Bootprobleme, grauer Bildschirm

Das ist zu tun, wenn der Mac nicht mehr startet

05.08.2016 von Lucy Hattersley und Peter Müller
Wenn der Mac nicht mehr startet, können Sie in vielen Fällen das Problem selbst beheben. Eine Anleitung in zehn Schritten.

Es ist zum Verzweifeln: Wenn der Mac nicht startet, fühlt sich das an wie ein Totalverlust. Was kann man dagegen tun und sein System, die Programme und vor allem die persönlichen Daten retten?

Keine Panik, wenn der Mac nicht bootet. Wir helfen!
Foto: Kaspars Grinvalds - Shutterstock.com

Macs sind zwar sehr zuverlässig, aber eben doch nur Computer und deshalb nicht zu 100 Prozent vor Ausfällen gefeit, die sich manchmal in einem verweigerten Startvorgang ausdrücken. Das kann viele Ursachen haben, bevor man also zu einer Lösung kommt, muss man erst das Problem genau kennen. Glücklicherweise gibt es für Diagnose und Kur ausreichend Maßnahmen. Diesen Ratgeber haben wir in zehn Schritte aufgeteilt, die zum Ziel führen. Die Maßnahmen gelten gleichermaßen für eine Reihe von Betriebssystemversionen, auch für das kommende macOS Sierra. Das ein oder andere Menü kann sich aber von Version zu Version leicht unterscheiden.

Schritt 1: Überprüfen Sie, ob sich Ihr Mac überhaupt anschaltet

Klingt erst einmal banal, aber der Grund, dass Ihr Mac nicht startet, könnte einfach darin liegen, dass er sich gar nicht erst einschaltet. Wenn Sie den Einschaltknopf drücken, keinen Startgong und keinen Lüfter hören, kein Licht an Monitor oder Komponenten angeht, dann liegt voraussichtlich dieser Fall vor. (Das bloße Fehlen des Startgongs kann aber auch bedeuten, dass Sie beim letzten Betrieb den Rechner stumm geschaltet hatten oder die Lautsprecher aus sind. Es müssen schon mehrere Symptome der Stille auftreten.) In der konkreten Situation ist es nicht ganz leicht, die Ursache zu finden, diese muss sich nicht in der Software oder konkret der Startroutine verbergen. Apple hat den Fall, dass sich der Mac nicht anschaltet, ein eigenes Supportdokument aufgelegt und gibt darin im wesentlichen vier Ratschläge. Zunächst soll man die Stromversorgung prüfen (Ist der Mac eingesteckt? Die eventuelle genutzte Steckdosenleiste auch angeschaltet?), sofern vorhanden, ein anderes Kabel nutzen, jedwede Peripherie wie Drucker oder USB-Hubs abstöpseln (natürlich nicht den Monitor...) und sofern erst kürzlich neue Hardware installiert wurde – wie ein neuer Speicherriegel oder eine Festplatte – überprüfen, ob diese Komponenten noch korrekt verbaut sind oder zur Not wieder ausbauen und die alten Komponenten zurück holen. Falls das alles nicht hilft, sollten Sie gleich versuchen, den SMC zurück zu setzen. Wie das geht, erklären wir in Schritt 7.

Schritt 2: Kein Videosignal - oder nur ein verzerrtes

Schaltet sich der Mac an, zeigt aber kein Bild, dann haben Sie vermutlich ein Problem mit dem Monitor. Falls Sie etwas angezeigt bekommen, aber sich nicht an Ihrem Mac anmelden können, dann weiter zu Schritt 3. Falls Sie aber Ärger mit dem Display vermuten, können Sie erneut Hilfestellung aus einem Apple-Support-Dokument beziehen. Apple rät in diesem Fall:

Hilft das alles nichts, rät das Dokument dazu, den PRAM zu löschen oder das System im sicheren Modus zu starten. Mehr dazu später.

Schritt 3: Festplattendienstprogramm im Wiederherstellungsmodus laufen lassen

Der Mac schaltet sich also ein und mit dem Monitor ist auch alles in Ordnung – warum bootet er dann immer noch nicht? Immer noch kann es dafür viele Gründe geben, in diesem Schritt wollen wir ausschließen, dass unsere Probleme mit der Festplatte zu tun haben oder sie gegebenenfalls beheben. Dazu benötigen wir das Festplattendienstprogramm – und damit es nicht nur eine Diagnose stellen kann, sondern entdeckte Probleme auch gleich repariert, müssen wir von einer externen Platte booten. Respektive einer eigenen Partition, die von der Systempartition getrennt ist. Seit OS X 10.7 ist daher die Rettungspartition an Bord des Mac, meist unsichtbar. Starten wir von dieser Partition, können wir von dort dann auch das Festplattendienstprogramm benutzen.

Auf der Rettungspartition ist ein Basissystem mit den wichtigsten Utilities.

Vor dem Neustart müssen wir erst einmal sicher gehen, dass der Mac auch wirklich aus ist. Sollte irgendwo noch ein Licht glimmen oder uns ein grauer Bildschirm leuchten, drücken wir für fünf Sekunden auf den Ein/Ausschaltknopf, um den Mac wieder auszuschalten. Dann halten wir auf der Tastatur die Taten cmd und R gedrückt und schalten den Mac wieder ein. Sollte dieser Bootvorgang klappen, führt er zu einem Bildschirm, der uns einige OS-X-Dienstprogramme anzeigt. Klicken Sie auf das Festplattendienstprogramm. Dann klicken Sie auf das Symbol Ihrer Festplatte in der links angezeigten Liste und anschließend auf "Erste Hilfe" und "Ausführen" (OS X 10.11 El Capitan) respektive auf "Überprüfen" in früheren OS-X-Versionen (Apple hat das Festplattendienstprogramm beim letzten Update ein wenig renoviert...) Warten Sie dann einfach ab und lassen Sie das Tool einen möglichen Fehler reparieren.

Im Festplattendienstprogramm sehen Sie Ihre Platte quasi zweimal. Der Klick auf das Symbol mit dem Namen, der auch auf dem Schreibtisch zu sehen ist, ist der richtige.

Schritt 4: Sicherer Systemstart

Der sichere Systemstart testet schon während des Starts die Funktionalität des Mac und lässt einige Systemkomponenten und vor allem -erweiterungen unausgeführt. In seltenen Fällen hilft diese Methode, den limitierenden Faktor auszuschalten. Nach dem sicheren Systemstart kann dann ein völlig normaler Bootvorgang erfolgen. Den sicheren Start lösen Sie aus, wenn Sie während des Bootvorgangs die Shift- respektive Umschalttaste gedrückt halten. Sofern das Ihren zickenden Mac zum Leben erweckt, kann dieser Vorgang eine Weile dauern, da das System einige Prüfroutinen ausführt. Wenn Sie wissen wollen, was Ihr Rechner da macht, drücken Sie beim Start nicht nur die Shift-Taste, sondern gleich noch cmd und V, Sie starten dann im sogenannten Verbose-Modus, der während des Startens auf dem Bildschirm anzeigt, welche Checks zu welchen Ergebnissen führen. Als Laie werden Sie aber kaum wertvolle Informationen daraus ziehen, es sieht aber ziemlich cool aus...

Wenn der sichere Systemstart (mit oder ohne Verbose) zum Erfolg gereicht hat, starten Sie Ihren Mac einfach ganz normal neu. Wenn der Ärger damit behoben: Herzlichen Glückwunsch! Wenn nicht, dann lesen Sie bitte weiter.

Schritt 5: FSCK - File System Consistency Check

Wenn es nicht gerade Ihr eigener Mac ist, den Sie im Schweiße Ihres Angesichts und immer brennenderer Sorge zu reparieren versuchen, macht Schritt 5 direkt Spaß, fast noch mehr als der Verbose-Boot. Denn der File System Consistency Check fühlt sich richtig geeky an.

Schalten Sie erst den Mac aus und dann wieder an, während Sie die Tasten cmd und S gedrückt halten. Das "S" steht für Single-User-Modus, in dem Sie nun starten. Den Griff können Sie lösen, wenn auf einem schwarzen Schirm weiße Schrift erscheint. Warten Sie nun, bis eine Kommandozeile erscheint und tippen Sie:

fsck ßz

Bitte was? Scharfes ß? Aber ja doch, denn wir gehen davon aus, dass Sie eine deutschsprachige Tastatur benutzen. Im Single-User-Modus ist aber die US-Tastaturbelegung geladen – und darauf sind die Buchstaben nun einmal anders angeordnet. Auf Ihrem Bildschirm erscheint dann:

fsck -y

womit Sie Ihrem Mac sagen, er möge doch bitte den File System Consistency Check (fsck) ausführen und bevor er zurückfragt, ob das ernst gemeint ist, sagen Sie mit -y (respektive eben ßz) ihm klar und deutlich "Yes!" und betätigen gleich die Eingabetaste. Computer sind so.

FSCK hat schon so manchen zickenden Mac wieder auf Tour gebracht.

Nach der Prüfung sagt Ihnen Ihr Rechner entweder "The volume [Name des Mac'] appears to be OK" oder – was Sie eigentlich nicht lesen wollten, vor allem nicht in der Lautstärke - "FILE SYSTEM WAS MODIFIED". Im ersten Fall können Sie ganz gelassen "reboot" in die Kommandozeile tippen und die Eingabetaste drücken, beim Neustart dann bitte keine Taste mehr festhalten. Im zweiten Fall führen Sie den Check nochmals durch, dabei müssen Sie nicht einmal den Befehl neu eintippen. Es genügt, die Taste Pfeil nach oben zu betätigen, der Befehl erscheint erneut, Sie müssen Ihn nur noch mit der Eingabetaste bestätigen. Entweder kommen Sie beim zweiten, dritten oder weiteren Versuchen zum Erfolg. Oder nicht. Bevor Sie es dutzende und hunderte Mal vergeblich versuchen, beschäftigen Sie sich lieber mit dem nächsten Schritt.

Schritt 6: NVRAM zurücksetzen

In Zeiten des PowerPC war die erste Rückfrage von Experten bei Problemen meist "PRAM schon zurückgesetzt?". Hat mal funktioniert, mal nicht, PRAM zurücksetzen war kein Allheilmittel. Dieser Speicher, der durchaus Problem verursachen kann, heißt in Zeiten der Intel-Macs korrekterweise NVRAM. Und ja, man kann ihn zurücksetzen. Der Name des Speichers bezieht sich auf bestimmte Sektionen des Arbeitsspeichers, der gewisse Parameter auch im ausgeschalteten Zustand festhält, etwa die Bildschirmauflösung oder die gewählte Lautstärke – deshalb lässt ja auch ein korrekt bootender Mac keinen Startgong hören, wenn Sie zuletzt den Ton ausgeschaltet hatten.

Wie seit jeher ist das Zurücksetzen des NVRAM nicht unbedingt erfolgversprechend, schadet aber auch nicht. Also ist es hier durchaus angebracht. Sofern Sie Klavier gelernt haben oder ein anderes Instrument, dass besondere Fingerfertigkeit erfordert, sind Sie jetzt im Vorteil. Allen anderen müssen sich beim Booten ein wenig verrenken oder eine dritte helfende Hand hinzubitten. Denn beim Start des Mac müssen Sie gleichzeitig die Tasten Cmd, Alt, P und R gedrückt halten. Und natürlich dann den Einschaltknopf drücken. (Wir haben's noch mal versucht, am besten geht's wohl so: Mit dem rechten Zeigefinger "R", mit dem rechten kleinen Finger "P" und mit dem rechten Daumen gleichzeitig Alt und Cmd drücken – dann haben sie die linke Hand frei für den Einschaltknopf. Auf Macbooks müssen Sie somit "übergreifen". Olli Kahn wäre begeistert.) Sie müssen die mehr oder minder unbequeme Position auf den vier Tasten (ohne Einschaltknopf) so lange halten, bis ein zweites Startsignal ertönt.

Die rechte Hand schafft das alleine, dann kann die linke den Rechner einschalten.

Womöglich startet der Mac dann ganz normal und zeigt dabei einen Fortschrittsbalken. Kann aber passieren, dass der Bootvorgang abbricht, bevor dieser komplett gefüllt ist, dann hat das Zurücksetzen des NVRAM eben doch nicht geholfen. Wir haben aber noch einige Pfeile im Köcher.

Schritt 7: SMC zurück setzen

Jetzt sind wir an den Punkt gekommen, an dem wir den System Management Controller (SMC) des Mac zurücksetzen müssen, wenn überhaupt noch etwas helfen soll – beinahe eine ultima ratio, bevor den Mac komplett neu aufsetzen. Diese Maßnahme ist ein wenig komplizierter, Apple hat dafür eine ausführliche Anleitung bereit gestellt, jeweils für Notebooks und für Desktops. Für letztere liest sie sich simpel: Stromversorgung abstecken, 15 Sekunden warten, wieder anstecken, fünf Sekunden warten, wieder anschalten.

Bei Macbooks wird es nun aber kompliziert, denn der Trick besteht ja darin, dem Rechner für eine kurze Zeit überhaupt keine Stromquelle zur Verfügung zu stellen. Das Netzteil des Macbooks auszustecken, hilft also nicht weiter. Bei älteren Macbooks, bei denen man noch die Batterie ausbauen kann, ist das die entsprechende Maßnahme. Wenn dann die Stromversorgung komplett weg ist, drückt man fünf Sekunden lang auf den Power-Button, baut dann die Batterie wieder ein und steckt das Netzteil an. Dann bootet die Maschine hoffentlich.

Bei den meisten mobilen Macs lässt sich die Batterie aber eben nicht mehr ausbauen. Apples Prozedur zum Löschen des SMC sieht dann so aus:

Schritt 8: Target Disk Modus

Geht's immer noch nicht? Spätestens jetzt ist es Zeit für die Datenrettung, bevor wir wirklich das System neu aufsetzen müssen. Falls Sie ein notorischer Backup-Verweigerer sind, dann handelt es sich bei diesem Schritt um Ihren letzten Strohhalm, um an Ihre Daten zu gelangen. Den Mac haben Sie damit jedoch nicht repariert, aber darum kümmern wir uns später. Im Wesentlichen bedeutet der Target Disk Modus, dass Sie Ihren (defekten) Mac mit einem anderen (gesunden) Mac verbinden und die Festplatte des kaputten Rechners als externes Volume auf dem funktionierenden mounten können. So ist unter Umständen eine Last-Minute-Rettung Ihrer Daten möglich. Und so geht's:

Auf Ihrem gesunden Mac (oder dem eines Kollegen oder Freundes) sehen Sie nun das Symbol Ihrer Festplatte. Ziehen Sie sich nun die Daten, die Sie noch benötigen, auf ein weiteres externes Speichermedium. Sie können auch die gesamte Festplatte klonen, etwa mit dem Festplattendienstprogramm. Bootet der Rechner nicht einmal mehr im Target Disk Modus? Au weia! Weiter mit Schritt 10.

Schritt 9: System neu aufsetzen

Na, dann. Es bleibt nicht mehr viel übrig, als das System neu aufzusetzen. Dazu sehen Sie sich noch einmal den Schritt 3 an, den Wiederherstellungsmodus. Nach dem erfolgreichen Start in diesen, haben Sie auch die Option, das System neu zu installieren, dazu ist die Rettungspartition ja da. Der Vorgang ist eigentlich selbst erklärend. Anstatt von Rettungspartition können Sie auch von einem bootfähigen externen Medium das System neu installieren, wie Sie einen Bootstick von OS X 10.11 El Capitan erstellen, erklären wir hier. Wichtig: Von der Rettungspartition erhalten Sie das aktuelle System, das auch auf der Hauptpartition, die ja nun nicht mehr will, installiert ist. Vom USB-Stick nur die Version, die Sie damals dort abgelegt haben. Das kann ja noch die erste Public Beta sein...

Schritt 10: Ab in die Genius Bar

Jetzt müssen wir Griechisch lernen, weil wir mit unserem Latein am Ende sind. Der bildliche "Grieche" ist jedoch ganz konkret die Genius Bar im nächsten Apple Store, dort sollten Sie Ihren Mac nun hinbringen, dazu unbedingt einen Termin über Apples Website ausmachen. Der Genius wird Ihnen sagen, was zu reparieren und was hoffnungslos verloren ist – inklusive Kostenvoranschlag. Im allerschlimmsten Fall nimmt der Apple Store Ihren Elektroschrott zurück und verkauft Ihnen einen neuen Rechner. Aber soweit muss es ja nicht kommen, der Austausch einer Festplatte/SSD oder eines Logic Boards kommt in der Regel günstiger als die Anschaffung eines Neugerätes. (Macwelt)

Wenn nichts mehr hilft, ist ein Besuch im Apple Store unvermeidlich.
Foto: Apple