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Dauerbaustelle Media Markt online

09.02.2010
Ein Problem hat der beherrschende Elektronik-Retailer Media Markt bis heute nicht gelöst: Sein Online-Shop kommt einfach nicht in die Gänge. Und das wird noch eine Zeitlang so bleiben.
Fest verankert in der Offline-Welt: der MediaMarkt .

Ein Problem hat der beherrschende Elektronik-Retailer Media Markt bis jetzt nicht gelöst: Sein Online-Shop kommt einfach nicht in die Gänge.

Und das wird noch eine Zeitlang so bleiben. Denn bis heute hat der Retailriese, der im vergangenen Jahr Artikel im Wert von 19 Milliarden Euro umsetzte (Media Markt und Saturn Hansa zusammen), es nicht geschafft, einen Online-Shop zu etablieren.

Dabei weiß man in Ingolstadt nur zu genau, dass man nicht umhin kommen wird, einen Internet-Laden zu eröffnen. Entsprechend mahnt Egon Cordes, der Chef des Konzerns Metro, dem beide Elektronik-Ketten gehören, seit Monaten an, endlich eine Online-Verkaufsplattform ins Netz zu stellen.

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Einem Bericht der "Süddeutsche Zeitung" (SZ) zufolge war Cordes zuletzt vor drei Wochen mit diesem Anliegen bei seinen Führungskräften vorstellig geworden. Er musste jedoch erfahren, dass man bei Media Markt und Saturn Hansa seine Meinung zwar im Prinzip teilt, jedoch bei der Umsetzung Einiges andres machen will, als es dem Metro-Manager gefallen dürfte.

Seit drei Jahren kein schlüssiges Konzept

Nun hat die Online-Misere der Elektronik-Riesen Tradition.

Vor drei Jahren sprach man in Ingolstadt zum letzten Mal über eine einheitliche Online-Plattform - dann vergruben sich die Regionalfürsten des Media Marktes wieder in ihre eigene Bilanzen. Diese setzten sich aus filialweise bestimmten Preisen, Herstellerzuschüssen zu Flyern und Werberaktionen und anderen Posten zusammen; was in ihnen auf keinen Fall zu finden ist, sind einheitliche Preise.

Das ist bis heute so, weshalb ein gemeinsamer Webauftritt, gar in einem landesweit übergreifenden Online-Shop, bis heute offensichtlich außerhalb der Möglichkeiten der beiden Metro-Töchter liegt.

Hinzukommt, dass die beiden Firmen eines garantiert nicht antasten werden: Die stete Präsenz der Käufer in den europaweit 580 Läden. Denn nur, wenn die Kunden, angelockt von mehr oder weniger erfreulichen Lockvogel-Angeboten, die Läden betreten, können diese auch ihre zweifellos verführerische Macht entfalten.

Es wird gekauft, die vielen Regale machen sozusagen Jagd auf die Kunden, und wer sich ihnen entziehen kann, muss als einsamer Verweigerer gelten.

Mit einem emotional neutralen Online-Shop aber würde man sich in die unübersehbare Menge der Online-Shops nur einreihen.

Geheimnisvoll magere Testversuche

Auch das weiß man in Ingolstadt. Weshalb man derzeit testet, welche Verknüpfung den Läden und dem vielleicht in diesem Jahr fertig werdenden Webladen gut täte.

Laut dem Bericht der SZ testet der Konzern derzeit in den Niederlanden und in Österreich; was genau getestet wird, wollte der Konzern nicht sagen.

Zur Frage der einheitlichen Preise aber zeigt man sich in Ingolstadt zugeknöpft. Man arbeite daran, lautete die wenig erhellende Auskunft.

Weshalb Branchenkenner längst einige Modelle erwägen, wie sich die Metro beziehungsweise die beiden Töchter aus der Affäre ziehen könnten: Der theoretische Favorit scheint derzeit ein Partnerkonzept zu sein. Doch auch dieses erledigt den Widerspruch der selbst bestimmten Filialpreise nicht.

Es sei denn, Cordes macht draus einen anderen Schuh: Nach und nach gleichen sich die Filialpreise den Online-Preisen an. Doch laut Branchenkennern könnten mehrere Jahre ins Land ziehen, bis diese Strategie aufgehen würde.

Zulange, um das zunehmend lukrative Online-Geschäft links liegen lassen zu können. Im vergangenen Jahr erwirtschafteten Internetverkäufer 15,5 Milliarden Euro - ein Umsatzplus von 16 Prozent gegenüber dem Jahr 2008.

Und in diesem Jahr soll der Online-Umsatz weiter mit zweistelligen Zuwächsen auftrumpfen.

Dass die Metro, der weltweit drittgrößte Handelskonzern, an diesem Boom nicht teilhaben will, ist wenig wahrscheinlich.

Bis jetzt allerdings verzichtet er auf den Online-Handel. (wl)