DEC: Unternehmensberater prüfen Rationalisierung

22.05.1998

MÜNCHEN: Spekulationen und Gerüchte verheißen für die Mitarbeiter von Compaq und DEC nichts Gutes. Das Gespenst "Massenentlassung" nimmt mit den Beratern von McKinsey Gestalt an.Nach Übernahme der Digital Equipment Corp. (DEC) durch Compaq sollen 15.000 Arbeitsplätze weltweit abgebaut werden. Offiziell hat das Unternehmen diese Angaben zwar noch nicht bestätigt, gab aber gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" zu, "daß diese Zahl im Raum steht". Die Betriebsräte der europäischen DEC-Tochtergesellschaften befürchten, daß tausende von Mitarbeitern entlassen würden. Die deutsche Niederlassung in München geht derzeit davon aus, daß von insgesamt 2.500 Stellen etwa 400 gefährdet seien.

Die Rationalisierungsprofis der gefürchteten Unternehmensberatung McKinsey sind nach Angaben von DEC-Firmensprecher Herbert Wenk "im Gesamtprozeß der Compaq-Digital-Zusammenführung im Haus tätig". Allerdings bestreitet er noch, daß die Berater Arbeitsplätze auf ihren Bestand prüfen. "Wenn McKinsey im Haus ist, bedeutet das nichts Gutes. DEC gibt ja nicht umsonst viel Geld für eine Unternehmensberatung aus", befürchtet trotzdem ein Insider.

Auch die Compaq-Mitarbeiter dürften nicht mehr ruhig schlafen. Die "Computerwoche" rechnete bereits im Februar aus, "daß im Zuge der Firmenfusion mit zirka 18.000 Entlassungen zu rechnen ist". Bei Compaq seien insbesondere die Geschäftsbereiche betroffen, die sich mit DEC-Geschäftsfeldern überschneiden. Analysten spekulieren zum jetzigen Zeitpunkt, daß bei Compaq insbesondere die Workstation-Division und das Serverumfeld ins Schußfeld geraten. Der Grund: DEC hat hier das größere Technologie-Know-how.

Zehn Milliarden Dollar will sich Compaq die Übernahme von DEC kosten lassen. Damit würde nach IBM der weltweit zweitgrößte Computerkonzern entstehen. Gemeinsam erwirtschafteten beide Unternehmen 1997 einen Umsatz von 38 Milliarden Dollar, und beide Firmen stellen insgesamt momentan noch 73.000 Arbeitsplätze.

Zur Absegnung der Fusion hat DEC für den 11. Juni eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen. Außerdem fehlt noch die Zustimmung der US-Kartellbehörden. Bisher gehen aber beide Unternehmen davon aus, daß die Übernahme bald unter Dach und Fach sein wird. (ch)