Compaqs "gateway" ins Consumer-PC-Geschäft: Karola Bode

20.08.1998

DORNACH BEI MÜNCHEN: Nach einem bisher unbefriedigenden Auftritt im hiesigen Consumer-PC-Markt will die Compaq Computer GmbH nun verstärkt aufs Gaspedal treten. Im Cockpit Platz genommen hat die ehemalige Gateway-Chefin Karola Bode."Selters statt Sekt" dürfte derzeit das Motto in der deutschen Compaq-Niederlassung in Dornach lauten. Vor allem mit den PC-Verkaufszahlen im zweiten Quartal kann Compaq wohl kaum zufrieden sein: Mit rund 104.000 PCs rangiert der Weltmarktführer hierzulande hinter der Vobis-Gruppe, SNI und Fujitsu nur auf Platz vier. Im zweiten Quartal des vergangenen Jahres belegte die deutsche Compaq mit einem Absatz von rund 90.000 Computern den dritten Rang.

Noch prekärer ist die Lage im Consumer-Geschäft: Nach unseren Berechnungen stagnierte der PC-Verkauf im zweiten Quartal 1998 bei rund 4.000 Geräten (Marktanteil rund ein Prozent) - und das, obwohl der Gesamtmarkt im Vergleich zum Vorjahresquartal um 72 Prozent zulegte. Zwar beherrschen im Home-Markt die sogenannten Trade-brands die Szene. Dennoch sind andere Markenhersteller wie SNI, Fujitsu und sogar IBM besser unterwegs als die Mannschaft um Gerrit Huy. So konnte beispielsweise IBM im zweiten Quartal rund 14.000 Home-PCs an den Mann bringen. Überflieger Fujitsu gelang sogar der Verkauf von knapp 60.000 PCs im zweiten Quartal dieses Jahres - allerdings mit tatkräftiger Unterstützung vom Lebensmittel-Discount.

Handlungsbedarf ist also angesagt. Zu diesem Zweck hat sich das Unternehmen einen besonderen Fisch geangelt: Karola Bode, Ex-Geschäftsführerin von Gateway Deutschland, soll jetzt in der Funktion Director Unternehmensbereich Consumer Products als Nachfolgerin von Thomas Dunn das Consumer-Geschäft ihres neuen Arbeitgebers auf Vordermann bringen.

Daß sich Compaq gerade jetzt eine Expertin in Sachen Direktvertrieb ins Haus holt, läßt aufhorchen. Bode sollte ursprünglich nach ihrem Abschied von Gateway zum 1. April 1998 bei Metro einsteigen, um dort den PC-Direktvertrieb für die Vobis-Gruppe in Deutschland, England und Frankreich aufzubauen - ein Projekt, das sich jedoch durch das Ausscheiden von Metro-Vorstand Wolfgang Urban erledigte.

Von ComputerPartner nach den aktuellen Vertriebsplänen von Compaq befragt, erklärt Bode: "Zur Zeit entstehen hier neue, interessante Dinge. Auf keinen Fall wird jedoch von heute auf morgen alles direkt laufen." Vor allem, so betont die neue Consumer-Chefin, müsse man streng zwischen dem klassischen indirekten Vertrieb der Profi-PCs und dem der Consumer Products unterscheiden. Das eine habe mit dem anderen nichts zu tun. Also Direktvertrieb im Consumer-Bereich? Hier läßt sich Bode jedoch nicht in die Karten schauen: "Dieses Jahr wird sich da noch gar nichts abspielen, und ob bei Compaq 1999 oder im Jahr 2000 ein Direktmodell aufgesetzt wird, weiß ich nicht." (taf/sn)

Frischgebackene Compaq-Managerin Karola Bode: "Jeder im Markt denkt heute über alternative Vertriebsformen nach."