Manipulierte Links

Cyber-Banden greifen Google an

19.06.2009
Nach Analysen der G Data Security Labs hat in den letzten Tagen ein groß angelegter Angriff auf Nutzer der Suchmaschine Google begonnen. Die Eingaben bestimmter Suchanfragen führen vorrangig zu Ergebnissen mit manipulierten Links. Klickt der Surfer diese Webseiten an, injiziert er sich im nächsten Schritt unbemerkt mit Schadcode, der dann unterschiedliche Täuschungsmanöver initiiert.

Analyse der G Data Security Labs

Von Cyber-Kriminellen injizierter Schadcode
Foto: Ronald Wiltscheck

Nach Analysen der G Data Security Labs hat in den letzten Tagen ein groß angelegter Angriff auf Nutzer der Suchmaschine Google begonnen. Die Eingaben bestimmter Suchanfragen führen vorrangig zu Ergebnissen mit manipulierten Links. Klickt der Surfer diese Webseiten an, injiziert er sich im nächsten Schritt unbemerkt mit Schadcode, der dann unterschiedliche Täuschungsmanöver initiiert.

So bekommen manche Surfer einen VideoCodec und andere falsche Virenschutz-Programme angeboten. Der Standort des Malware-Servers befindet sich nach Recherchen der G Data Security Labs derzeit in Indien. Bei der aktuellen Welle haben es die Täter primär auf Anwender abgesehen, die im Internet auf der Suche nach pornografischen Inhalten sind. Nach Einschätzung des Bochumer Security-Herstellers könnte sich dies jederzeit ändern. Ins Fadenkreuz der Kriminellen könnten so beispielsweise schnell auch Sport-Fans, Auto-Freaks oder Jobsuchende geraten.

Ralf Benzmüller, Leiter G Data Security Labs: "Nicht nur deutschsprachige Ableger von Google betroffen."
Foto: Ronald Wiltscheck

Ralf Benzmüller, Leiter G Data Security Labs (Foto), kommentiert diese Angriffe: " in den letzten Tagen beobachten wir einen starken Anstieg gefährlicher Google-Such-Ergebnisse. Möglicherweise sind nicht nur die deutschsprachigen Ableger von Google betroffen. Fast zehn Prozent der eingehenden Gefahrenmeldungen haben zurzeit direkt oder indirekt etwas mit manipulierten Google-Such-Ergebnissen zu tun. Bei der aktuellen Welle reicht ein falscher Klick aus, um Surfer in die Falle zu locken. Nur wenn die HTTP-Daten vor der Anzeige im Browser geprüft werden, ist der PC geschützt."

Vorgehensweise der Täter

Eine manipulierte Website
Foto: Ronald Wiltscheck

Die Angreifer versuchen Schadcode zu verschleiern, indem sie den ASCII-Text durch Hexadezimal-Werte ersetzen. Hierdurch kann der Browser den Code immer noch einwandfrei verarbeiten. Für Menschen und Suchmaschinen wird er jedoch unleserlich. Diese Vorgehensweise ermöglicht es den Tätern, Google-Filter zu unterlaufen. In dem Hexadezimal-Code versteckt sich HTML-Code, der in die resultierende Seite eingebettet wird. Man spricht dann von Cross-Site-Scripting.

Klickt der Google-Nutzer das Suchergebnis an, öffnet sich die gewünschte Webseite, jedoch ergänzt durch ein Skript von einer indischen Domain. Offenbar verwertet Google die injizierten Inhalte für die Bewertung der Suchbegriffe. Die manipulierten Links werden von den Angreifern in Blogs, Foren und gecrackten Webseiten veröffentlicht und erhalten so eine gute Bewertung für die gewünschten Suchbegriffe. In einem Beispiel sieht es so aus, als ob eine wenig genutzte Seite einer amerikanischen Universität so manipuliert wurde, dass bestimmte Suchbegriffe in Suchmaschinen weit oben erscheinen.

Der von der indischen Seite nachgeladene Script-Code ist ebenfalls hochgradig verschleiert. Die Seite wird bei dieser Vorgehensweise nicht statisch erzeugt, sondern es wird zwischen verschiedenen Infektionsmaschen unterschieden. Bei Tests stießen G Data-Experten auf infizierte Flash-Dateien, angebliche Video-Codecs und falsche Antiviren-Software. Die verschiedenen Maschen führten aber letztlich immer zum Download der gleichen Schaddatei. (rw)