Services erkennbar.

Softwareplattformen aus der Cloud
Softwareplattformen aus der Cloud
Platform as a Service (PaaS) erlaubt es, Anwendungen direkt in der Cloud zu betreiben. Was bieten die Dienste von Amazon, Google und Co. in der Praxis?
Google App Engine
Google App Engine - Nachteile:
o Wesentliche Einschränkungen gegenüber dem üblichen Java-Programmiermodell <br> o Zur Zeit keine relationale Datenbank verfügbar <br> o Durch die Einschränkungen ergeben sich Abhängigkeiten in der Anwendung (Lock In)<br> o Keine Eingriffsmöglichkeiten oder Tuningmöglichkeiten auf Ebene des Web Servers oder Betriebssystems
Google App Engine - Vorteile:
o Automatische Skalierung der Anwendung <br> o Lange am Markt, bewährt
Amazon Beanstalk
Amazon Beanstalk - Nachteile:
o Zur Zeit noch in Beta und nur in US-East verfügbar <br> o Grobgranulare Skalierung durch zusätzliche Rechner
Amazon Beanstalk - Vorteile:
o Bewährte Cloud-Infrastruktur als Basis<br> o Übliches Enterprise-Java-Programmiermodell (Tomcat Web Server/ relationale Datenbank)<br> o Daher geringe Lock-In-Gefahr auf Code-Ebene<br> o Zahlreiche weitere Services (RDS, SimpleDB, Payment ...)
Cloud Bees
Cloud Bees - Nachteile
o RUN@Cloud zur Zeit noch in Beta-Phase<br> o Kein echtes Skalierungskonzept<br> o Keine SLAs<br> o Datenbank-Lösung eher rudimentär<br> o Tomcat-Installation kaum anpassbar
Cloud Bees - Vorteile:
o Attraktiv für Entwickler wegen Continuous Integration und Repository Server<br> o RUN@Cloud kostenlos<br> o EC2-Infrastruktur, daher leicht mit Amazon-Angeboten kombinierbar
VMware Cloud Foundry
VMware Cloud Foundry - Nachteile:
o Zurzeit noch in Beta-Phase<br> o Benötigt Framework-Integration<br> o Public-Cloud-Infrastruktur im Moment nur in den USA
VMware Cloud Foundry - Vorteile:
o Offene Plattform<br> o Open-Source-Lizenz<br> o Services-Konzept<br> o Flexibilität: Nutzung auf Amazon EC2 und lokal möglich, Private Cloud denkbar

Cloud User Check

Auf Basis der aktuellen Ergebnisse stellen techconsult und HP den Cloud User Check www.it-cloud-index.de zur Verfügung. Sowohl für erfahrene Cloud-Nutzer als auch für Neulinge bietet das Online Tool die Möglichkeit, die eigene Cloud-Position mit Unternehmen der eigenen Branche und Größenordnung zu vergleichen. Neben dem Cloud-Einsatzgrad gibt das Web-basierende Tool auch Antworten auf Fragen nach der Cloud-Fitness und der Nutzenbewertung von Cloud Computing.
(pg, Computerwoche / rb)