Experton Group

Cloud-Markt in Deutschland knackt 5-Prozent-Hürde

30.01.2013
Unternehmen hierzulande werden im laufenden Jahr fünf Prozent ihrer gesamten IT-Ausgaben in Cloud-Lösungen investieren, so die Prognose des Marktforschungsinstituts Experton.
Dr. Carlo Velten, Senior Advisor der Experton Group
Foto: Experton

Die Cloud fasst hierzulande Fuß: Nach Schätzungen des Marktforschungsinstituts Experton werden deutsche Unternehmen im laufenden Jahr fünf Prozent ihrer gesamten IT-Ausgaben in Cloud-Lösungen investieren. Die Prognose der Experton fußt auf zahlreichen Research- und Beratungsprojekten.
In den kommenden Jahren werde sich dieser Trend nach Ansicht der Analysten noch beschleunigen - trotz vieler ungeklärter Fragen hinsichtlich des Datenschutzes oder der Integration von Diensten, die aus unterschiedlichen Quellen bezogen werden. Motor für die zunehmende Verbreitung von Cloud-Diensten sei die zunehmende Digitalisierung aller Lebens- und Geschäftsbereiche.

Die Ausgaben für Cloud Computing Services, Technologien sowie Beratung und Integration in Deutschland werden 2013 Experton zufolge die fünf Prozent-Schwelle erreichen. Auch im Folgejahr 2014 rechnet das Institut mit einem - leicht gedrosselten -Wachstum von 50 Prozent über alle Cloud-Segmente hinweg.

So prognostiziert die Experton Group in ihren aktuellen Marktzahlen, dass die Ausgaben für Cloud-Services in den nächsten Jahren im Verhältnis zu den anderen Kategorien (Technologie und Integration/Beratung) noch mehr an Gewicht gewinnen als bisher angenommen.

Cloud-Markt in Deutschland 2012 bis 2017: Investitionen und Ausgaben nach Segmenten (B2B) in Millionen Euro
Quelle: Experton Group 01/2013
Cloud-Technologien: Marktanteile in Deutschland 2013 (1,55 Milliarden Euro)
Quelle: Experton Group 01/2013
Das treibt Unternehmen in die Cloud:
mangelnde eigene IT-Ressourcen, Wunsch, vorhandene Ressourcen effizienter zu nutzen Wunsch nach Kostensenkung; schnellere Bereitstellungs- und Evaluierungszeiten (Druck aus Fachabteilungen); mehr Flexibilität; bessere Arbeitsabläufe; Verantwortung für IT-Betrieb stärker auf den Anbieter verschieben

Mittelstand behält ERP lieber im Haus

So hat die Experton Group die Zahlen für den Bereich SaaS ERP deutlich zurückgenommen. Die die Ausgaben SaaS-ERP/POS sollen demnach von aktuell 35,1 Millionen Euro auf 282,6 Millionen Euro im Jahr 2017 steigen.

Experton Group geht davon aus, dass insbesondere mittelständische Unternehmen diese Services deutlich zögerlicher annehmen als noch vor 12 Monaten erwartet. "Der Wunsch der Unternehmen nach Individualisierung ihrer Lösung ist nach wie vor hoch", so das Fazit von Steve Janata, Senior Advisor bei Experton Group. "Eine hoch standardisierte ERP-Lösung im SaaS-Modell kann sich vor diesem Hintergrund derzeit (noch) schwerlich durchsetzen."

SaaS-Renner: E-Mail und Collaboration

Dagegen steigen die Ausgaben für SaaS-basierte eMail- und Collaboration-Lösungen schneller an. Die Ausgaben werden nach den angepassten Prognosen von 313,5 Millionen auf 2,220 Milliarden in 2017 ansteigen. "Dies ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass das Thema Social Enterprise von Anbieterseite seit Mitte 2012 stark forciert wurde", führt Dr. Carlo Velten, Senior Advisor der Experton Group, aus.

Was alle Rollen eint
Die Hauptaufgabe der Partner wird im Cloud-Geschäft sein, Kunden strategisch zu beraten, die künftigen Prozesse zu definieren und bei der Auswahl passender Cloud-Dienste zu unterstützen. Wo beispielsweise könnten sich für den Anwender Standardapplikationen lohnen? Wo zusätzliche Ressourcen aus der Cloud bezogen werden? Was sollte der Kunde auf keinen Fall auslagern?
Cloud Consultant
System- und Beratungshäuser müssen dazu Cloud-spezifisches Technologie-Know-how aufbauen, Demo-Kapazitäten bereitstellen und gegebenenfalls eigene Betriebsumgebungen aufbauen.
Cloud-ISV (Independent Software Vendor)
Bietet seine Applikationen als Web-basierte Services an (SaaS). Vermarkten lassen sich die Anwendungen auch über B2B-Marktplätze (Appstores), die zunehmend von Herstellern, beispielsweise von IBM, Fujitsu, HP, SAP, aber auch seit kurzem von der Telekom angeboten werden.
Cloud-Dienstleister
Anbieter von Dienstleistungen rund um die Cloud, mit Schwerpunkt auf Orchestrierung und Integrierung von Cloud-Leistungen für und beim Kunden. Hier geht es darum, den Mix aus traditionellen On-Premise-Applikationen (betrifft vor allem ERP-Software) mit Cloud-basierten Services und Applikationen zu verknüpfen und dafür ein einheitliches Management zu schaffen.
Cloud Provider
Anbieter oder Hoster von Platform as a Services (PaaS). PaaS umfasst zusätzlich zur Infrastruktur auch Entwicklungsumgebungen, Vereinbarungen über die Laufzeiten, Monitoring, Skalierung, Service Level Agreements (SLA), Abrechnungssysteme, etc.
Cloud Builder
Partner, die Kunden dabei unterstützen, Rechenzentren und Applikationen so umzurüsten, dass sie Cloud-fähig werden

App-Stores sollen Nachfrage beflügeln

SaaS-Marktplätze, wie beispielsweise der Business-Marketplace der Deutschen Telekom oder der Fujitsu Cloud Store, werden nach Ansicht der Experton Group die Nachfrage zusätzlich stimulieren.

Höhere Investitionen in Virtualisierung

Experton sieht hier mittelfristig eine Verlagerung hin zu anteilig erhöhten Ausgaben für Virtualisierung, da sich diese zukünftig auch auf das Netzwerk (Software Defined Network) und nicht nur auf die Betriebssysteme bzw. Rechenleistung bezieht.

Daher steigen die Ausgaben für Cloud-bezogene Virtualisierungslösungen ab 2015 deutlich an - von rund 210 Millionen Euro in 2015 auf 391 Millionen in 2017. Dieser Trend hat wiederum Auswirkungen auf die Ausgaben für Network-Equipment, die durch die Virtualisierung etwas weniger stark wachsen als in 2012 prognostiziert.

Noch macht Cloud Computing nur einen relativ kleinen Teil der gesamten IT-Ausgaben aus. Allerdings ist dieser Paradigmenwechsel ein langfristiger Umbruch. "Der Weg in die Cloud gleicht einem Marathon. Und wir befinden uns vielleicht gerade auf Kilometer 5. Es ist also ein langer Atem gefragt", resümiert Steve Janata.

Checkliste für sicheres Cloud Computing
Anwender, die Leistungen von einem externen Cloud-Provider beziehen, bleiben für den Schutz von übertragenen Daten stets haftbar. Sie sollten daher entsprechende Vorsorge treffen. Einige Tipps dazu finden Sie auf den folgenden Seiten.
Tipp 1:
Unerlässlich für jeden Cloud-Anwender ist es, einen Vertrag über Auftragsdatenverarbeitung gemäß Paragraph 11 des Bundesdatenschutzgesetzes abzuschließen.
Tipp 2:
Der Cloud-Provider muss angemessene technische und organisatorische Maßnahmen vorweisen können, um die Daten vor unbefugten Zugriffen zu schützen. Gegebenenfalls sollten sich Kunden Zertifikaten unabhängiger Zertifizierungsstellen vorlegen lassen (etwa EuroPriSe, das Datenschutzgütesiegel des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz aus Schleswig-Holstein).
Tipp 3:
Die Kommunikation zwischen Cloud-Anbieter und Cloud-Nutzer sollte immer verschlüsselt sein.
Tipp 4:
Die Cloud-Lösung benötigt zwingend verbindlich und verlässliche Authentizierungsmechanismen und -richtlinien.
Tipp 5:
Die Partner müssen den Umfang der Datenverarbeitung und den Datenverarbeitungszweck festlegen.
Tipp 6:
Für Kunden ist es immens wichtig, dass Sie schon zum Start des Services auch ein mögliches Ende im Blick haben. Sie sollten daher Ausstiegsszenarien prüfen.
Tipp 7:
Werden Cloud-Anbieter oder Unterauftragnehmer mit Sitz in unsicheren Drittstaaten mit dem Betrieb des Cloud-Service betraut, sollten sich Anwender mit ausreichenden Garantien absichern. Dafür eignen sich beispielsweise die von der EU-Kommission verabschiedeten Standardvertragsklauseln.
Tipp 8:
Ein Blick auf die Beteiligungsverhältnisse eines Cloud-Anbieters verschafft oft eine gute Übersicht über das geschäftliche Umfeld des Partners.

(rb)