Sony, Nokia und RIM gegen Apple

Das iPhone 3G und seine Konkurrenten

09.07.2008 von Stephan Wiesend
Am 9. Juni hat Apple das langerwartete iPhone 3G mit UMTS und GPS vorgestellt, in den Handel gelangt es am 11. Juli. Experten erwarten stark ansteigende Verkaufszahlen, das iPhone 3G muss sich jedoch harter Konkurrenz erwehren.

Am 9. Juni hat Apple das langerwartete iPhone 3G mit UMTS und GPS vorgestellt, in den Handel gelangt es am 11. Juli. Experten erwarten stark ansteigende Verkaufszahlen, das iPhone 3G muss sich jedoch harter Konkurrenz erwehren.

Das iPhone 3G setzt auch weiterhin auf einen Touchscreen, setzt beim Funken aber auf UMTS/HSDPA, zudem ist ein GPS-Empfänger eingebaut. Was aber haben sich Apples Konkurrenten, die traditionellen Handy-Hersteller, inzwischen einfallen lassen? Kein Zufall, dass auch die wichtigsten Handyhersteller in diesem Sommer neue Multimedia-Handys mit Vollausstattung vorstellen werden, manche davon sogar mit Touchscreen. Dabei fallen vor allem die Angebote von Sony, HTC, Nokia und RIM (Blackberry) auf.

Slider von Sony

Während Apple mit dem iPhone nur ein einziges Telefon anbietet, hat Sony aktuell ganze 72 Modelle im Programm. Trotzdem kann man kaum ein Sony-Modell direkt mit dem iPhone vergleichen. Dazu sind die Handys zu sehr auf bestimmte Marktsegmente zugeschnitten: Billige Einsteigerhandys, Kamerahandys, Musikhandys und die Kategorie der Internet/E-Mail-Handys buhlen um unterschiedliche Kundenkreise. Diese lassen sich aber preislich als auch von ihrer Ausstattung her kaum mit einem iPhone vergleichen. Das beliebte G900 etwa hat eine 5-Megapixel-Kamera, ein modernes Symbian-Betriebssystem und kann sogar per Touchscreen bedient werden. Mit seinem kleinen Display der Auflösung 240 x 320 Pixeln ist es aber sowohl als Internet-Handy als auch Videoplayer unterlegen.

Am ehesten kann noch das schwarze X1, auch als Xperia bekannt, als iPhone-Konkurrent gesehen werden. Das Gerät ist noch nicht im Handel, auf dem Papier wirkt es aber beeindruckend. Der Touchscreen-Bildschirm hat die Auflösung von 800 x 480, es lässt sich eine Tastatur heraus schieben und moderne Technologien wie die UMTS-Versionen und HSUPA und HSDPA (noch schneller als UMTS) werden unterstützt. Eine 3,2 Megapixel-Kamera ist integriert, der Speicher kann durch MicroSD-Karten erweitert werden.

Für Mac-Anwender ist das Handy weniger geeignet, es setzt nämlich als Betriebssystem auf Windows Mobile. Die kommende Version 6.1 hat gegenüber Apples iPhone-Betriebssystem einige Vorteile. So unterstützt der Internet Explorer Flash und Silverlight, aber auch Copy-and-Paste sind möglich. Optisch ähnelt die Oberfläche Vista, was Windows-Anwendern die Nutzung erleichtert. Mit einer Software eines Drittherstellers ist voraussichtlich aber auch mit diesen Geräten die Synchronisierung von Daten mit dem Mac möglich, weniger bequem als mit Geräten von Nokia oder dem iPhone.

Das Xperia lässt sich zudem als schnelles Modem nutzen. Im Unterschied zu einem iPhone sollte man mit einem Modemskript Windows-Mobile-Handy als externes Modem für sein Macbook verwenden können.

Designhandy von HTC

Die Firma HTC aus Taiwan trägt keinen klangvollen Namen, man darf die "High Tech Computer Corporation" aber nicht unterschätzen. Die Firma stellt unter anderem die MDAs und XDA-Smartphones von O2 und T-Mobile her. Angeblich ist HTC auch der Hersteller, der für Sony das Modell Xperia baut. Mit dem Touch Diamond hat HTC ein recht beeindruckendes Modell für etwas über 500 Euro vorgestellt, dessen Design gut gelungen ist. T-Mobile wird das Gerät unter dem wenig sexy klingenden Namen XDA Compact IV anbieten. Die Bedienung per Touchscreen kommt der des iPhone recht nahe, HTC nennt diese Technologie TouchFLO 3D. Auch hier kommt Windows Mobile zum Einsatz. Ein Schwachpunkt, den schon das Datenblatt verrät: Der interne Speicher beträgt 4 Gigabyte und unerklärlicherweise kann man das Gerät nicht mit MicroSD-Karten aufrüsten.

Traditionelle Handys von Nokia

Marktführer Nokia hat noch kein echtes Touchscreen-Handy im Angebot. Grund dafür ist vor allem das für Smartphones verwendete Betriebssystem Symbian. Erst die kommende Version Symbian S60 Touch wird die Bedienung per Bildschirm integrieren. Aber auch die aktuellen Nokia-Handys mit Tastaturbedienung sind bereits harte iPhone-Konkurrenten.

Interessant fanden wir etwa das E71, das zwar noch nicht offiziell angekündigt wurde, es gib in einem Blog aber bereits einen ersten Testbericht. Offenbar ein Vorserienmodell.

Allgemein sind die aktuellen Handys von Nokia aber eine interessante Alternative zum iPhone. Hat doch Nokia außerdem mit dem Programm Nokia Sync Manager ein Mac-Programm im Angebot, mit dem man recht bequem seine Mac-Daten synchronsieren kann.

Multimedia-Blackberry

Foto: RIM

Bei Managern ist der Blackberry des kanadischen Herstellers Research in Motion (RIM) immer noch Statussymbol und gehört in amerikanischen Großstädten zum Straßenbild. Bei einigen Büroarbeiten, etwa beim Beantworten einer E-Mail, ist das Kommunikationsgerät einem iPhone ohne Zweifel überlegen. Seit einigen Jahren hat der Hersteller RIM die Privatkunden verstärkt im Visier. Mit dem Black Berry Bold stellte die kanadische Firma vor einigen Wochen ein interessantes Modell mit recht großem Display (480 x 320 Pixeln), GPS-Empfänger und Kamera vor. Einen Touchscreen gibt es nicht, die Eingaben erleichtert nur ein Trackball. Im Vergleich zu früheren Modellen ist es recht elegant und bietet viele Funktionen eines Multimedia-Handys. Mit der Software Blackberry Media Sync kann man sogar seine iTunes-Songs übertragen. Stärke des Blackberry ist aber wie bei allen Modellen dieses Herstellers der Blackberry-Push-Dienst, der zuverlässig E-Mails direkt auf das Handy übertragt und mit Microsoft Exchange und Lotus Notes kompatibel ist.

Unter der Haube

Der Handymarkt ist umkämpft, wobei nicht nur die Netzbetreiber und Handyhersteller untereinander konkurrieren. Abseits des Konkurrenzkampfes der Handyhersteller gibt es noch weitere Konkurrenzkämpfe. So basieren Smartphones auf komplexen Prozessoren, die nur von wenigen Herstellern stammen. HTC verwendet etwa im Diamond einen Chip von Qualcomm, das aktuelle iPhone vermutlich einen Samsung-Chip mit 667 MHz Taktung. Intel und Nvidia versuchen ihre eigenen CPUs ins Spiel zu bringen. Nvidia hat gerade die neue CPU-Plattform Tegra vorgestellt, laut Intel wird die nächste Generation der Baureihe Atom auch für Handys tauglich sein.

Neben den technischen Bausteinen gibt es aber bei den Smartphones auch eine Reihe verschiedener Betriebssysteme, die um Marktanteile kämpfen. Bei den Highend-Handys setzt sich Windows Mobile immer mehr durch, Microsoft spielt nach langer Durststrecke immer besser seine Kompatibilität mit der Windows-Plattform aus. Die unter anderem von Nokia propagierte Plattform Symbian war bisher Marktführer bei den Smartphones, gerät jedoch allmählich ins Hintertreffen. Allerdings setzt auch Sony weiter mit seiner UIQ genannten Symbian-Version auf dieses System. Das von Google geförderte Handy-Betriebssystem Android hat in der Zukunft ebenfalls gute Perspektiven, HTC will darauf setzen, Auch einige Linux-Distributionen sind in mobilen Fassungen verfügbar. Und mit dem iPhone ist ja auch Mac-OS X bereits zum Handy-Betriebssystem gereift.

Fazit

Es gibt in diesem Sommer viele interessante Alternativen zu einem iPhone. Das Betriebssystem der Handys gleicht immer mehr dem eines vollwertigen Computers, im Unterschied zu Business-Handys kommen aber auch Design und Multimediafunktionalität nicht zu kurz. Mobiles Internet ist mit allen Geräten problemlos möglich, auch die Browser dieser Geräte haben mittlerweile einen recht hohen Reifegrad erreicht. Eine Achillesferse scheinen diese Geräte aber alle noch zu haben: Sobald das UMTS-Modul eingeschaltet wird und für hohe Datentransferraten sorgt, leert sich der Akku. Auch die großen Bildschirme, komplexen Systeme und schnellen CPUs verbrauchen viel Strom. Beim Sony G900 etwa hält der Akku bei Nutzung von Push-E-Maildienst nicht einmal einen Tag. Bei aller technischen Brillanz, was nützt einem das perfekte Multimedia-Handy, wenn man wegen leerem Akku plötzlich nicht mehr erreichbar ist? Wir sind in jedem Fall gespannt, wie sich Apples neues UMTS-iPhone gegenüber seinen vielen Konkurrenten schlagen wird. (Macwelt/haf)