Was Sie bald verkaufen können

Das bringen die Smartphones der Zukunft

01.03.2010 von Moritz Jäger
Wie sehen die mobilen Geräte der Zukunft aus? Wir stellen hier die wichtigsten Technologien vor, die bald in Handys und Smartphones zu finden sein werden.

Kaum zu glauben: Vor zehn Jahren war ein Handy mit Farb-Display noch Zukunftsmusik. Ans Surfen per Mobiltelefon durfte man noch nicht einmal denken. Heute ist das Alles selbstverständlich. Denn kaum eine Gerätekategorie setzt die Zukunft schneller in Gegenwart um als Handy, Smartphone & Co.

Die wichtigsten mobilen Zukunftstrends werden deshalb nicht erst in fünf oder zehn Jahren die Geräte und unseren Umgang mit ihnen beeinflussen. Die meisten starten noch 2010 und werden 2011 wahrscheinlich zum Standard bei Handys und Smartphones gehören.

Schneller und besser surfen
Das Ziel ist klar: Das Smartphone soll beim Surfen bald dasselbe Erlebnis bieten wie ein PC oder Notebook. Das gilt zum einen für Webinhalte wie etwa Flash-Videos oder Flash-Programme. Künftige Smartphones bringen ausreichend Rechenleistung und passende Software mit, damit man Flash wie auf einem großen Rechner nutzen kann. Zum anderen wird sich das Surf-Tempo deutlich steigern: Dank Technologien wie LTE (Long Term Evolution) könnte man mit einem Smartphone bald schneller surfen als mit einem Notebook.

Einfacher laden
An einem Aspekt mobiler Geräte ist der Fortschritt scheinbar vorbeigegangen: dem Aufladen. Noch immer benötigt dafür diverse Ladekabel und eine lange Steckdosenleiste, wenn man seinen mobilen Gerätepark gleichzeitig aufladen will. Doch es gibt bereits vielversprechende Lösungen - 2010 könnten sie sich durchsetzen.

Die Kollegen unserer Schwesterpublikation PC-WELT stellen mobile Technologien vor, die kurz vor der Schwelle zum Massenmarkt stehen. Einige davon werden in wenigen Jahren nicht mehr aus Handy und Smartphone wegzudenken sein, andere vielleicht untergehen und als Randnotiz in die IT-Geschichte eingehen.

LTE: Schneller mobil surfen

4G-Stick: Samsung zeigt einen Stick, der Daten per LTE empfangen und verschicken kann. (Quelle: Samsung)

Der Begriff 3G steht für Technologien rund um den mobilen Internetzugriff, wie etwa UMTS oder HSDPA. 3G bietet in der aktuellen Ausbaustufe bereits Geschwindigkeiten bereits bis zu 14 Mbit/s im Download. Die nächste Stufe HSPA+ soll ein Surftempo von bis zu 84 Mbit/s bringen. Doch das ist nichts im Vergleich zur Nachfolgetechnologie LTE (Long Term Evolution): Sie ist die nächste Stufe des mobilen Internetzugriffs und wird daher oft als 4G bezeichnet.

LTE soll beim Surfen Datenraten von bis zu 100 Mbit/s beim Download und 50 Mbit/s ins Internet bieten. Außerdem punktet es mit extrem niedrigen Latenzzeiten von rund 10 Millisekunden. Damit ist LTE eine Alternativen zum Internetzugriff per DSL, Kabel oder LAN. Da LTE keine Kabel im Boden benötigt, lassen sich damit auch Gebiete versorgen, die bisher keinen Breitbandanschluss ins Internet haben.

LTE birgt aber auch Risiken, vor allem für die Netzbetreiber. Denn die neue Technik benötigt zusätzliche Übertragungsfrequenzen - und die können sehr teuer sein, wie das Beispiel der Frequenzversteigerung für UMTS gezeigt hat.
Außerdem benötigt LTE eine neue Infrastruktur. Das schnelle Mobilfunknetz wird außerdem nicht wie derzeit vor allem für Mail oder Facebook-Updates genutzt werden. Mit LTE rücken Film und Fernsehen per Handy in den Mittelpunkt: Diese Anwendungen stellen hohe Anforderungen an das Mobilfunknetz, denn das Übertragen der Datenpakete sollte möglichst ohne Verlust passieren, da man das bei bewegten Bildern sofort erkennt.

Doch LTE ist bereits am Start. Provider wie Telefonica O2 fahren bereits erste Feldversuche. Der schwedische Mobilfunkanbieter TeliaSonera bietet LTE bereits an - im Laufe von 2010 sollen damit die größten Städte Schwedens und Norwegens versorgt werden. Wann LTE in Deutschland startet , ist aber noch nicht abzusehen.

Adobe: Flash und AIR werden mobil

Laut Adobe ist der Flash-Client auf knapp 98 Prozent aller PCs und Notebooks installiert. Kein Wunder, denn ohne diese Technologie lässt sich die Multimedia-Vielfalt im Internet kaum erleben - egal ob es um Flash-Videos oder -Spiele geht.

Die Version 10.1 des Flash-Plugins soll im Rahmen des Open Screen Projektes bald auch für mobile Geräte verfügbar sein. Dazu gehören zunächst die Betriebssysteme Android, Windows Mobile, Symbian oder die mobile Linux-Variante LiMo. Auch eine Version für BlackBerry-Smartphones ist wohl geplant. Nur Apple sträubt sich noch gegen Flash-Software für iPhone, iPod Touch und iPad.

Doch Flash lässt sich nicht nur für Online-Dienste nutzen. Immer mehr Software-Entwickler nutzen die AIR-Technologie von Adobe, um Programme zu erstellen. Sie sind in Flash programmiert, lassen sich aber ohne Zugriff auf das Internet nutzen.
Bekannte Tools wie Tweetdeck sind beispielswei in AIR programmiert. Der Vorteil: Ist eine App einmal für AIR geschrieben, läuft sie auf jeder AIR-Installation - egal ob das Smartphone mit Windows, Linux oder Symbian arbeitet.

eZone und Powermat: Schluss mit dem Kabelsalat

Wer viele mobile Geräte besitzt, kann den Kabelsalat meist nicht umgehen, den die verschiedenen Ladegeräte mit sich bringen. Kabellose Ladestationen wollen dem ein Ende setzen. Sie ersetzen die Kabel durch das Aufladen per Induktion.
Die Geräte werden einfach auf eine spezielle Fläche gelegt, dort lädt sich der Akku auf. Zwei Hersteller haben bereits marktreife Technologien am Start: Powermat und eZone. Die Funktionen beider Lösungen gleichen sich, doch ihr Ansatz ist unterschiedlich.

Powermat bietet Adapter für eine Vielzahl von Endgeräten an und verkauft die Ladematten direkt an Endkunden. Damit lassen sich mobile Geräte für das Laden per Induktion nachrüsten. Außerdem arbeitet die Firma an Akkus, die die Ladetechnologie bereits integriert haben - dadurch spart man sich zusätzliche Ausrüstung.
Powermat bietet für das Nachrüsten verschiedene Komponenten an. Beispielsweise gibt es für Navigationsgeräte eine Autohalterung, in der sie sich laden lassen. Die mobile Ladestation besitzt einen eigenen Akku und kann mobile Geräte bis zu viermal laden, bevor sie selbst wieder an die Steckdose muss.

Hinter der Technologie von eZone steckt Qualcomm. Dieser Chiphersteller liefert die Kernkomponenten für viele Smartphones. eZone will nicht an Endkunden, sondern an Hersteller von Mobilgeräten verkaufen. Die Technik für eZone muss im Endgerät integriert sein, das eine passende Ladematte benötigt. Beide Komponenten verständigen sich per RFID-Chip über die benötigte Ladespannung. Strom fließt erst, wenn sich beide Geräte darüber geeinigt haben.
Dieses Verfahren hat mehrere Vorteile gegenüber der Powermat-Lösung: eZone muss den Geräten keine festen Zonen zuweisen. Selbst wenn beispielsweise ein Bluetooth-Headset auf einem Handy liegt, kann es geladen werden. Außerdem verzichtet eZone auf Magneten, um die Geräte in die richtige Position zu bugsieren. Dadurch lassen sich beispielsweise auch Kreditkarten auf der eZone-Fläche ablegen, ohne dass man eine Entmagnetisierung befürchten muss.

Diese Technik könnte beispielsweise in Autos zum Einsatz kommen: Fahrzeugbauer integrieren eine Ladematte in die Mittelkonsole des Autos. Legt der Nutzer ein kompatibles Gerät dort ab, wird dessen Akku ohne weiteres Zutun geladen - egal, ob auch noch Schlüssel, Zugangskarten oder Kleingeld dort liegen.

Laden per Induktion
eZone
eZone kann Geräte ohne Kabel laden. Die Technologie verwendet keine Magneten, ist also auch sicher für Kreditkarten.
eZone
Ein kompatibles Headset auf der Ladematte.
eZone
Ein praktischer Anwendungsfall: Die eZone-Konsole ist in der Mittelkonsole eines Autos integriert.
Powermat
Die Powermat-Matte kann bis zu drei Geräte laden. Im Bild ist die Reiseverseion, die über ein eigenen Akku verfügt und Geräte auch unterwegs bis zu vier mal wieder aufladen kann.
Powermat
Spezielle Akkus lassen sich direkt mit Powermat laden.
Powermat
Ein Auto-Adapter für Powermat.
Powermat
Ein kompatibler Powermat-Akku für Handys.
Powermat
Sind keine kompatiblen Batterien vorhanden, kann ein Powermat-Adapter nachgerüstet werden.
Powermat
Über diesen Adapter lassen sich zahlreiche Geräte versorgen.

Eine neue Benutzeroberfläche für Smartphones und Handys

Das iPad von Apple hat bei seiner Vorstellung viele Erwartungen enttäuscht. Kritiker bemängelten, dass Apple mit dem iPad zwar eine neue Geräteklasse einführen will. Bedienen muss man das iPad aber wie ein iPhone.
Die Firma ExB will dagegen für Tablets eine komplett neue Benutzeroberfläche entwickeln: Sie nennt sich PTPT und soll sich radikal von bisherigen Ansätzen unterscheiden.

Die Abkürzung PTPT steht für Places, Time, People und Things. Sie wird wie das französische Wort Petit ausgesprochen. Auf dem Display sind bei PTPT lediglich drei Icons sowie eine Zeitleiste zu sehen. Klickt man etwa auf das Icon "People" zeigt PTPT die sechs am meisten genutzten Kontakte an. Zieht man einen anderen Kontakt in die Nähe des Kreises, so ändern sich die angezeigten Personen. Die Software stellt automatisch einen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Personen her und zeigt die gemeinsamen Kontakte an.

Auf diese Weise lässt sich nahezu jeder Eintrag beeinflussen. Zieht man beispielsweise eine Person und den E-Mail-Eintrag auf die Zeitleiste, bekommt man sämtliche Mails angezeigt, die man mit dieser Person gewechselt hat. Ein anderes Szenario ist beispielsweise, dass man Bilder auswählt und sie einem Ort zuweist. Anschließend kann man diese Bilder mit den darauf abgebildeten Personen verbinden. Alles steuert man über Touch-Gesten.

Im Hintergrund von PTPT arbeitet eine Datenbank. Diese zieht ihre Informationen aus allen Quellen, die der Nutzer zur Verfügung stellt. Dazu gehören beispielsweise Facebook-Kontakte, Mail-Konten oder gespeicherte Bilder. Die Software verknüpft alle verfügbaren Daten und reagiert mit Vorschlägen auf die Eingaben des Nutzers. PTPT versucht ständig, die Aktionen des Nutzers zu erahnen und stellt die passenden Funktionen zur Verfügung. Ein Beispiel: Zieht man eine Datei auf einen Kontakt, öffnet sich automatisch eine neue Mail mit dem Kontakt als Empfänger und der Datei als Anhang.

Derzeit befindet sich PTPT in einem geschlossenen Beta-Test. Das Programm läuft unter Windows. Bis Herbst 2010 soll die Software auf Android portiert werden - eine passende Oberfläche für die künftigen Tablets mit dem Google-Betriebssystem, die beispielsweise Asus für den Sommer 2010 angekündigt hat.

PTPT
PTPT
PTPT, eine neue, innovative Nutzeroberfläche für Tablet-PCs. Die App fokussiert sich um die vier Punkte "Personen, Time, Places, Things" und sortiert die gespeicherten Daten in diese vier Kategorien ein.
PTPT
Das Nutzerinterface analysiert Websites und schlägt passende Informationen aus dem lokalen Speicher vor.
PTPT
Zieht man Objekte in die Nähe von anderen Punkten, beeinflussen sie sich automatisch.
PTPT
Einzelne Daten lassen sich miteinander verknüpgfen. Hier kombiniert das Tool eine Person mit einem Bild, in dem sie auftaucht.
PTPT
Die Personenansicht in PTPT.
PTPT
Die App bringt eine virtuelle Tastatur mit, die mitlernt und aus dem Wortschatz des Nutzers passende Vorschläge im Zusammenhang mit dem aktuellen Text macht.
PTPT
Die Zeitleiste von PTPT. Hier lassen sich beispielsweise E-Mails, Bilder oder andere Daten bequem nach Datum ordnen und durchsuchen.

Sichere Smartphones: Schutz vor Viren und Diebstahl

Die Virenplage hat inzwischen auch Smartphones erreicht. Doch Sicherheits-Firmen wie F-Secure oder Kaspersky sehen auf mobilen Geräten noch ganz andere Gefahren. Eine davon ist beispielsweise Phishing. Fast alle Desktop-Browser haben mittlerweile Sicherheitsfunktionen, die auf ein fehlendes oder falsches SSL-Zertifikat hinweisen. Auf mobilen Geräten sieht es anders aus: Die wenigsten Smartphone-Browser verfügen über solche Schutzmaßnahmen, obwohl man mit den mobilen Geräten häufig auch Mail-Verkehr abwickelt. Daher ist es möglich, dass Nutzer auch auf ihrem Smartphone Phishing-E-Mails erhalten - die sie unter Umständen aber nicht als solche erkennen.

Sicherheit: Mobile Geräte sollten künftig auch gegen Phishing geschützt sein, meinen zumindest Sicherheitsfirmen. (Quelle: F-Secure)

Ein weitaus größeres Problem von mobilen Geräten ist Verlust oder Diebstahl. Dabei ist meist das Gerät weniger wertvoll als die darauf gespeicherten Daten, etwa Kontakte oder Bilder. Sicherheitslösungen für Smartphones müssen sich daher nicht nur Viren im Visier haben, sondern auch mehr Funktionen für den Datenschutz bieten. Aktuelle mobile Sicherheitslösungen, etwa von F-Secure oder Kaspersky, tragen dem Rechnung: Mit ihnen lassen sich beispielsweise verlorene oder gestohlene Handys orten. Ähnlich wie bei den Lösungen von Apple und Microsoft zeigen die Programme die Position des Smartphones auf einer Karte an. Sie lässt sich über den GPS-Chip des Smartphones bestimmen oder die verfügbaren Mobilfunk-Masten.

Projektor im Handy

Mobile Geräte verfügen über immer mehr Speicher und bessere Kameras. Außerdem können aktuelle Smartphones auch Videos abspielen. Würden die mobilen Geräte auch noch einen Projektor mitbringen, hätte man ein komplettes Kino in der Hosentasche.

Chiphersteller wie Texas Instruments liefern Bausteine mit denen sich DLP-basierte Projektoren ins Smartphone integrierten lassen. Inzwischen sind Geräte verfügbar, die eine WXGA-Auflösung (1280 x 800 Bildpunkte) liefern. Damit lassen sich beispielsweise Präsentationen direkt vom Handy abhalten oder Videos und Bilder auf nahezu beliebigen Oberflächen projizieren.

Doch auch die neueste Generation der Handy-Beamer kämpft noch mit einigen Problemen. Das größte: zu helles Umgebungslicht. Herkömmliche Projektoren sind mittlerweile lichtstark genug, um auch bei normaler Beleuchtung gut erkennbare Bilder zu liefern. Die Mini-Beamer sind noch nicht so weit: Sie liefern nur dann klare Bilder, wenn die Umgebung entsprechend abgedunkelt ist.

Mobile Beamer
Kleine DLP Beamer
Ein Beamer im Taschenformat. Aktuelle Geräte können Inhalte auch von Speicherkarten wiedergeben - ein Computer ist nicht mehr notwendig.
Kleine DLP Beamer
Ein Beamer im Einsatz.
Kleine DLP Beamer
Die verschiedenen Generationen der Chips. Ganz rechts ist die erste Version, links ist eine aktuelle, deutlich kleinere Chipgeneration.
Kleine DLP Beamer
Ein Angestellter von Texas Instruments zeigt einen tragbaren Beamer in Aktion.

MeeGo: Das mobile Linux von Nokia und Intel

MeeGo: Kai Öistämö und Renee James verkünden die Kooperation von Intel und Nokia.

Sowohl Nokia wie auch Intel arbeiten bereits länger an eigenen Linux-Distributionen. Nokia setzt dabei auf Maemo, eine Linux-Variante, die etwa im Smartphone Nokia N900 zum Einsatz kommt. Ähnlich wie die bekannteren Ubuntu-Lösungen setzt Maemo im Kern auf Debian Linux. Für die Benutzeroberfläche verwendet Maemo Gnome. Das Intel-Linux heißt Mobilin: Es soll vor allem auf Netbooks installiert werden.

Weitere Lesetipps:

Künftig tun sich Nokia und Intel zusammen: Maemo und Mobilin sollen in der neuen Distribution MeeGo aufgehen. Das gemeinsame Linux soll sich für alle mobilen Geräte eignen: vom Notebook und Netbook über Tablets bis hin zum Smartphone.
Der Vorteil für den Anwender: Er muss sich nur noch an eine Oberfläche gewöhnen. Der Vorteil für Programmierer: Sie können eine Software unabhängig von den Endgeräten entwickeln und verteilen. Nutzer sollen mit MeeGo außerdem Zugriff auf die App-Verzeichnisse von Intel und Nokia bekommen.

Wann allerdings die erste Version von MeeGo kommt und welche Geräte das neue Linux einsetzen, ist noch nicht bekannt.